Eine lange Karriere ohne Sieg oder ein kurzes Vergnügen: Diese zehn Talente sind mit großen Ambitionen in die Formel 1 gekommen, konnten diese aber nie erreichen
#10 Nico Hülkenberg: Als er 2010 in die Formel 1 einsteigt, gilt der Deutsche als echter Überflieger. Wie ein heißes Messer durch Butter pflügt er als Meister durch die Formel BMW, die A1GP-Serie, die Formel-3-Euroserie und auch auf Anhieb durch die GP2-Serie. In seinem ersten Formel-1-Jahr bei Williams feiert er sogar gleich eine Pole.
Doch Hockenheim 2019 wird zum Sinnbild seiner Karriere: Wann immer er das Podest vor Augen hat, scheitert er - wie 2012 in Brasilien, als er im Force India sensationell vor dem Sieg steht, bis er mit Lewis Hamilton kollidiert. Seine Zeit in der Formel 1 liegt aktuell ohne Sieg und ohne auch nur ein Podest auf Eis.
#9 Michael Andretti: Meister der Formel Ford, Meister der Super Vee, Champion der CART-Serie, Sohn von Formel-1-Weltmeister Mario Andretti: Mit einer besseren Visitenkarte hätte der Amerikaner 1993 nicht von den USA in die Formel 1 kommen können. "Er kann Weltmeister werden", ist sich McLaren-Teamchef Ron Dennis damals sicher.
Doch das Jahr an der Seite von Ayrton Senna wird zum großen Missverständnis. Während der Brasilianer mit 73 Punkten WM-Zweiter wird, holt Andretti lediglich sieben Zähler. Sohn Marco sagt später, dass McLaren seinen Vater sabotiert habe, um Mika Häkkinen ins Auto setzen zu können. Nach P3 in Monza geht er freiwillig zurück in die USA.
#8 Nick Heidfeld: Noch ein deutscher Shooting-Star kommt 2000 in die Formel 1. Heidfeld gewinnt unter anderem die Deutsche Formel 3 und die Formel 3000 und hat schnell den Spitznamen "Quick Nick" weg. Auch dank Unterstützung von Mercedes steht der Mönchengladbacher vor einer großen Karriere.
Doch der letzte Schritt fehlt immer: 2002 setzt McLaren lieber auf die Dienste seines Sauber-Kollegen Kimi Räikkönen, und auch bei den Siegen sind ihm andere voraus. Achtmal wird Heidfeld in seiner Karriere Zweiter, den einzigen Sieg für BMW-Sauber holt aber Robert Kubica. Ein Sinnbild.
#7 Jean Behra: Auf Motorrädern wird der Franzose in den Nachkriegsjahren zum Dauersieger, doch sein Talent beweist er auch auf vier Rädern, als er in Reims 1952 im unterlegenen Simca-Gordini die überlegenen Ferrari von Giuseppe Farina und Alberto Ascari besiegt. Auch beim ersten Formel-1-Auftritt in der Schweiz wird er auf Anhieb Dritter.
Siege holt er jedoch nur in Nicht-WM-Rennen und steht sich mit seinem Temperament oft selbst im Weg: Als er 1959 nach einem Wutanfall Ferrari-Rennleiter Romolo Tavoni schlägt, wird er nach nur drei Rennen für die Scuderia entlassen. Kurz darauf verunglückt er bei einem Sportwagenrennen auf der AVUS tödlich.
#6 Andrea de Cesaris: Als mehrfacher Kart-Champion und Vizemeister der Britischen Formel 3 knüpft er Bande mit dem späteren McLaren-Teamchef Ron Dennis und kommt so auch in die Formel 1. Der Italiener gilt als extrem schnell - aber auch als extrem unfallanfällig. Nicht umsonst haftet ihm auch heute noch sein Image als "De Crasheris" an.
Seine hohe Unfall- und Ausfallquote bringt de Cesaris zwar keinen Erfolg, dafür aber bis heute einige Rekorde: Meiste Formel-1-Starts ohne Sieg (208), meiste Ausfälle in Folge (18), meiste Ausfälle in einer Saison (15 von 16 Rennen) und meiste Ausfälle noch vor dem Start (11).
