Das Formel-1-Rennen in Mexiko: Der WM-entscheidende Crash zwischen Hamilton & Vettel sowie Verstappens Sieg
Zum ersten Mal seit Fuji 1976 wird der neue Weltmeister überrundet. Aber das kümmert Max Verstappen wenig. Er gewinnt zum dritten Mal ein Formel-1-Rennen. "Red Bull war zu schnell für uns", muss sich Valtteri Bottas eingestehen. Zum ersten Mal seit Belgien stehen die drei Topteams in Mexiko gemeinsam auf dem Podium.
Nach seiner 50. Pole-Position gewinnt Sebastian Vettel zunächst auch den Start knapp. Und während Räikkönen ohne Windschatten auf verlorenem Posten steht und zurückfällt, nutzt Lewis Hamilton eben diesen zu seinen Gunsten. Fast Seite an Seite biegen die drei Favoriten in die erste Kurve ab, ...
... in der Hamilton dann zunächst zurückstecken muss. Aber Verstappen lässt gegen Vettel nicht locker, sodass es zu einer leichten Berührung kommt. Von der wiederum profitiert Hamilton, ...
... der sich an Vettel vorbeischiebt. Pech: Beim Herausbeschleunigen aus Kurve 3 schlitzt Vettel den rechten Hinterreifen des Mercedes auf. Verstappen sagt Danke und fährt von diesem Zeitpunkt an auf und davon, ...
... während Vettel (Nase) und Hamilton (Reifen) zum Boxenstopp kommen müssen und ans Ende des Feldes zurückfallen. Damit ist eigentlich schon klar: Vettel, der mindestens Zweiter werden muss, kann 2017 unter normalen Umständen nicht mehr Weltmeister werden!
Fernando Alonso und Romain Grosjean kämpfen um P11, als es kracht. Alonso bittet McLaren, das in seinen Augen Fehlverhalten des Haas-Fahrers bei der Rennleitung anzuzeigen. Mit Erfolg: Grosjean kassiert eine Fünf-Sekunden-Strafe und beendet den Grand Prix chancenlos als 15. und Letzter.
Zu dem Zeitpunkt kämpft Vettel gerade gegen Felipe Massa um P15. Als dessen Williams beim Rad-an-Rad-Duell (unabsichtlich) in den Ferrari rutscht, schimpft der Deutsche: "Fahren wir hier Autoscooter?" Teamchef Maurizio Arrivabene höchstpersönlich muss am Boxenfunk einschreiten: "Seb, bleib ruhig!"
Marcus Ericsson setzt auf die eigentlich goldrichtige Strategie eines langen ersten Stints und liegt phasenweise vor Alonso und Vettel an achter Stelle, bis nach 55 Runden sein Ferrari-Motor den Geist aufgibt. Der Sauber-Fahrer ist überzeugt davon, dass er sonst seine ersten WM-Punkte geholt hätte.
Renault setzt in der Höhenlage von Mexiko auf ein zu aggressives Mapping, sodass ein Motor nach dem anderen verraucht: Nach Ricciardo erwischt es auch Nico Hülkenberg, der lange Zeit an vierter Stelle liegt, und Brendon Hartley (Foto). Nur Carlos Sainz scheidet wegen eines Lenkungsdefekts aus.
Die Mexikaner würden am liebsten Sergio Perez auf das Podium peitschen, aber der verliert wertvolle Zeit hinter Kevin Magnussen (bis zum umjubelten Überholmanöver in Runde 30). Teamkollege Ocon wäre wohl aufs Podium gefahren, wenn nicht Räikkönen vom virtuellen Safety-Car profitiert hätte.
Vettel schnappt sich im Finish auf Ultrasoft der Reihe nach Perez, Überraschungsmann Lance Stroll und Ocon. Als ihm seine Crew den Rückstand von 23 Sekunden auf Räikkönen durchgibt, resigniert er: "Mamma mia, das ist ein bisschen zu viel!" Jetzt ist der erhoffte zweite Platz endgültig außer Reichweite.
Rivale Hamilton kämpft gut eine Minute weiter hinten gegen Alonso einen so engagierten Fight - obwohl sein Diffusor seit dem Startcrash hinüber ist -, dass Magnussen davon profitiert und den achten Platz nach Hause fahren kann. Hamilton wird am Ende Neunter.
Verstappen gewinnt letztendlich 19,7 Sekunden vor Bottas und 54,0 vor Räikkönen. Freak-Fact am Rande: Der Niederländer hat bisher jeden seiner drei Siege in einem Rennen gefeiert, vor dem Daniil Kwjat von Red Bull degradiert oder entlassen wurde!
Hamilton sei 2017 "the better man" gewesen, räumt Vettel, sportlich fair, ein. Letztendlich wird der Deutsche Vierter, 16,1 Sekunden hinter dem Podium. Bei den Interviews wirkt er geknickt, aber er weiß: Den Titel hat er nicht in Mexiko, sondern schon in Asien verloren.
Dass Hamilton, nunmehr erfolgreichster Formel-1-Brite aller Zeiten, seinen Triumph nicht auf dem Podium feiern kann, hinterlässt einen Beigeschmack. Sportchef Toto Wolff bringt's jedoch auf den Punkt: "Nicht das Rennen, das wir uns gewünscht hatten, aber wen juckt das?"
Das Formel-1-Rennen in Mexiko: Der WM-entscheidende Crash zwischen Hamilton & Vettel sowie Verstappens Sieg