Jahresrückblick 2012
"Würden Sie diesen Männern Ihren Mercedes anvertrauen?", fragte ein Werbeslogan der Stuttgarter Marke mit dem Stern 1990, als das Trio in der Sportwagen-WM für das Sauber-Mercedes-Team an den Start ging. Michael Schumacher war in der Deutschen Formel-3-Meisterschaft 1989 mit 163 Punkten "nur" Dritter geworden - punktgleich mit Heinz-Harald Frentzen und einen Zähler hinter Karl Wendlinger. Doch während die beiden anderen Mercedes-Junioren von damals nie den weltmeisterlichen Durchbruch schafften, sollte der Kerpener gleich siebenmal Formel-1-Champion werden.
Vor Beginn der Saison 1994 war Schumacher der aufkommende Shooting-Star und Ayrton Senna nach dem Wechsel zum erfolgreichen Williams-Team der logische WM-Favorit - und alles freute sich schon auf das große Duell der beiden, zumal der (damals noch) kleine Schumacher dem großen Senna schon vorher unliebsam aufgefallen war. Aber Senna schied beim Saisonauftakt in Sao Paulo an zweiter Stelle liegend wegen eines Drehers aus. Beim zweiten Rennen im japanischen Aida (Bild) wurde er Opfer einer Startkollision.
Senna stand beim dritten Grand Prix des Jahres 1994 in Imola zum dritten Mal auf Pole-Position, doch anstatt seine erwartete Aufholjagd zu beginnen, endete das Wochenende mit einer Tragödie. So ging Senna gegen Schumacher als unvollendetes Duell in die Geschichte der großen Formel-1-Rivalitäten ein.
Bei Williams wurde Sennas Lücke durch den anfangs oft blass wirkenden Damon Hill gestopft, der trotz seiner Unerfahrenheit plötzlich Teamleader mit dem schnellsten Auto der Formel 1 war. Zwischen den beiden kam es zu zahlreichen kontroversen Begegnungen auf der Strecke, etwa beim WM-entscheidenden Saisonfinale 1994 in Adelaide oder 1995 in Silverstone (Bild).
In Spa-Francorchamps 1995 feierte Schumacher einen seiner größten und legendärsten Siege, als er auf nasser Strecke mit Slicks dem mit Regenreifen ausgestatteten Hill um die Ohren fuhr. Schumacher sollte das WM-Duell 1994 und 1995 für sich entscheiden.
Erst 1996, im ersten Aufbaujahr bei Ferrari, hatte er gegen Hill mit dem technisch überlegenen Williams das Nachsehen.
Schumachers vielleicht schwärzeste Stunde, für die er sich stets nur andeutungsweise entschuldigt hat: Beim WM-Finale in Jerez 1997 muss er vor Jacques Villeneuve bleiben, um Weltmeister zu werden. Der Williams-Pilot attackiert jedoch in der Dry-Sac-Kurve überraschend aus dem Hinterhalt...
... und Schumacher schlägt die Tür zu! Der Deutsche scheidet aus und verliert wegen der unfairen Rammbock-Attacke alle Punkte sowie den Vizetitel 1997, darf aber alle Siege jener Saison für seine Statistik behalten. Villeneuve kann weiterfahren, beendet den Grand Prix als Dritter und wird zum ersten und einzigen Mal Formel-1-Weltmeister.
Nach dem Ende der großen Williams-Ära hieß Schumachers größter Gegner Mika Häkkinen, der sich mit dem aufstrebenden McLaren-Mercedes-Team 1998 und 1999 die Fahrerkrone sicherte. Erst im Jahr 2000 gelang es Schumacher, die Dominanz des "Fliegenden Finnen" zu brechen und im fünften Anlauf endlich auf Ferrari Weltmeister zu werden.
Waren die Rivalitäten mit Hill und Villeneuve von negativen Spannungen geprägt, so entwickelte sich zwischen Schumacher und Häkkinen ein sehr respektvolles Verhältnis. Das zeigte sich unter anderem auch beim legendären Überholmanöver in Spa-Francorchamps 2000 ("Zonta-Zange").
Von 2001 bis 2004 war Ferrari das tonangebende Team in der Formel 1. Teamkollege Rubens Barrichello war die klar deklarierte Nummer 2, musste zum Beispiel in Österreich 2002 auf den Sieg verzichten ("Let Michael pass for the Championship!"), durfte aber trotzdem den Siegerpokal einstreifen - eine Farce, für die Ferrari eine Million US-Dollar Strafe an die FIA überweisen musste.
Kurios das Rennende in Indianapolis 2002: Schumacher, im WM-Kampf längst alle Sorgen los, plant ein Fotofinish mit seinem Teamkollegen - und kommt am Ende 0,011 Sekunden hinter Barrichello über die Ziellinie. Aus eigener Kraft kam der Brasilianer dem übermächtigen Deutschen 2004 am nächsten, als er mit 114:148 Punkten Vizeweltmeister wurde.
Juan Pablo Montoya gewann die Herzen der Fans mit seinem kompromisslosen Fahrstil und fightete Schumacher schon 2001 im Senna-S von Sao Paulo erstmals nieder. Es folgten zahlreiche weitere Duelle, die immer hart und meistens fair abliefen.
Nur 2003 war Montoya in der Weltmeisterschaft ein ernster Gegner Schumachers, die Rad-an-Rad-Kämpfe der beiden setzten sich aber auch 2004 fort, etwa hier in Imola. Tiefpunkt im persönlichen Verhältnis der beiden: Monaco 2004, als Montoya während einer Safety-Car-Phase ins Heck des führenden Ferrari rauschte.
Wieder ein Finne, wieder McLaren-Mercedes: Beim WM-Finale in Suzuka 2003 reichte Schumacher ein achter Platz, um zwei Punkte vor Kimi Räikkönen Weltmeister zu werden. Das verbale Ballyhoo zwischen dem Ferrari-Superstar und dem aufstrebenden "Iceman" hielt sich aber in Grenzen.
2003 war das letzte Mal ein McLaren-Fahrer Schumachers Hauptgegner - und markierte damit das Ende der WM-Fights zwischen dem Genie am Steuer und dem Genie am Zeichenbrett. Achtmal waren Adrian-Newey-Autos zwischen 1994 und 2003 Schumachers einzig echter WM-Gegner, aber am Ende hatte das Duell einen klaren Sieger: Schumacher fünf, Newey drei Titel.
2005 kam dann "Ferdinando" Alonso, dessen Name Schumacher anfangs noch nicht einmal richtig aussprechen konnte. Der Spanier mauserte sich bei Schumachers Ex-Team Benetton (unter neuem Namen Renault) und unter dessen Ex-Teamchef Flavio Briatore zum neuen Star der Formel 1 und wurde 2005 erstmals Weltmeister. Schumachers Ferrari war in jener Saison unterlegen.
2006 dann der letzte Showdown: Schumacher, der seinen Rücktritt bereits zuvor erklärt hatte, forderte beim WM-Finale in Sao Paulo Spitzenreiter Alonso - und verlor trotz bemerkenswerter Aufholjagd als Vierter in seinem (vermeintlich) allerletzten Grand Prix.
197:324 Punkte, 1:5 Podestplätze, 0:1 Siege und 18:40 gewonnene Qualifyings: Gegen den letzten Rivalen seiner Karriere, Nico Rosberg, musste Schumacher von 2010 bis 2012 auf Mercedes eine klare Niederlage nach Punkten einstecken.