Die gröbsten Fouls der Geschichte: Von Abkürzungen über fliegende Fäuste bis zu drei WM-entscheidenden Rammstößen
Einen Gegner absichtlich zu rammen, wie es Sebastian Vettel beim Aserbaidschan-Grand-Prix 2017 nach Ansicht der Sportkommissare mit Lewis Hamilton machte, ist ein heftiges Foul. Doch die Formel-1-Geschichte trieb noch heftigere und skurrilere Blüten. Wir haben die Top 10 der größten Unsportlichkeiten in einer Fotostrecke zusammengestellt.
#10: Hans Heyer, Deutschland 1977: Der Debütant aus Wegberg bei Mönchengladbach scheidet in der Qualifikation in Hockenheim mit seinem ATS aus. Doch er hat einen bekannten Namen, viele Freunde und will sich den Traum von einem Formel-1-Rennen erfüllen. Vor dem Start schieben sie sein Auto an eine Schranke zur Strecke ...
Ein Helfer klettert auf ein Fass und gibt ein Signal, als der Start erfolgt. Eine Schranke öffnet sich und Heyer jagt dem Feld hinterher. Er überholt mehrere Gegner, doch die Rennleitung merkt nichts. Ehe ihn ein Getriebeschaden stoppt. Bestrafen kann man ihn nicht, denn er wird nie wieder Formel 1 fahren. Und will es auch nicht.
#9: Fernando Alonso, Ungarn 2007: Der Spanier blockiert Teamkollege Lewis Hamilton an der Box, damit er im Qualifying keine schnelle Runde fahren kann. Alonso profitiert und schnappt ihm die Pole-Position weg, doch die FIA schreitet ein: fünf Plätze Rückversetzung und 15 Punkte Abzug in der Konstrukteurs-WM.
#8: Lewis Hamilton, Australien 2009: Die "Liegate"-Affäre macht Schlagzeilen, weil der Brite Jarno Trulli während einer Safety-Car-Phase absichtlich passieren lässt. Sein McLaren-Team legt im Nachgang des Rennens bei der FIA Protest ein und fordert eine Strafe gegen den Toyota-Piloten.
Er und Dave Ryan behaupten bei der FIA, dass es keine Anweisung gegeben hätte, Trulli vorbeizulassen, was abgehörte Funksprüche als Lüge entlarven. Hamilton legt unter Tränen ein Geständnis ab, der Sportdirektor wird (mit Abfindung) entlassen, für McLaren gibt es eine Bewährungsstrafe.
#7: Didier Pironi, Italien 1982: Ferrari dominiert das Rennen. Von der Box gibt es die Anweisung, Sprit zu sparen. Pironis führender Teamkollege Gilles Villeneuve geht vom Gas und glaubt, sein attackierender Rivale wolle eine Show bieten. Doch der Franzose reitet ein Gewaltmanöver in der letzten Runde - und "klaut" ihm den Sieg.
#6: Michael Schumacher, Monaco 2006: Der Rekordchampion täuscht im Qualifying einen Ausrutscher vor und stellt seinen Ferrari so in Rascasse ab (ohne gröbere Schäden), dass die Runde seines WM-Rivalen Fernando Alonso zerstört ist. Pole für Schumacher, aber nicht lange. Die FIA erkennt sie ihm ab.
#5. Harry Schell, USA 1959: Erst nach dem Ende der Qualifikation sichert sich der US-Amerikaner den dritten Startplatz. Er greift in die WM-Entscheidung ein, weil die Rennleitung glaubt, er sei unbemerkt eine schnelle Runde gefahren. Doch Schell hat auf dem Flugplatzkurs Sebring großflächig abgekürzt - und beharrlich geschwiegen.
#4: Nelson Piquet jun. & Flavio Briatore, Singapur 2008: Der Renault-Teamchef weist seinen Fahrer an, einen Unfall zu bauen und eine Safety-Car-Phase auszulösen, damit Stallkollege Fernando Alonso gewinnt. Der Plan geht auf, doch ein Jahr später (als Piquet rausgeworfen wird) fliegt der "Crashgate"-Skandal auf.
Briatore und sein Chefingenieur Pat Symonds werden lebenslang respektive für fünf Jahre von allen FIA-Veranstaltungen ausgeschlossen. Piquet passiert als Kronzeuge nichts, er steht aber vor dem Scherbenhaufen seiner Karriere.
#3: Ayrton Senna, Japan 1990: Der McLaren-Star fährt auf Pole. Doch seine Forderung, diese auf die saubere Seite der Strecke zu verlegen, lehnt die Rennleitung ab. Prost überholt am Start, doch Erzfeind Senna sorgt mit einem hochgefährlichen Manöver bei über 260 km/h für das Aus beider Autos. Er gewinnt den Titel - eine Retourkutsche.
#2: Nelson Piquet, Deutschland 1982: Der Brasilianer fährt einem sicheren Sieg entgegen, als er auf den zur Überrundung anstehenden ATS von Eliseo Salazar aufläuft. Der Chilene übersieht Piquet (angeblich, weil ein Außenspiegel fehlt). Sie kollidieren und scheiden beide aus. Der Weltmeister springt aus seinem Auto.
Erst gestikuliert er in Richtung Salazar, dann fliegen vor den Augen der Weltöffentlichkeit die Fäuste. Piquet attackiert seinen Unfallgegner wild mit Schlägen und Tritten, bevor Streckenposten die Streithähne trennen. Ein Nachspiel hat die Sache für den Brasilianer nicht.
#1: Michael Schumacher, Australien 1994 & Europa 1997: Zweimal die identische Unsportlichkeit, aber mit anderem Ausgang. In seinem ersten WM-Jahr rammt der Deutsche in dem Wissen, dass ein Ausscheiden beider Autos im Saisonfinale seinen Triumph bedeutet, nach einem Fahrfehler Damon Hill - so, dass der Williams-Fahrer aufgeben muss.
Drei Jahre später versucht er bei identischer Ausgangslage das gleiche Foul mit einem anderen Williams-Piloten, nämlich Jacques Villeneuve. In Jerez misslingt die Sache aber. Nur Schumacher scheidet aus, der Kanadier fährt weiter und holt sich die Krone. Später werden dem Kerpener alle WM-Punkte aberkannt.
Die gröbsten Fouls der Geschichte: Von Abkürzungen über fliegende Fäuste bis zu drei WM-entscheidenden Rammstößen