Das Formel-1-Rennen von Imola 2023 muss abgesagt werden, doch das Rennen ist nicht das erste, wie ein Blick in die Geschichte zeigt
Das Formel-1-Rennen von Imola 2023 ist wortwörtlich ins Wasser gefallen. Aufgrund starker Regenfälle und Überschwemmungen in der Region Emilia-Romagna kann das Rennen nicht ausgetragen werden. Die Strecke ist teilweise unter Wasser, die Infrastruktur drumherum beschädigt, und viele Menschen sind von den Fluten betroffen.
Die Formel 1 sagt daher am Mittwoch vor dem Rennen den ganzen Event ab - auch weil Rettungskräfte woanders gebraucht werden. So eine Absage ist in der Königsklasse ziemlich selten, aber es ist auch nicht das erste Mal, wie ein Blick in die Geschichte zeigt.
Noch präsent im Gedächtnis ist die erste Saisonhälfte 2020, als das Coronavirus über die Welt fegt. Die Formel 1 reist zum Saisonauftakt nach Australien, hat dort aber die ersten Fälle zu beklagen. Die Absage erfolgt erst kurz vor dem Training am Freitagmorgen, als viele Fans schon an die Strecke gereist waren.
In den folgenden Monaten ruht die Formel 1 komplett, und ein Großteil des Kalenders wird abgesagt. Am Ende stellt die Königsklasse einen improvisierten Kalender zusammen, der im Juli mit einem Doubleheader in Spielberg beginnt. 13 der ursprünglich geplanten Rennen fallen aber ganz aus.
Absagen gibt es aber auch schon vor Corona: Das bekannteste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist Bahrain. 2011 muss der Saisonauftakt aus politischen Gründen ausfallen - einmalig in der Formel 1. Der Arabische Frühling sorgt für Unruhen im Land und im Februar auch für vier Todesfälle bei Protesten.
Die GP2-Asia-Serie sagt ihr Wochenende ab und es beginnen auch lange Diskussionen in der Formel 1. Nachdem mehrere Länder von Reisen nach Bahrain abraten, sagt Kronprinz Salman Al-Khalifa das Rennen schließlich ab. Zunächst will man das Rennen verlegen, bevor im Juni die endgültige Streichung erklärt wird.
1985 gerät Belgien mächtig ins Schwimmen. Weil der frisch verlegte Asphalt der Hitze und den Formel-1-Kräften nicht standhält und schon im Training aufbricht, treten die Fahrer in den Streik. Nachbesserungsarbeiten über Nacht helfen nicht, sodass der Grand Prix Samstagabend abgesagt werden muss.
Zurecht: Denn auch die kleineren Formel-3000-Boliden bringen den Kurs von Spa schon in arge Bedrängnis. Immerhin darf Belgien nach einer Zahlung von 10.000 Dollar das Rennen doch noch austragen, allerdings erst drei Monate später.
Wie gefährlich die Grüne Hölle einst war, muss Niki Lauda 1976 leidvoll feststellen, doch schon sechs Jahre zuvor bringen Sicherheitsbedenken das Rennen ins Wanken. Wenige Wochen vor dem Rennen fordern die Fahrer einige Sicherheitsanforderungen, die der Nürburgring in der Kürze der Zeit nicht erfüllen kann.
Die Fahrer drohen daraufhin mit einem Boykott, sodass die Veranstalter reagieren müssen. Die Nordschleife wird aus dem Kalender gestrichen und das Rennen kurzerhand nach Hockenheim verlegt. Dort hat sich nach dem tödlichen Unfall von Jim Clark zwei Jahre zuvor einiges getan, was die Fahrer zufrieden stimmt.
Sicherheitsbedenken sorgen auch für das Aus von Belgien 1969. Weil der Kurs zu gefährlich wird und für einige Todesfälle verantwortlich ist, fordern die Piloten Leitplanken an den gefährlichen Stellen. Doch bei der Inspizierung der Strecke stellt man fest, dass keine Forderung erfüllt worden war.
Die Teams ziehen ihre Nennung daraufhin zurück und der Grand Prix fällt aus. Ein Jahr später präsentiert man einen entschärften und mit Leitplanken umzäunten Kurs und die Fahrer treten wieder an. Es ist jedoch der letzte Grand Prix auf der 14 Kilometer langen Variante.
Die größte Absagewelle trifft die Formel 1 jedoch 1955, als gleich vier Grands Prix gestrichen werden. Und zwar aus traurigem Grund: Nachdem es bei den 24 Stunden von Le Mans zu einer der größten Tragödien im Motorsport kommt, bei dem Pierre Levegh und mehr als 80 Zuschauer getötet werden, sagen gleich mehrere Veranstalter ihre Rennen ab.
Frankreich (Reims), Deutschland (Nürburgring), die Schweiz (Bremgarten, Bild) und Spanien (Pedralbes) sagen ab, auf den beiden letzteren Strecken wird nie wieder ein Rennen ausgetragen. Die Schweiz verbietet Motorsport sogar komplett und lockert das Verbot erst zum Formel-E-Rennen 2018 in Zürich wieder.
Zu der Liste kommen noch zahlreiche weitere Rennen, die ursprünglich im Kalender standen, aus diversen Gründen aber nicht zustande kamen. Das jüngste Beispiel hierfür ist Südkorea, das 2015 noch einmal aus vertraglichen Gründen im Kalender auftaucht, allerdings auf Wunsch der Organisatoren wieder gestrichen wird.
Das Formel-1-Rennen von Imola 2023 muss abgesagt werden, doch das Rennen ist nicht das erste, wie ein Blick in die Geschichte zeigt