So begründen wir unsere 1 für Lewis Hamilton und die 5 für Pierre Gasly - und erklären, warum wir Sebastian Vettel diesmal kritisieren müssen ...
Pierre Gasly (5): Schon im Qualifying benötigte der Franzose (bei seinem Heimspiel) die weichen Reifen, um es überhaupt in Q3 zu schaffen. Das darf einem Red-Bull-Fahrer nicht passieren. Im Rennen war das Handicap zu groß, um Akzente zu setzen. Wenn er so weiterfährt, sitzt er 2020 nicht mehr im Red Bull.
Romain Grosjean (4): Mit dem Wasserleck im Training hat das Wochenende schon schlecht begonnen. Im Qualifying eine klare Niederlage gegen den Teamkollegen, im Rennen lag er bis zum taktischen Ausfall knapp vor Magnussen. Grosjean weiß selbst nicht, woran's liegt. Das ist für die Ingenieure keine Hilfe.
Robert Kubica (4): Der Pole kam neun Sekunden vor Russell ins Ziel, war aber der langsamere Williams-Pilot - schließlich musste Russell einen zusätzlichen Boxenstopp einlegen. Immerhin hat er keine nennenswerten Fehler gemacht und Russell zu Beginn Paroli geboten. Das ist im Rahmen seiner Möglichkeiten das Maximum.
Kevin Magnussen (4): Magnussen und Grosjean, das steht außer Frage, haben nicht plötzlich das Rennfahren verlernt. Die Probleme mit dem Temperaturfenster der Reifen haben dramatische Auswirkungen auf ihre Ergebnisse. Wir glauben aber: Die Fahrer könnten mehr dazu beitragen, sie zu lösen.
Lance Stroll (4): Das Q1-Aus für Lance Stroll ist inzwischen zuverlässiger als jedes Schweizer Uhrwerk. Auch in Le Castellet war er bei Racing Point die Nummer 2 im Team. Note 5 bleibt ihm erspart, weil er mit einem langen ersten Stint wieder Boden gutmachen konnte. Er blieb zwei Sekunden hinter Perez - trotz dessen Zeitstrafe.
Sebastian Vettel (4): Als er in Runde 7 an den McLarens vorbei war, hatte Vettel schon acht Sekunden Rückstand auf Verstappen. Dass er im Finish beinahe die schnellste Runde versemmelt hätte, zeigt, wie unterlegen der Ferrari dem Mercedes ist. P7 im Qualifying geht aber auf seine Kappe. Das hätte P3 oder P4 sein müssen.
Antonio Giovinazzi (4): Der Alfa-Italiener war neben Gasly der einzige Fahrer auf den weichen Reifen, und er wurde dafür gnadenlos bestraft. Das ist schade, denn mit dem Q3-Einzug im Qualifying, vor Teamkollege Räikkönen, hatte er eine starke Leistung abgeliefert. Was ihm noch fehlt, ist die Konstanz.
Alexander Albon (4): Da waren ein paar schöne Zweikämpfe dabei, die eigentlich eine bessere Note verdienen würden. Auch sein Speed in den Trainings war ordentlich. Nur: Der Ausritt am Start, der einige Positionen gekostet hat, muss nicht sein. Und er darf nicht hinter Kwjat, der als Letzter gestartet ist, ins Ziel kommen.
Sergio Perez (3): Die Strafe für seinen Ausritt am Start ist hart. Perez fuhr außen um den Poller rum - und wie soll er im Chaos der ersten Runde den Überblick darüber haben, was nun ein "anhaltender Vorteil" ist und was nicht? Klar besser als Stroll, wie immer. Und ohne Strafe sogar mit dem Racing Point Punktekandidat.
George Russell (3): Wir fragen uns: Was würde dieser Kerl wohl in einem McLaren reißen? In der Formel 2 hat er Lando Norris geschlagen. Dass er bei Williams die Nummer 1 ist, stellt schon lange keiner mehr in Frage. Beim ersten Manöver gegen Kubica war er eine Spur zu aggressiv. Das zweite hat dafür gesessen!
