Die spektakulärsten Grands Prix von Australien: Der WM-entscheidende Reifenplatzer 1986, der Tod eines Streckenpostens und viele Dramen mehr
1985 ist es endlich soweit, in Adelaide heulen zum ersten Mal auf australischem Boden die Formel-1-Motoren. Keke Rosberg darf sich als Erster von den australischen Fans feiern lassen, und das zum letzten Mal in seiner aktiven Formel-1-Karriere.
Im Jahr 1986 platzt Nigel Mansells Reifen und damit auch seine Titelhoffnung. Der lachende Sieger ist Alain Prost, der sich die Weltmeisterschaft mit einem hauchdünnen Vorsprung von zwei Punkten sichert.
Das kürzeste Formel-1-Rennen der Geschichte sehen die australischen Fans 1991 auf der Strecke in Adelaide. Nach nur 16 von den geplanten 81 Runden ist Schluss. Mehr als halbe Punkte sind für Sieger Ayrton Senna und die anderen Fahrer nicht drin.
1993 steht Ayrton Senna bei seinem letzten Einsatz für McLaren auch das letzte Mal als Sieger auf einem Podium und macht den Rennstall damit zum damals erfolgreichsten Team der Geschichte. Gleichzeitig verabschiedet sich auch Sennas ewiger Rivale Alain Prost für immer aus der Formel 1.
Die entscheidende Szene im WM-Kampf von 1994, als Michael Schumacher mit seinem schärfsten Konkurrenten Damon Hill kollidiert: Schumacher scheidet sofort aus, Hill schafft es sogar noch in die Box. Erst nach mehreren Minuten steigt der Engländer aus seinem Boliden aus und gibt auf. Somit ist der Deutsche zum ersten Mal Weltmeister. Sechs weitere Titel folgen ...
Abseits des WM-Fights 1994 ist Nigel Mansell der Mann der Stunde. Er feiert seinen 31. und damit letzten Formel-1-Sieg. Außerdem gewinnt er zum ersten und auch einzigen Mal auf einem Straßenkurs.
1995 heult zum letzten Mal in der Formel-1-Geschichte der V12-Motor auf. Der Ferrari ist das letzte Auto mit einem V12 unter der Haube. Der Motor von Gerhard Berger verabschiedet sich jedoch schon vorzeitig in Runde 34. Außerdem verabschiedet sich auch Adelaide aus der Formel 1. Das letzte Rennen gewinnt Damon Hill, danach siedelt der Australien-Grand-Prix nach Melbourne über.
"Mika, werde bald gesund!" Das McLaren-Team rund um den verbliebenen Fahrer Mark Blundell wünscht Mika Häkkinen 1995 alles Gute, nachdem dieser einen schweren Trainingsunfall nur knapp überlebt hat. Prof. Sid Watkins führte noch an der Unfallstelle geistesgegenwärtig einen Luftröhrenschnitt durch, der Häkkinen das Leben rettet. Ein mulmiger Abschied der Formel 1 aus Adelaide.
Der erste Australien-Grand-Prix in Melbourne 1996 ist geprägt von der Williams-Dominanz. Gleich bei seinem Formel-1-Debüt führt Jacques Villeneuve rundenlang vor seinem Teamkollegen Damon Hill. Letztendlich setzt sich aber Hill durch.
Was zu Beginn des Rennwochenendes 1997 aussieht wie ein sicherer Williams-Erfolg, wird zur silbernen Sternstunde. David Coulthard im neu lackierten McLaren gewinnt das Rennen überraschend, nachdem Jacques Villeneuve im Qualifying noch über zwei Sekunden schneller war als die Konkurrenz. Doch das Rennen geht für den Kanadier nur wenige Meter: Er scheidet nach Kollision mit Eddie Irvine aus.
Auch 1998 ist McLaren der strahlende Sieger. Mit der Hilfe seines Teamkollegen David Coulthard gewinnt Mika Häkkinen sein zweites Formel-1-Rennen. Wegen eines Missverständnisses mit dem Team biegt der Finne in Führung liegend kurz vor Ende noch einmal an die Box ab. Coulthard übernimmt Platz eins, wird aber per Funk zurückgepfiffen.
