Sebastian Vettel war beim Ferrari-Heimrennen der schlechteste aller 20 Fahrer, finden wir - und begründen es
Sebastian Vettel (5): Die verpasste Pole geht wegen der verkehrten Windschatten-Taktik eher auf Ferraris als auf Vettels Konto. Aber mit dem schnellsten Auto der letzten vier Rennen 38 Punkte auf Hamilton zu verlieren, ist auch seine Schuld. Die Kollision in der ersten Runde war ebenso unglücklich wie unnötig.
Brendon Hartley (5): Im Qualifying kaum langsamer als der Teamkollege, aber die paar Hundertstel haben den Unterschied zwischen Q1 und Q3 ausgemacht. Bei der Startkarambolage hatte Hartley Pech. Doch er bleibt der langsamere Toro-Rosso-Fahrer. Zu wenig für einen, der um seine Zukunft kämpft.
Nico Hülkenberg (4): Schon vor dem Wochenende war klar, dass er aus der letzten Reihe starten wird. Nicht hilfreich für die taktische Planung. Im Rennen versuchte Hülkenberg, mit einem extrem frühen Stopp durchzukommen. Ging mit dem reifenfressenden Renault nicht. Unauffällige Fahrt unter schwierigen Voraussetzungen.
Daniel Ricciardo (4): Ähnlich wie bei Hülkenberg stand auch er fix in der letzten Reihe. Im Qualifying probierte er es erst gar nicht, das Rennen war wegen Kupplungsdefekt schnell vorbei. Schwierig, das seriös zu benoten. Aber den letzten Biss haben wir bei Ricciardo in Monza nicht gespürt.
Marcus Ericsson (4): Das Beste am Renntag war noch die Torte zum 28. Geburtstag. Und der überlebte Trainingscrash. Sauber hatte sich für Monza dank Ferrari-Power viel ausgerechnet. Aber letztendlich ging wenig, weil das Low-Downforce-Paket enttäuschte. Das konnte Ericsson nicht kompensieren.
Stoffel Vandoorne (4): Wieder Letzter im Qualifying, wieder von Alonso geschlagen: Es hat schon seine Gründe, dass der Belgier keinen neuen McLaren-Vertrag erhält. Die Leistung im Rennen war dann etwas besser, aber auch nicht mehr.
Max Verstappen (4): Ferrari und Mercedes lagen außer Reichweite, und trotzdem wäre ein Podium möglich gewesen. Schon vor dem unnötigen Abdrängen von Bottas, das mit fünf Sekunden geahndet wurde, hatte "Mad Max" sich eine Ermahnung der Rennleitung eingehandelt. Solche Dinge muss er 2019 als Teamleader abstellen.
Valtteri Bottas (4): Eigentlich lobenswert, wie er Hamilton als "Wing-Man" zum Sieg gebremst hat. Cool auch, wie er sich von Verstappen im Finish nicht provozieren hat lassen. Aber wäre Red Bull nicht so schwach gewesen, hätte er sich den riesigen Speed-Unterschied zum Hamilton im Qualifying nicht leisten können.
Pierre Gasly (4): Ein tolles Qualifying reicht nicht, um uns zu überzeugen. Gasly hätte sich vor allem die Berührung mit Ricciardo in der Rettifilo schenken können. Auch sonst fuhr er in einigen Rennsituationen über dem Limit. Dadurch war sein Auto beschädigt - ebenso wie seine Chancen auf Punkte.
Fernando Alonso (3): Der Routinier ist überzeugt davon, dass er ohne Ausfall in die Punkte gefahren wäre. Gut möglich. Er hat getan, was er tun musste, und Vandoorne wieder klar im Griff gehabt. Aber eben auch nicht mehr. Und was ihn bei der Quali-Aktion gegen Magnussen geritten hat, weiß wohl nur Alonso selbst.
Charles Leclerc (3): Angeblich soll er seit Samstagabend als Ferrari-Fahrer 2019 feststehen. Dafür war das ein bisschen dünn. Leclerc hatte seinen Teamkollegen in Monza im Griff, aber aus dem erhofften Top-10-Ergebnis wurde nichts.
Kevin Magnussen (3): Am meisten Schlagzeilen brachte ihm in Monza die (berechtigte) Wutrede gegen Alonso. Die Situation brachte ihn aber gleichzeitig um Q3. Von weiter hinten gestartet, tat er sich im Mittelfeld schwer. Zu seiner Verteidigung: Bei der Kollision mit Perez hat er genug Platz gelassen. Auch wenn Perez das anders sieht.
Sergei Sirotkin (3): Unsere Stammleser wissen, dass wir den Russen nicht für einen Weltmeister von morgen halten. Und der Fehler, im Quali zu vergessen, die Bremsbalance zu verstellen, darf einem Formel-1-Fahrer auch nicht passieren. Ansonsten war das eine seiner besseren Leistungen. Da holen wir auch mal eine (gnädige) Drei raus.
Lance Stroll (3): Bei ihm ist die Drei schon etwas mehr verdient. Monza scheint Stroll zu liegen, hier stand er 2017 in der ersten Startreihe. Was zur spannenden Frage führt: Wie schlecht ist der Williams wirklich? Immerhin ein Top-10-Ergebnis. Damit hatte Williams noch am Samstag nicht gerechnet.
Carlos Sainz (3): Der Druck der Force Indias war im Rennen letztendlich zu groß, aber das war mit dem Renault nicht anders zu erwarten. Sainz' Leistung einzuordnen, ist wegen der fehlenden Benchmark Hülkenberg schwierig. Aber sehr viel mehr hat sein Auto nicht hergegeben.
Sergio Perez (3): Preisfrage: Darf es einem Fahrer passieren, Q2 zu verpassen, weil er sich zu sicher fühlt? Oder geht so ein Fehler auf die Kappe des Teams? Ohne die Quali-Panne wäre Perez auf Ocon-Niveau gefahren. Gegen Magnussen innen in der Lesmo reinzustechen, war kühn - und die Berührung nicht nur die Schuld des Dänen.
Esteban Ocon (2): Bei ihm sind die Fehler nicht passiert, die bei Perez gemacht wurden, und so musste er sich in der "zweiten Liga" der Formel 1 nur Grosjean geschlagen geben. Zumindest auf der Strecke (Disqualifikation des Haas). Alles richtig gemacht. Bitter, dass sich für ihn noch immer kein Cockpit gefunden hat.
Romain Grosjean (2): Die Disqualifikation schmälert seine Leistung nicht. Seit einigen Wochen fährt Grosjean wieder in der Form, in der er bei einem Team wie Haas eigentlich gesetzt sein sollte. Damit tut sich auch Magnussen hart. Top, wie er das Potenzial des Autos das ganze Wochenende umgesetzt hat!
Kimi Räikkönen (2): Note 1 für die Pole, trotz Windschatten-Glück. Note 1 auch für das Manöver gegen Hamilton beim Re-Start. Und für den Speed bis zum Boxenstopp. Nicht so toll war, dass er die Reifen zu stark strapaziert hat. Und dass er sich gegen Hamilton - auch für seinen Teamkollegen - nicht mehr gewehrt hat.
Lewis Hamilton (1.): Davon ausgehend, dass der Ferrari in Monza das bessere Auto war, war das eine seiner stärksten Leistungen in dieser Saison. Hamilton hat beide Ferraris auf der Strecke überholt, im richtigen Moment gepusht, dabei nicht den geringsten Fehler gemacht. Die Fahrt eines Champions!
Sebastian Vettel war beim Ferrari-Heimrennen der schlechteste aller 20 Fahrer, finden wir - und begründen es