Nicht immer verläuft ein Debüt in der Formel 1 glatt: Wir haben uns mal Beispiele von Piloten angeschaut, deren erstes Rennen aus anderen Gründen denkwürdig war
Mit Nikita Masepin, Mick Schumacher und Yuki Tsunoda haben in Bahrain 2021 drei Fahrer ihr F1-Debüt gegeben - mit unterschiedlichem Erfolg. Mit seinem frühen Dreher hat Masepin für einen unerfreulichen Auftakt gesorgt. Von kurios war der Russe dabei aber noch ein Stück entfernt. Da hat es in der Geschichte ganz andere Beispiele gegeben.
Die Story von Markus Winkelhock hat jeder Formel-1-Fan noch im Hinterkopf. Als Ersatz von Christijan Albers darf er 2007 sein Heimspiel am Nürburgring für Hinterbänkler-Team Spyker bestreiten. Vom letzten Startplatz aus kann niemand erahnen, was in den nächsten Minuten folgen soll.
Spyker zockt ob des drohenden Regens und holt Winkelhock noch in der Einführungsrunde für Full-Wets an die Box - die goldrichtige Entscheidung. Während die Konkurrenz reihenweise abfliegt und an die Box fährt, liegt der Deutsche plötzlich in seiner zweiten Formel-1-Runde in Führung. Lange hält das Märchen aber leider nicht.
16 Jahre zuvor legt ein anderer Deutscher ein furioses Debüt hin. Weil Bertrand Gachot nach einem Angriff auf einen Taxifahrer im Gefängnis sitzt, braucht Eddie Jordan für den Grand Prix in Spa einen Ersatzmann. Nach einer kleinen Lüge von Manager Willi Weber lässt der Ire Michael Schumacher ans Steuer.
Im Qualifying überrascht Schumacher mit Startplatz sieben für das kleine Team - vier Plätze vor Teamkollege Andrea de Cesaris. Im Rennen kommt er aufgrund eines Kupplungsschadens nur 500 Meter weit, hatte da aber bereits genug gezeigt, um sich für höhere Aufgaben zu empfehlen. Schon beim nächsten Rennen fährt er für Benetton.
Zwei Jahre später darf sich der Italiener Marco Apicella beim Heimspiel in Monza bei Jordan versuchen. Sein Debüt ist sogar noch kürzer: Schon in der ersten Kurve scheidet er nach einem Startunfall aus. Da es sein einziger Start ist, wird häufig angenommen, dass er die kürzeste Formel-1-Karriere aller Zeiten hatte. Das stimmt aber nicht!
Diese zweifelhafte Ehre wird dem Deutschen Ernst Loof zuteil, der lediglich 1953 auf der Nürburgring-Nordschleife dabei ist (im Bild ist Veritas-Kollege Erwin Bauer). Loof qualifiziert sich als 31., kommt im Rennen aufgrund einer defekten Benzinpumpe aber nur zwei Meter (!) weit. Einsamer Rekord!
Zumindest fährt er mehr Rennmeter als Vincenzo Sospiri. Als Meister der Formel 3000 bekommt der Italiener 1997 die Chance, für das ambitionierte Lola-Team zu fahren. Doch in Melbourne ist das Team mehr als zehn Sekunden von der Pace weg und qualifiziert sich nicht. Lola zieht sich noch vor dem nächsten Rennen aus der Formel 1 zurück.
Mark Webber debütiert 2002 für das unterlegene Minardi-Team, das in den beiden Jahren zuvor keinen Punkt eingefahren hatte. Den sichert der Australier dem klammen Rennstall aber schon beim Auftakt in Melbourne - passenderweise beim Heimspiel von ihm und Teamchef Paul Stoddart.
Der fünfte Platz ist Minardis bestes Ergebnis seit acht Jahren, die Szenen danach sind unvergessen. Nach der offiziellen Podestzeremonie feiern Webber und Stoddart das Ergebnis selbst auf dem Podium wie einen Sieg. Die Fans in Melbourne sind begeistert. Am Ende steht Minardi dadurch vor Toyota in der WM.
Ein Jahr zuvor wird einer der wohl besten Jahrgänge der neuen Formel-1-Geschichte eingeführt. Kimi Räikkönen, Fernando Alonso und Juan Pablo Montoya prägen die Königsklasse viele Jahre - teilweise sogar 20 Jahre später noch. Enrique Bernoldi bleibt hingegen in der Geschichte wie auf dem Bild nur ein Nebendarsteller.
Jacques Villeneuve legt 1996 in Melbourne einen furiosen Start hin und qualifiziert sich vor seinem Williams-Teamkollegen und späteren Weltmeister Damon Hill auf der Pole-Position. Alles ist für einen sensationellen Debütsieg des Kanadiers bereitet.
Doch gegen Ende des Rennens ereilt Villeneuve ein Ölleck an seinem Fahrzeug. Hill kann auf seinen Teamkollegen aufschließen und diesen schließlich überholen. Der Brite gewinnt die ersten drei Saisonrennen, bevor am Nürburgring erstmals Villeneuve zuschlägt. Am Ende wird Hill vor Villeneuve Weltmeister.
Doch was dem Kanadier nicht gelingt, schafft 35 Jahre davor der Italiener Giancarlo Baghetti. Ferraris FISA-Team setzt 1961 einen Ferrari 156 in Reims ein, der aber mindestens zehn PS schwächer sein soll als die Konkurrenz. Im Qualifying landet Baghetti auf Rang zwölf.
Im Rennen schlägt aber Baghettis große Stunde und er gewinnt den Grand Prix mit 0,1 Sekunden Vorsprung vor Dan Gurney und Jim Clark. Damit ist er bis heute er Einzige, dem dieses Kunststück im ersten Rennen gelingt (ausgenommen Silverstone 1950). Auf dem Podium steht der Italiener im Anschluss aber nie wieder.
Die kurioseste Geschichte gehört aber sicherlich zu Hans Heyer, der 1977 auf dem Hockenheimring sein Formel-1-Debüt geben möchte. Für das Rennen qualifiziert sich der Mönchengladbacher nicht, weil er mit viereinhalb Sekunden Rückstand nur 27. wird. Aufnehmen wird er den Grand Prix aber trotzdem.
Denn befreundete Sportwarte lassen ihn am Sonntag auf die Strecke, sodass er dem Feld unerlaubt hinterherfahren kann. Dass der ATS-Pilot am Start ist, fällt erst auf, als er in Runde neun mit einem technischen Defekt ausrollt. Heyer wird aus dem Rennen ausgeschlossen - an dem er eigentlich nicht einmal hätte teilnehmen dürfen.
Nicht immer verläuft ein Debüt in der Formel 1 glatt: Wir haben uns mal Beispiele von Piloten angeschaut, deren erstes Rennen aus anderen Gründen denkwürdig war