Wie sich der "wildeste Hund" unter den Rennfahrern in die Formel 1 arbeitete und der einzige posthume Weltmeister wurde
So kannte man Jochen Rindt: Der "James Dean der Formel 1" - stets mit Zigarette - war einer der verwegensten Piloten der Königsklasse. Obwohl der deutsche Staatsbürger, der wegen seiner österreichischen Rennlizenz als Österreicher galt, nur sechs Rennen gewann, wurde er zum Mythos. Das lag auch daran, dass der ...
... Mann mit der charakteristischen Nase als einziger Formel-1-Pilot der Geschichte 1970 posthum Weltmeister wurde, also zum Zeitpunkt seines Triumphes bereits tödlich verunglückt war. Angefangen hat alles ...
... beim Formel-2-Rennen in London am Chrystal Palace 1964, als sich "Nobody" Rindt völlig überraschend gegen Weltmeister Graham Hill durchsetzte. Damals traten wegen der guten Preisgelder auch die Topstars noch in der zweiten Klasse an. Für Rindt das Sprungbrett schlechthin. Nur wenige Monate später gab ...
... der Vollwaise, dessen Eltern bei einem Bonbenangriff in Hamburg ums Leben kamen, als dieser erst 15 Monate alt war, seine Premiere in der Formel 1. Auf der Flugplatz-Rumpelpiste in Zeltweg unweit des aktuellen Red-Bull-Rings, schied er nach einem Bremsdefekt mit seinem Brabham aus. International für Furore ...
... sorgte Rindt erstmals ein Jahr später mit seinem sensationellen Sieg bei den 24 Stunden von Le Mans. Er und der US-Amerikaner Masten Gregory triumphierten in einem privaten Ferrari 275LM (li.), nachdem die favorisierten Werks-Ford und -Ferrari ausgeschieden waren. Auch in der Formel 1 ...
... ging der Aufstieg voran: Nachdem er 1965 als Teamkollege von Bruce McLaren beim Cooper-Rennstall anheuerte, nahm er im Jahr darauf dort bereits die Nummer-1-Position ein. Neben Podesträngen hatte Rindt auch viele Defekte, wie hier 1967 auf dem Nürburgring, als er nach einem Lenkungsschaden zuschauen musste. Als Mechaniker ...
... fungierte damals übrigens niemand geringerer als der spätere McLaren-Boss Ron Dennis, der hier die Nase des Cooper-Maserati anhebt. Der Perfektionismus des Briten überzeugte Rindt übrigens dermaßen, dass er ihn ...
... 1968 auch zum Weltmeisterteam Brabham mitnahm. Rindts riskanter Fahrstil - der Ausnahmekönner kam wie hier oft quer durch die Kurven - brachte ihm den Kosenamen "Kamikaze-Jochen" ein. Zum Sieg reichte es aber vor allem wegen des schwachen Repco-Motors nicht. Dafür lief es privat ...
... umso besser: Ein Jahr nach der Hochzeit mit dem finnischen Ex-Modell Nina Lincoln (li.) kam Töchterchen Natacha zur Welt. Um sich nun auch dem Traum vom ersten Sieg in der Formel 1 zu erfüllen, ...
... verhandelten Rindt (legendärer Spruch: "Ich manage mich selber") und sein Freund Bernie Ecclestone mit Lotus-Boss Colin Chapman. Seine Boliden galten als die gefährlichsten, aber auch schnellsten im Formel-1-Zirkus. Brabham konnte seinen Star nicht halten, und so ...
... saß Rindt 1969 tatsächlich im Lotus. Worauf er sich eingelassen hatte, wurde ihm schon nach beim zweiten Saisonrennen auf dem schnellen Montjuich-Stadtkurs in Barcelona ...
... bewusst: Der hochbeinige Heckflügel des Pole-Setters brach, Rindt schlitterte über die Leitplanke und krachte in das Wrack von Teamkollege Graham Hill, dem bereits das gleiche passiert war. Rindt kam trotz eines Überschlags mit einem Nasenbeinbruch und einer Gehirnerschütterung glimpflich davon. Und auch, ...
... als er sich in Watkins Glen endlich den Traum vom ersten Grand-Prix-Sieg erfüllte, herrschte bei Lotus nicht gerade Eitel Wonne: Teamkollege Hill hatte sich bei einem Crash beide Beine gebrochen. Das Verhältnis zwischen ...
... Rindt und Teamboss Chapman, der technisch stets das Limit auslotete, wurde durch die vielen Defekte auf eine harte Probe gestellt. Doch die Genieblitze des legendären Konstrukteurs hielten Rindt bei Lotus. 1970 ...
... siegte Rindt zunächst beim Klassiker in Monaco, als er in der letzten Kurve Jack Brabham in einen Fehler hetzte. Bei der Premiere in Zandvoort prügelte er auch den revolutionären, neuen ...
... Lotus 72, der mit seiner richtungsweisenden Keilform bestach, zum Triumph. Doch wieder erhielt Rindt eine Warnung, die durch Mark und Bein ging: Sein Freund Piers Courage kam auf dem Dünenkurs ...
... bei einem tragischen Unfall ums Leben, als er mit Tempo 250 km/h in eine Böschung raste und das Wrack Feuer fing. Ein furchtbarer Crash, der ...
... Rindt zusetzte. Gleichzeitig lief es in der WM wie am Schnürchen: Der Lotus-Pilot gewann nach den Niederlanden auch die folgenden Rennen in Frankreich, Großbritannien und auf dem ...
... Hockenheimring, wo er sich in einer legendären Windschattenschlacht gegen Ferrari-Star Jacky Ickx durchsetzte. Es sollte sein letzter Sieg sein, denn beim Heimspiel auf dem neuen Österreichring musste er nach der Pole-Position mit Motorschaden aufgeben. Dann - drei Wochen später - die Tragödie ...
... von Monza: Um einen besseren Topspeed zu erreichen, ließ Boss Chapman die Flügel abmontieren. Rindt begutachtete Momente vor dem folgenschweren Qualifying am Samstag seinen Lotus 72, während ...
... Ehefrau Nina Rindt an der Box bereits die Stoppuhr bereithielt. Rindt klappte das ...
... Visier zu, fünf Runden später brach in der Parabolica-Kurve die rechte innere Bremswelle - eine weitere riskante Entwicklung Chapmans. Der Lotus bog sofort nach links ab und krachte in die Leitplanken. Rindt hatte keine Chance: Beim Anprall wurde die Front ...
... des Autos abgetrennt, wodurch die Beine des Piloten ins Freie ragten. Der 28-Jährige starb allerdings, weil er den Sechs-Punkt-Gurt nur an vier Stellen befestigt hatte, nach vorne rutschte und sich so die Halsschlagader tödlich verletzte. Noch heute ...
... ist Rindt, der in Graz vor 30.000 Trauernden begraben wurde, unvergessen: Er holte 1970 nicht nur trotz des Dramas den Titel, er löste in Österreich auch eine enorme Motorsport-Tradition aus. Heute erinnert ein Denkmal auf dem Red-Bull-Ring, den es ohne Rindt nie gegeben hätte, an die Legende.
Wie sich der "wildeste Hund" unter den Rennfahrern in die Formel 1 arbeitete und der einzige posthume Weltmeister wurde