powered by Motorsport.com
  • 18.11.2012 18:51

  • von Felix Matthey

Die Formel 1 muss sich in den USA erst noch etablieren

Das Interesse an der Formel-1-Premiere in Austin ist gewaltig - aber hat die Königsklasse in den USA nun auch dauerhaft Fuß gefasst?

(Motorsport-Total.com) - Der "Circuit of The Americas" wurde schon vor der Formel-1-Premiere mit jeder Menge Vorschusslorbeeren überschüttet: Die hochmoderne Anlage vor den Toren der texanischen Großstadt Austin beinhaltet einige sehenswerte Kurvenkombinationen und katapultiert die Formel 1 in den Vereinigten Staaten in eine neue Dimension: Noch nie zuvor wurde eine Rennstrecke in den USA extra für die Königsklasse des Motorsports errichtet.

Titel-Bild zur News:

Das Zuschauerinteresse an der Formel-1-Premiere in Austin ist enorm Zoom

Die Premiere zog prompt zahlreiche Rennsportfans von nah und fern an: Bereits am Trainingsfreitag säumten 65.360 Fans die rund 5,5 Kilometer lange Strecke, am Samstag waren es bereits 82,710. Zum Vergleich: am Rennsonntag auf dem Hockenheimring in diesem Jahr waren etwa 59.000 Zuschauer vor Ort.

"Es ist fantastisch, bei der Premiere so einen fantastischen Zuspruch von den Fans zu erhalten", freut sich Mercedes-Teamchef Ross Brawn gegenüber 'Autosport' über die zahlreichen Zuschauer vor Ort. "Nun geht es darum, diese Unterstützung zu festigen."

Handelt es sich bei der Begeisterung nur um eine Anfangseuphorie oder hat die Formel 1 die Herzen der US-amerikanischen Fans nun doch endlich erobert? In den Staaten gilt die NASCAR-Serie nach wie vor als die Nummer 1 unter den Motorsportarten. Die actiongeladenen Rennen sagen den Amerikanern offenbar mehr zu als die für gewöhnlich taktisch geprägten Formel-1-Grands-Prix, die in der Vergangenheit beispielsweise bei ihren Grands Prix in Indianapolis über die Jahre immer weniger Fans an die Strecke lockte.

Brawn: "Ich denke, es wird einige Zeit dauern bis sich die Formel 1 hier etabliert hat. Man kann nicht einfach hier hinkommen und erwarten, dass das amerikanische Publikum auf einmal umdenkt und alles versteht." Man müsse laut des Briten das Publikum weiterentwickeln und für sich gewinnen. Dass am Rennsonntag alle Tickets verkauft sein werden, ist laut Brawn allerdings schon eine gute Basis: "Wir müssen diese Begeisterung aufrechterhalten!"

"Ich denke, es wird einige Zeit dauern bis sich die Formel 1 hier etabliert hat." Mercedes-Teamchef Ross Brawn

Horner: "Der US-amerikanische Markt ist gewaltig"

Red-Bull-Teamchef Christian Horner sieht indes auch kulturelle Gründe als Ursache dafür an, dass die Formel 1 bislang nicht wirklich in den Vereinigten Staaten Fuß fassen und eine große Fangemeinschaft aufbauen konnte: "Ich denke, dass die Amerikaner die Formel 1 nach wie vor als europäische Rennserie betrachten", verweist der Brite auf die europäischen Wurzeln der Rennserie, die 1950 in Silverstone ihren ersten Grand Prix austrug und über viele Jahre hinweg vornehmlich Rennen in Europa austrug.

Wirtschaftlich gesehen sei die USA aber unverzichtbar für die Formel 1: "Der Markt ist so gewaltig und der Motorsport so vielfältig." Neben der NASCAR- erfreut sich auch die IndyCar-Serie in den USA enormer Beliebtheit. Die "500 Meilen von Indianapolis" ist mit rund 500.000 Zuschauern die größte EIntages-Veranstaltung der Welt. Zudem finden in den Staaten alljährlich die Sportwagenrennen "24 Stunden von Daytona" und die "12 Stunden von Sebring" statt. Veranstaltungen, an denen auch zahlreiche Hersteller aus Europa teilnehmen.

Christian Horner (Red-Bull-Teamchef)

Christian Horner sieht viel Potenzial in einem Rennen in den USA Zoom

"Der Markt ist für die Teams, die Sponsoren und ihre Partner von enormer Bedeutung", fährt Horner fort. Das Rennen in Austin sei bezüglich des 'corportate entertainment' für Red Bull das wichtigste Rennen in der noch jungen Geschichte des Rennstalls. Von daher wolle man am Rennsonntag auch eine gute Show bieten: "Ich denke, die Bedingungen hier sind ideal um in den USA eine gute Show abzuliefern", sagt Horner voller Euphorie.