Warum wir einem Underdog eine 1 geben und "Mad Max" Verstappen nur eine 5: Unsere Noten beim China-Grand-Prix
Pierre Gasly (5): Selbst wenn es eine Order gab, dass ihn Hartley durchlassen soll: Gegen den eigenen Teamkollegen hätte er die Brechstange nicht auspacken dürfen. Eine Woche nach der Gala von Bahrain war Gaslys Speed in China überschaubar. Die 6 bleibt ihm nur erspart, weil Toro Rosso durch den Crash keine Punkte verloren hat.
Charles Leclerc (5): Der mit Vorschusslorbeeren überhäufte Rookie bleibt fehleranfällig. Seinen Dreher im Rennen will er nicht auf seine Kappe nehmen. Jener in Q1 erinnerte frappant an Antonio Giovinazzi vor einem Jahr an gleicher Stelle. Der wurde dafür auch gescholten. Das kann Leclerc viel besser!
Max Verstappen (5): "Mad Max" kommt einfach nicht zur Ruhe. Durch das glückliche Safety-Car hätte er eigentlich gewinnen müssen. Das gescheiterte Manöver gegen Hamilton ist gerade noch vertretbar. Das gegen Vettel nicht. Schade, denn rein vom Speed her ist er momentan der schnellere Red-Bull-Fahrer.
Sergei Sirotkin (5): Man kann es drehen und wenden, wie man will, aber der Russe gehört nicht zu den begabteren Fahrern im Feld. Mit zunehmender Erfahrung steigert er sich behutsam. Im Qualifying schneller zu sein als Stroll, ist ein Anfang. Aber nicht genug für eine langfristige Zukunft in der Formel 1.
Brendon Hartley (4): Immerhin meldete sich der "Kiwi" im Qualifying zurück und schaffte im Gegensatz zum Teamkollegen den Q2-Einzug. Im Rennen schlug er eine solide Pace ein, wann immer er freie Fahrt hatte. Aber durch die Strategie (Start auf Ultrasoft, Rückfall durch den Boxenstopp) war er im Verkehr gefangen.
Romain Grosjean (4): Bis zum Q3-Einzug lief das Wochenende eigentlich ganz gut. Dann startete er im Gegensatz zu Magnussen auf weichen Ultrasofts - und war trotzdem langsamer. Die Stallorder schon in Runde 6 hat ihm womöglich den Nerv gezogen. Danach unter Radar gefahren.
Marcus Ericsson (4): War Bahrain nur eine Eintagsfliege? Im Qualifying (Fahrfehler) kassierte der Schwede eine halbsekündige Klatsche von Leclerc. Im Rennen wurde er mit einer Minute Rückstand 16.
Stoffel Vandoorne (4): Es ist sicher nicht leicht, Teamkollege von Alonso zu sein. Vandoorne konnte in China keine nennenswerten Akzente setzen. Große Patzer unterliefen ihm nicht. Aber P13 ist für einen ehemaligen GP2-Dominator zu wenig, wenn der Teamkollege Siebter wird.
Lance Stroll (4): Wer im Qualifying von Sirotkin kaltgestellt wird, hätte eigentlich eine 6 verdient. Dass es letztendlich eine 4 wurde, liegt an Strolls zweitem Raketenstart hintereinander - von P18 auf P12!
Carlos Sainz (3): Eigentlich hat der Spanier nicht viel falsch gemacht. Wer aber von Hülkenberg sowohl im Qualifying als auch im Rennen so klar geschlagen wird, hat bestenfalls eine 3 verdient. Sinnbildlich die Szene nach dem Boxenstopp, als Hülkenberg trocken durch den Verkehr pflügte, Sainz aber ins Stocken kam.
Sergio Perez (3): Am Qualifying (P8) gab's nichts auszusetzen. Dass es ihn am Start in der Schneckenkurve rausgetragen hat, war sein Fehler. Die Situation danach, die seinen Angaben nach sein Rennen zerstört hat, kann das TV nicht hundertprozentig aufschlüsseln. Letztendlich eben Durchschnitt.
Lewis Hamilton (3): China war sicher keines der besseren Rennwochenenden des viermaligen Weltmeisters. Aber ein Hamilton in so mieser Form ist immer noch besser als die meisten anderen Fahrer im Feld!
Esteban Ocon (3): Fiel im Qualifying spürbar von Perez ab, setzte im Rennen nicht die ganz großen Akzente. Force India zu benoten, ist 2018 schwierig. Geht man davon aus, dass die aufblitzende Stärke in den Trainings Potenzial des Autos signalisiert hat, wäre vielleicht auch eine 4 gerechtfertigt gewesen.
Kevin Magnussen (3): Der einstige Prügelknabe wird zunehmend zum Kritikerliebling. Setzte Grosjean trotz der härteren Reifen von Beginn an unter Druck, fuhr als Achter die nächsten vier Punkte nach Hause. Auf Vettel fehlten 3,8 Sekunden. Mehr war mit dem Haas nicht drin.
Kimi Räikkönen (3): Eigentlich würden wir Kimi am liebsten eine 1 geben. Dass er seinen alten Speed nach langer Zeit wiedergefunden hat, beweist er regelmäßig in den Trainings. Aber wenn's drauf ankommt, zieht er meistens den Kürzeren. Zum Beispiel am Start, wo er sich von Vettel hinter Bottas abdrängen ließ.
Sebastian Vettel (2): Eigentlich eine astreine Leistung, denn für die Kollision mit Verstappen konnte er nichts. Zur 1 fehlt uns, dass er sich in der entscheidenden Runde gegen den "Undercut" von Bottas nicht durchsetzen konnte. Und nach dem Crash mit angeschlagenem Auto zu viel gejammert hat, statt zu fighten.
Fernando Alonso (2): Es gibt zur Vorstellung des Spaniers im Grunde nicht viel zu sagen. Alonso liefert immer genau das ab, was der McLaren kann. Das war in China Platz sieben. Teamkollege Vandoorne, einst ein gefeierter Shooting-Star, sieht gegen den zweimaligen Weltmeister weiter kein Land.
Daniel Ricciardo (2): Sein Finish war unwiderstehlich. Im Gegensatz zu Verstappen trifft er immer genau dann die richtigen Entscheidungen, wenn es drauf ankommt - selbst nach so schwierigen Wochenenden mit einem Motorplatzer. Aber nüchtern betrachtet muss man zugeben: Unter normalen Umständen hatte er nicht gewonnen.
Valtteri Bottas (1): Toto Wolff sagt, das war vielleicht Bottas' bestes Rennen. Wir stimmen zu! Superstar Hamilton im Qualifying besiegt, Räikkönen am Start überrumpelt, den "Undercut" gegen Vettel perfekt exekutiert und die Führung geschickt verteidigt, auch als er Räikkönen noch einmal überholen musste. Das Manöver: Weltklasse!
Nico Hülkenberg (1): Im Qualifying ist der Deutsche in beeindruckender Regelmäßigkeit "Best of the Rest". Im Rennen pflügte er nach dem Boxenstopp ganz trocken durch die Gegner hindurch. Und als sich die Chance bot, Vettel zu überholen, nutzte er sie. Das hätte auch ein Vettel oder Hamilton im gleichen Auto nicht besser hinbekommen!
Warum wir einem Underdog eine 1 geben und "Mad Max" Verstappen nur eine 5: Unsere Noten beim China-Grand-Prix