So bewerten wir den Kanada-Grand-Prix: Eine harte Note für Lewis Hamilton, eine glatte 1 für Sieger Sebastian Vettel
Lance Stroll (5): 2017 schaffte er beim Heimspiel so etwas wie den ersten Durchbruch. Ein Jahr später verzweifelt der Kanadier am hoffnungslos unterlegenen Williams. Der Fahrfehler im Qualifying hat maximal eine Position gekostet. Beim Crash mit Hartley im Rennen war die Optik aber ziemlich schief.
Marcus Ericsson (5): Dem Schweden dämmert langsam, dass er gegen Supertalent Leclerc unter normalen Umständen nicht mithalten kann. Das war in Kanada klar ersichtlich. Sein Fauxpas in Q1 war vielleicht eine Folge davon. Dass er im Rennen 67 Runden mit einem Reifensatz fuhr, konnte das Wochenende nicht retten.
Sergei Sirotkin (5): Selbst wenn der Russe selten Blödsinn macht, fehlen ihm die fahrerischen Mittel, um aus dem Williams etwas rauszuholen, was vielleicht gar nicht da ist. Dass er im Qualifying trotz Strolls Fehler hinter dem Teamkollegen lag, sagt einiges aus.
Lewis Hamilton (4): Der Champion gehört eigentlich nicht in diese Regionen. Die 4 gibt's auch nur deshalb, weil man an Hamilton auf einer seiner Lieblingsstrecken die allerhöchsten Maßstäbe anlegt. Und er Bottas mit seinem Talent normalerweise schlagen muss. Überall.
Stoffel Vandoorne (4): Im Qualifying nahe an Alonso dran, im Rennen unschuldig am Reifenschaden, der ihn ein besseres Ergebnis gekostet hat. Und doch haben wir vom Belgier zu wenig gesehen, als dass wir ihn besser benoten würden.
Kevin Magnussen (4): Wer so weit vor dem Teamkollegen startet und trotzdem hinter ihm ins Ziel kommt, muss etwas falsch gemacht haben. Es scheint, dass Magnussen mit den jüngsten Haas-Updates weniger gut zurechtkommt als Grosjean.
Kimi Räikkönen (4): Ältere Motoren-Ausbaustufe hin oder her: So stark darf man selbst gegen einen Sebastian Vettel in Topform nicht abfallen. Dass er im Rennen eingekerkert war, hatte er sich selbst zuzuschreiben. Der Fehler in Q3 sollte Räikkönen nicht passieren. Und auch im Fernduell mit Hamilton zog er den Kürzeren.
Pierre Gasly (4): Eine harte 4, weil sein Wochenende durch die beiden Motorwechsel definiert wurde. Gasly gibt aber selbst zu, dass er im Qualifying eigentlich in Q2 landen hätte sollen. Und dass er konstant langsamer war als Hartley, entspricht nicht seinen Möglichkeiten.
Fernando Alonso (3): P14 im Qualifying, nur hauchdünn vor dem Teamkollegen, und im Rennen lange hinter Leclerc festgesessen: So hatte er sich sein letztes Formel-1-Rennen vor Le Mans sicher nicht vorgestellt. Ohne Defekt wäre es ein Punkt geworden. Aber Alonso haben wir schon in besserer Form erlebt.
Carlos Sainz (3): Die 3 ist angesichts der Kollision mit Perez, die eher auf seine Kappe geht, ziemlich gnädig. Auch wegen des Abkürzens der Schikane im Finish. Andererseits fiel er in Sachen Performance gegenüber dem bärenstarken Hülkenberg kaum ab. Daraus ergibt sich für uns eine 3: guter Durchschnitt.
Sergio Perez (3): Die Forderung nach der Disqualifikation von Sainz war viel zu hart. Perez war auch langsamer unterwegs als Ocon. Und trotzdem hätte es ein solides Punkteresultat gegeben, wenn nicht dieser Zwischenfall passiert wäre. Somit kann man eine 3 durchgehen lassen.
Romain Grosjean (3): Der Motorschaden vor der ersten Qualifying-Runde definierte sein Wochenende. Schade, denn im Rennen hielt Grosjean den ersten Reifensatz lange am Leben, und die Haas-Updates scheinen ihm zu helfen. Der Murmeltier-Crash ist ein Symbol für seine aktuelle Pleiten-, Pech- und Pannenserie.
Brendon Hartley (3): Der Neuseeländer steht unter Druck, Helmut Marko sucht angeblich schon nach einem Nachfolger. Die Performance in Kanada war okay: schneller als Gasly, keine Probleme - nur dann unglücklich von Stroll abgeschossen. Wenn er immer so fährt, wird er die Saison beenden. Sonst nicht.
Daniel Ricciardo (3): Durch einen defekten Sensor auf dem falschen Fuß ins Wochenende gestartet, fand er nie Anschluss an Verstappens Speed. Im Rennen hat er dann viel rausgeholt: am Start eine Position gegen Räikkönen gewonnen, dank sensationeller In-Lap an Hamilton vorbeigegangen. Das rettet die sonst farblose Leistung.
Esteban Ocon (2): Hätte Force India seinen Boxenstopp nicht verpatzt, wäre er mutmaßlich "Best of the Rest" geworden. Mehr kann man nicht verlangen. So fiel er hinter die beiden Renaults zurück, die er zu Beginn noch unter Kontrolle hatte.
Nico Hülkenberg (2): Nach schwierigen Trainings (Untersteuern) war der "Hulk" wieder einmal voll da, als es zählte, und distanzierte Sainz in Qualifying und Rennen. Am Start hat er eine Position gegen Ocon verloren, die ihm später wieder geschenkt wurde. Mehr als Platz sieben ist mit dem Renault derzeit nicht drin.
Max Verstappen (2): Nach all der (berechtigten) Kritik der vergangenen Wochen war das die beste und reifste Leistung seit langem. So kann Verstappen mit dem richtigen Auto Weltmeister werden - wenn auch nicht 2018. Einziger Mini-Abzug: das verlorene Duell gegen Bottas am Start.
Valtteri Bottas (2): Stark, wie er sich gegen Verstappen behauptet hat! Vettel konnte er nie wirklich gefährlich werden, und ein kleiner Fehler in der Schlussphase kostete noch einmal zwei Sekunden. Das ist zu wenig für eine 1. Aber auch eine 2 bedeutet: gut.
Charles Leclerc (2): Beeindruckend, wie schnell und reif der Sauber-Junior seit einigen Wochen auftritt. Selbst mit Alonso im Rückspiegel wurde er nicht unsicher - und verteidigte sich mit einem Auto, das sicher nicht besser ist als der McLaren. Der Lohn: ein weiterer WM-Punkt.
Sebastian Vettel (1): Besser geht's nicht! Jede weitere Begründung überflüssig. Denn der Mauerkuss am Freitag, so stellte sich später heraus, hatte keine negativen Auswirkungen auf sein weiteres Wochenende. Somit verdient wieder in WM-Führung.
So bewerten wir den Kanada-Grand-Prix: Eine harte Note für Lewis Hamilton, eine glatte 1 für Sieger Sebastian Vettel