Sebastian Vettel benoten wir diesmal gnädiger, als er es verdient hätte, und Max Verstappen bekommt trotz Fahrfehler im Quali eine Eins
Lance Stroll (6): Die übermotivierte Attacke gegen Alonso war unnötig. Nicht ohne Grund schimpfte der Spanier danach über "Amateure" im Formel-1-Feld. Kann mal passieren, wenn der Speed stimmt. Aber Stroll war schon im Qualifying langsamer als Teamkollege Sirotkin. Zu wenig.
Romain Grosjean (5): Wir trauten unseren Augen nicht, als er in Q1 im ersten Sektor absolute Bestzeit fuhr. Er war am Samstag klarer Sieger gegen Magnussen und starker Achter. Aber mit der viel zu optimistischen Attacke gegen Ocon/Leclerc in der ersten Runde machte er sich seine Note kaputt. Alte Muster.
Stoffel Vandoorne (4): Die übliche halbe Sekunde hinter Alonso im Qualifying, im Rennen wie immer farblos und ohne Highlights. Vandoorne ist auf der Rennstrecke nicht spannender als in seinen Interviews. Dabei hat er in der GP2 bewiesen, wie talentiert er ist. Wäre. Eigentlich.
Sergei Sirotkin (4): Ein Weltmeister wird in diesem Leben nicht mehr aus ihm, aber man muss den Russen in Schutz nehmen. Im Qualifying hat er den Teamkollegen geschlagen, sich am Start einigermaßen geschickt angestellt, im Rennen keine groben Dummheiten begangen. Nur der schiere Speed, der fehlt ihm etwas.
Pierre Gasly (4): Schwierig zu benoten. Wegen Motorwechsels starteten die Toro Rossos aus der letzten Reihe. Da hatte der Franzose kein Erstrunden-Glück. Anders als Hartley. Und mit einem angeschlagenen Auto konnte er im Rennverlauf keine Akzente setzen.
Kevin Magnussen (4): Für die Disqualifikation kann er nichts. Oder doch? Das Team hatte ihn mehrmals gewarnt, dass es mit dem Benzin eng wird. Am Ende hat er 0,1 Kilogramm zu viel verbraucht. Punktabzug außerdem dafür, dass er aufs Wochenende gesehen der langsamere Haas-Pilot war.
Valtteri Bottas (4): Dass er Hamilton zweimal vorbeilassen musste, hat ein paar Sekunden gekostet. Dass die Reifen am Mercedes schnell abbauten, war auch eine Sache des Chassis. Und trotzdem: Abstand auf Hamilton in Summe zu groß, gegen Vettel im Finish zu wenig Gegenwehr. Das ist für eine Drei zu wenig.
Marcus Ericsson (4): Der Schwede fuhr ein solides Rennen und rückte durch die beiden Disqualifikationen in die Punkteränge auf. Aber es kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass er vom Talent her nicht mit Leclerc mitkommt. Negativ: Seine Qualifying-Schwäche hat er noch nicht überwunden.
Carlos Sainz (4): An und für sich eine ordentliche Leistung, aber ein paar Fehler trüben das Bild. Im Qualifying drückte er den falschen Knopf am Lenkrad. Damit verbaute er sich den Q3-Einzug. Und im Rennen kassierte er eine Fünf-Sekunden-Strafe, weil er seine Linienwahl in der ersten Runde zu optimistisch angelegt hatte.
Fernando Alonso (3): Sein Rennen war so schnell vorbei, dass man es eigentlich nicht seriös benoten kann. Die Leistung im Qualifying war deutlich besser als die von Vandoorne. Und wenn der eine Vier bekommt, ist eine Drei für Alonso die logische Konsequenz.
Sebastian Vettel (3): Nach Kollisionen wie jener mit Ricciardo haben wir ihn schon gnadenloser benotet. Doch Vettels Speed war da, im Qualifying wie auch im Rennen. Starke Aufholjagd von P15, am Ende noch das wichtige Manöver gegen Bottas. Wäre ohne Dreher ein Siegkandidat gewesen. Hätte, wäre, wenn.
Sergio Perez (3): Der Mexikaner stand das ganze Wochenende in Ocons Schatten. Sein Funkspruch, dass er schneller ist als der Teamkollege und man ihn bitte vorbeiwinken möge, mag inzwischen ein Running Gag sein. Tatsächlich schneller war er trotzdem nicht.
Daniel Ricciardo (3): Gegen Verstappens Speed kommt er seit Wochen nicht mehr an. Auch in Austin nicht. Dafür war seine Leistung solide - bis zur Kollision mit Vettel. Wenig später rollte er mit einem Batteriedefekt aus. Nicht sein bestes, aber sicher auch nicht sein schlechtestes Wochenende.
Brendon Hartley (3): Würde er jedes Wochenende so fahren, wäre sein Toro-Rosso-Cockpit nicht in Gefahr. Hartley ging eine ordentliche Rennpace und wurde dafür mit zwei Punkten belohnt. Nicht die Glanztat eines zukünftigen Red-Bull-Fahrers. Aber das, was man von einem Toro-Rosso-Piloten erwarten kann.
Charles Leclerc (2): Überragend, wie er am Start seinen Instinkten folgte und gegen Ocon fightete. Sein Speed steht sowieso schon lange nicht mehr zur Diskussion. Dafür, dass ihn Grosjean einfach abgeschossen hat, kann er nichts.
Esteban Ocon (2): So empfiehlt er sich für das noch freie Williams-Cockpit. Ocon war schneller als Perez, fuhr ein ordentliches Rennen und hielt dagegen, als er in der ersten Runde von hinten attackiert wurde. Pech, dass er im Nachhinein disqualifiziert wurde. Wegen des Benzindurchflusses.
Nico Hülkenberg (2): Bis Freitagabend deutete wenig darauf hin, dass Renault in Austin wieder auf die Beine kommen würde. Aber ab dem Qualifying lieferte er eine tadellose Vorstellung ab. Dabei war er vom Speed her nicht schneller als Sainz, sonst wäre sogar eine Eins denkbar gewesen. Aber fehlerfreier.
Lewis Hamilton (2): War der taktische Fehler des frühen Stopps auch ein bisschen seine Entscheidung oder nur die des Teams? Bauten die Reifen nur wegen des Chassis schnell ab oder auch wegen des Fahrers? Für eine glatte Eins, die er vom Speed her verdient hätte, sind uns das zu viele Fragezeichen.
Max Verstappen (1): Man muss ihm kritisch unter die Nase reiben, dass der Fehler in Q1 klar auf seine Kappe geht. Damit ist normalerweise bestenfalls eine Drei drin. Aber seine Aufholjagd im Rennen und sein Zweikampfverhalten waren so unwiderstehlich, dass wir diesmal ein Auge zudrücken. Sehenswert!
Kimi Räikkönen (1): Ja, im Qualifying wurde er (hauchdünn) von Vettel geschlagen. Und ja, der Speed im Rennen war nicht dominant. Aber ausreichend, um zu gewinnen. Und am Start hat er seinen Reifenvorteil eiskalt genutzt. Solche Rennen haben wir vom "Iceman" schon länger nicht gesehen. Gern mehr davon!
Sebastian Vettel benoten wir diesmal gnädiger, als er es verdient hätte, und Max Verstappen bekommt trotz Fahrfehler im Quali eine Eins