Was an den Sowjets scheiterte, machte Putin möglich: Als die Formel 1 nach Russland kam und Mercedes triumphierte
Die Formel 1 betrat 2014 Neuland: In Sotschi fand der erste Russland-Grand-Prix der Geschichte statt und wurde von vielen Beobachtern als Protzprojekt des Präsidenten und Bernie-Ecclestone-Intimus Wladimir Putin kritisiert. Er ließ die Boliden am Schwarzen Meer inmitten gigantischer Bauten für die Olympischen Winterspiele kreiseln.
Doch zurück zu den Anfängen. Als in Russland der letzte Zar Nikolaus der Zweite herrschte, gaben sich die PS-Husaren in der damaligen Hauptstadt St. Petersburg das erste Stelldichein: die Vorläufer der heutigen Grands Prix stiegen. 1914 siegte mit Willy Scholl auf Benz sogar ein Deutscher.
Die Jungfernfahrt der modernen Formel 1 kam mit 31 Jahren Verspätung: Schon am 22. August 1983 hatte Ecclestone mit dem Zirkus in die Sowjetunion ziehen wollen und einen Termin im provisorischen Rennkalender vorgemerkt. Als Schauplatz war Moskau geplant, ein Straßenkurs unweit des Kremls oder auf dem Roten Platz.
Doch die Bürokratie des sozialistischen Zerfallsstaates brachte das Projekt, von dem heute nur noch wenige wissen, zum Scheitern. "Unmöglich, hier ein Rennen zu veranstalten", biss sich Ecclestone an den Parteikadern die Zähne aus. Der Kalte Krieg tat sein Übriges, drei Jahrzehnte lag die Sache auf Eis. Bis Putin half.
Als die Motoren endlich aufheulten, machte sich Lewis Hamilton zum Premierensieger im größten Land der Erde. Der Mercedes-Star profitierte von einem Fahrfehler seines Teamkollegen Nico Rosberg in der Startrunde. Der Brite kam seinem zweiten WM-Titel in einem Rennen ähnlich einer Schlaftablette einen Schritt näher...
...und Mercedes tütete seine erste Konstrukteurs-Krone in der Geschichte der Königsklasse ein. Das Kunststück wiederholten der Brite und die Silberpfeile 2015, doch das Rennen war alles andere als eine Blaupause der langweiligen Debütausgabe.
Sorge um Carlos Sainz. Nach einem Abflug in Kurve 13 wird sein Auto unter den Tec-Pro-Barrieren begraben. Es dauert fast 20 Minuten, ehe der Spanier aus dem Wrack befreit werden kann.
Im Rennen war 2015 "Perez-troika" angesagt, schließlich sicherte sich Force-India-Pilot Sergio Perez sensationell den dritten Platz, nachdem sich Valtteri Bottas (Williams) und Kimi Räikkönen (Ferrari) in einer turbulenten Schlussphase ins Auto gefahren waren.
Kollision mit Folgen: Daniil Kwjat fährt Sebastian Vettel 2016 in der ersten Runde gleich zweimal ins Auto. Das bringt ihm nicht nur eine Schimpftriade des Ferrari-Piloten ein, sondern bei Red Bull auch die Degradierung zu Toro Rosso.
Auch weiter hinten im Feld kracht es beim Start ordentlich. Für Nico Hülkenberg und "Überflieger" Ryo Haryanto ist das Rennen schon in der ersten Kurve beendet.
Was an den Sowjets scheiterte, machte Putin möglich: Als die Formel 1 nach Russland kam und Mercedes triumphierte