Nico Hülkenberg (3): Wenn er nicht das ganze Rennen hindurch Räikkönens Alfa-Getriebe vor der Nase gehabt hätte, wäre mehr drin gewesen als P8. Dafür, dass er den schlechteren Motor hatte als Ricciardo, war die Performance anständig. Nur im Windschatten der letzten Runde wäre vielleicht mehr gegangen.
Daniel Ricciardo (3): Nach und nach wird er den Erwartungen gerecht, die Renault in ihn gesetzt hat. Über die Doppel-Strafe für die letzte Runde kann man streiten. Ricciardo wäre kein Racer, hätte er einfach klein beigegeben. Von den Updates und dem neuen Motor, den nur er hatte, hatte sich Renault mehr versprochen.
Daniil Kwjat (3): Das Qualifying kann man unmöglich bewerten, weil er vorher schon wusste, dass er als Letzter starten wird. Kwjat war in Le Castellet Testfahrer für Honda, und das hat er gut gemacht. Nebenbei zeigte er tolle Überholmanöver. Und gewann das Duell gegen Albon um zwei Sekunden. Top!
Valtteri Bottas (3): In den letzten Runden wurde der Finne ein bisschen fahrlässig, als er mit einem längeren VSC gerechnet hatte und beinahe von Leclerc überrumpelt worden wäre. Bis dahin war er solide unterwegs. Wenn er Weltmeister werden will, muss er aber Rennen gewinnen. Und nicht nur Freie Trainings.
Kimi Räikkönen (3): Wer mit einem Alfa Romeo mittendrin mitmischt im McLaren- und Renault-Paket, der muss ein erstklassiger Racer sein. Ist Räikkönen auch. Mehr als P7 war diesmal nicht drin, wenn auch, zugegeben, begünstigt durch die Ricciardo-Strafe. Nach drei Nullnummern endlich wieder Punkte!
Carlos Sainz (2): Es ist immer leichter, Top-Leistungen abzurufen, wenn das Auto gut ist. Sainz tut das momentan wie ein alter Hase - und führt McLaren zurück in Richtung Spitze. Am Start war er kurzzeitig Vierter. Dass er Verstappen und Vettel nicht halten konnte, war klar. Aber er wehrte sich, so gut er konnte.
Max Verstappen (2): Im Qualifying (trotz eines klitzekleinen Fehlers) wie im Rennen das Maximum rausgeholt - mehr gibt's dazu nicht zu sagen! Und das mit einem Auto, das zumindest windanfälliger zu sein scheint als etwa der Mercedes. Verstappen fährt 2019 so stark wie nie zuvor.
Lando Norris (2): Er mag den Start gegen Sainz verloren haben, aber im Qualifying lag er vor seinem Teamkollegen, und im Rennen, das beweist der Boxenfunk, hätte er schneller können. Tapfer, wie er sich im Finish mit stumpfen Waffen verteidigt hat. Sogar Teamchef Andreas Seidl ist beeindruckt vom Super-Rookie!
Charles Leclerc (2): Der 21-Jährige hat sich vorgenommen, an seinen Q3s zu arbeiten - und er hat geliefert. Vettel stand das ganze Wochenende in seinem Schatten. Im Rennen war er machtlos, seine Performance aber staubtrocken. Trotzdem hätte er in der letzten Runde beinahe noch Bottas überrascht. Hart an der Grenze zu Note 1!
Lewis Hamilton (1): Wer mit verschlissenen Hards in der letzten Runde die gleiche Zeit fahren kann wie Vettel auf brandneuen Softs, dessen Auto ist einerseits Extraklasse, der kann aber andererseits auch richtig gut Autofahren! Was soll man zu dieser Leistung sagen? Hamilton fährt dem sechsten WM-Titel entgegen.
So begründen wir unsere 1 für Lewis Hamilton und die 5 für Pierre Gasly - und erklären, warum wir Sebastian Vettel diesmal kritisieren müssen ...