Der Australien-Grand-Prix 2000 makiert den Beginn der Ära Ferrari. Michael Schumacher gewinnt den Grand Prix und später auch die Weltmeisterschaft.
2001 kommt es zu einer Tragödie: Bei einem Unfall zwischen Jacques Villeneuve und Ralf Schumacher löst sich von Villeneuves BAR ein Rad, das den Sportwart Graham Beveridge durch ein Loch im Zaun erfasst und schwer verletzt. Für Beveridge kommt jede Hilfe zu spät - der erste Todesfall in der Formel 1 seit dem Grand Prix von Italien im Jahr zuvor, bei dem ebenfalls ein Sportwart verstorben ist.
2002 feiern die australischen Fans ihren Landsmann Mark Webber (und Teamchef Paul Stoddart, ebenfalls ein Australier), nachdem dieser im unterlegenen Minardi den fünften Platz erreicht hat. Ein Startcrash, bei dem acht Autos ausscheiden, ermöglicht Webber diesen Erfolg bei seinem Debüt in der Königsklasse.
2005 beginnt mit dem Sieg von Giancarlo Fisichella in Melbourne eine neue Zeitrechnung in der Formel 1. Zusammen mit seinem Teamkollegen Fernando Alonso, der sich am Ende der Saison zum Weltmeister krönt, und Teamchef Flavio Briatore setzt das Renault-Team ein Zeichen.
2008 feiert Lewis Hamilton in Melbourne den ersten Sieg seiner ersten Weltmeister-Saison zusammen mit Kumpel Nico Rosberg, der zum ersten Mal in seiner Formel-1-Karriere auf dem Treppchen steht. Neben den beiden späteren Teamkollegen bekommt auch Nick Heidfeld seine verdiente Champagnerdusche.
Jenson Button zeigt, wo es 2009 lang geht. Im überlegenen Brawn gewinnt er gleich das Auftaktrennen, wie auch fünf der nächsten sechs Grands Prix. Sebastian Vettel sieht in seinem ersten Formel-1-Rennen für Red Bull nach einer Kollision mit Robert Kubica die Zielflagge nicht.
Das letzte Mal sind der Alt- und Jungmeister gemeinsam in Melbourne am Start: 2012 beendet Michael Schumacher seinen letzten Australien-Grand-Prix vorzeitig in der zehnten Runde mit Getriebeschaden. Den Staffelstab hatte er da schon längst an Sebastian Vettel übergeben. Trotzdem ist Schumacher mit vier Siegen bis heute der erfolgreichste Fahrer in Melbourne.
2014 startet die Formel 1 in Melbourne in die neue Hybrid-Ära. Es ist kein Zufall, dass Mercedes-Pilot Nico Rosberg das erste Rennen mit den neuen 1,6-Liter-V6-Turbomotoren gewinnt: Die Silberpfeile prägen die neue Ära der Königsklasse gleich vom ersten Grand Prix an.
Am 15. März 2015 wird in Melbourne Formel-1-Geschichte geschrieben. Max Verstappen fährt mit 17 Jahren und 163 Tagen sein erstes Rennen für Toro Rosso. Jünger war ein Fahrer in der Formel 1 noch nie.
2016 stockt den Zuschauern in Melbourne und an den Fernsehern der Atem. In Runde 18 kollidieren Fernando Alonso und Esteban Guttierez. Alonsos McLaren überschlägt sich daraufhin im Kiesbett und knallt mit großer Wucht in die Streckenbegrenzung.
Vom MP4-31 des Spaniers bleibt nach dem Unfall nicht mehr viel übrig. Alonso kann dem Wrack aus eigener Kraft entsteigen, erleidet aber eine Rippenverletzung, die ihm beim nächsten Rennen in Bahrain zum Zuschauen zwingt.
Die spektakulärsten Grands Prix von Australien: Der WM-entscheidende Reifenplatzer 1986, der Tod eines Streckenpostens und viele Dramen mehr