#5 Luigi Villoresi: Der Italiener ist bereits vor dem 2. Weltkrieg als erfolgreicher Rennfahrer bekannt und gewinnt später auch das erste internationale Nachkriegsrennen. Villoresi gewinnt in den Jahren zahlreiche Rennen und zweimal die italienische Meisterschaft. Es gibt jedoch einen Makel ...
Einen der Grandes Epreuves - der damals wichtigsten Rennen - gewinnt er nie, genau wie einen Grand Prix in den anschließenden sieben Jahren der neuen Formel 1. Über WM-Rang fünf kommt er nie hinaus und beendet seine Karriere 1956 nach dem Tod seines Freundes Alberto Ascari.
#4 Sebastien Bourdais: Der Franzose dominiert die amerikanische ChampCar-Serie in den 2000er-Jahren nach Belieben und wird viermal in Folge Meister. Das ruft Red Bull auf den Plan, die ihn für 2008 bei Toro Rosso unter Vertrag nehmen. Die Leistungen dort sorgen jedoch schnell für Zweifel an der Qualität des ChampCar-Fahrerfeldes.
Denn in der Formel 1 bekommt Bourdais keinen Fuß auf die Erde. 2008 steht er klar im Schatten von Teamkollege Sebastian Vettel, 2009 kann er sich nicht gegen Rookie Sebastien Buemi durchsetzen. Nach gerade einmal sechs Punkten erfolgt nach 1,5 Jahren die Trennung und Toro Rosso gibt lieber dem 19-jährigen Jaime Alguersuari eine Chance.
#3 Chris Amon: "Wenn Chris Amon Bestattungsunternehmer geworden wäre, hätten die Leute aufgehört zu sterben." Mit diesen Worten fasst Mario Andretti einst das Pech des Neuseeländers in der Formel 1 zusammen. Noch heute gilt Amon als wohl bester Pilot, der nie einen Grand Prix gewinnen konnte.
Viele sagen, der talentierte Rennfahrer hatte alle Qualitäten, um Weltmeister zu werden, wenn da nicht sein Pech gewesen wäre. 96 Mal startet Amon in der Formel 1 - unter anderem für Ferrari, Matra und March -, doch trotz fünf Pole-Positions sollte es nie für einen Sieg reichen. Seine beste WM-Platzierung: Rang fünf 1967.
#2 Vitantonio Liuzzi: Aufgrund seiner Dominanz wird der Italiener auch "Michael Schumacher des Kartsports" genannt, und als er 2004 die letzte Saison der damaligen Formel 3000 gewinnt, ist klar, dass da ein ganz großes Talent an die Tür zur Formel 1 klopft. Diesen Vorschusslorbeeren wird er jedoch nie gerecht.
2005 soll er sich das Red-Bull-Cockpit mit Christian Klien teilen, doch Liuzzi bekommt nur vier Rennen. Danach darf er sich im neuen Toro-Rosso-Team versuchen, wo er nach zwei Jahren ersetzt wird. Weil er bei Force India und HRT anschließend auch kein Spitzenmaterial hat, bleibt seine Karriere in der Formel 1 nur Randnotiz.
#1 Tommy Byrne: Kometenhafter Aufstieg, ebenso schneller Abstieg - so lässt sich die Karriere des Iren zusammenfassen. Noch bevor er 1982 überhaupt den Titel in der Britischen Formel 3 holen kann, fährt Byrne im Schnellverfahren schon Formel 1. Doch dieser Aufstieg wirft ihn eigentlich nur zurück.
Denn eine echte Chance bekommt Byrne nie: Bei Hinterbänkler Theodore kann er sich bei fünf Anläufen nur zweimal qualifizieren und scheidet bei den anderen beiden Rennen aus. Mangels Sponsorengelder gibt es für ihn keinen zweiten Versuch in der Königsklasse und Byrne geht anschließend in die USA.
Eine lange Karriere ohne Sieg oder ein kurzes Vergnügen: Diese zehn Talente sind mit großen Ambitionen in die Formel 1 gekommen, konnten diese aber nie erreichen