Die besten Nachwuchspiloten seit 2000, die in der Formel 1 nie ein Rennen bestreiten durften: Von Sam Bird bis Robert Wickens
Sam Bird (Großbritannien): Als Fahrer im damals inoffiziellen Nachwuchskader von Mercedes hatte Sam Bird in den Jahren 2010 bis 2013 beste Aussichten auf den Sprung in die Formel 1. Bei seinen Testeinsätzen im Silberpfeil überzeugte der Brite, im Team wurde ihm als Simulator- und Entwicklungspilot viel Verantwortung übertragen.
In der GP2 feierte Sam Bird mehrere Erfolge. Zum Titelgewinn reichte es jedoch nie, 2013 schloss er die Serie hinter Fabio Leimer als Zweiter der Gesamtwertung ab. In der Formel E durfte sich der Jaguar-Pilot in die Siegerliste eintragen, in der Langstrecken-Weltmeisterschaft startet er für das Ferrari-Semiwerksteam AF Corse.
Adam Carroll (Großbritannien): Adam Carroll galt spätestens seit seinem erfolgreichen Debüt in der Britischen Formel Ford im Jahr 2000 als das neue Megatalent von der britischen Insel. Doch die Karriere des 33 Jährigen ist ein Paradebeispiel für das, was passiert, wenn die finanzielle Unterstützung fehlt.
In der Renault-World-Series und der GP2 war der pfeilschnelle Carroll meist nur als Lückenfüller unterwegs, hatte seine Teamkollegen jedoch oftmals sicher im Griff. 2005 durfte er immerhin für BAR ein Formel-1-Auto testen. Seinen größten Erfolg hatte er beim Gewinn der A1GP-Serie 2008/2009. Aktuell fährt der Brite in der Britischen GT.
Robin Frijns (Niederlande): Robin Frijns hätte das erreichen können, was Max Verstappen seit 2015 ist: neuer Motorsport-Nationalheld der Niederlande. Nach Titelgewinnen in der Formel BMW, Formel Renault und der Renault-World-Series lehnte Frijns ein Angebot zur Aufnahme in das Red-Bull-Juniorenprogramm ab.
2012 durfte Frijns dennoch einen Red-Bull-Formel-1-Wagen testen, in den Jahren danach war er offizieller Test- und Ersatzpilot bei Sauber und Caterham. Ein Renncockpit blieb Frijns jedoch verwehrt, immerhin durfte er an Freitagstrainings teilnehmen. Aktuell fährt der 24-Jährige in der Formel E für Envision sowie in der WEC.
Neel Jani (Schweiz): Der Schweizer mit indischen Wurzeln gilt als Beispiel für die harte Red-Bull-Schule. Neel Jani gewann Rennen in der GP2, holte in der A1GP-Serie 2007/2008 sensationell den Titel für die Schweiz und gilt als einer der schnellsten Piloten in der WEC.
Jani war einem Renncockpit in der Formel 1 immer wieder sehr nahe. 2003 und 2004 war er Testfahrer von Sauber, er durfte für Red Bull viele Tests und Showruns absolvieren und war 2006 offizieller Entwicklungs- und Ersatzpilot von Toro Rosso. Red Bull zog Robert Doornbos und Christian Klien vor, die sich nicht als Volltreffer entpuppten.
Fabio Leimer (Schweiz): Noch ein weiterer Schweizer war der Formel 1 sehr nahe. Fabio Leimer kam 2013 nach seinem Titelgewinn in der GP2-Serie zu seinem ersten Formel-1-Test. Doch bei den Landsleuten von Sauber war kein Renncockpit frei, sodass er als Champion der wichtigsten Nachwuchsserie in die Röhre schaute.
Nach einer Saison mit Rebellion in der WEC ergab sich im Jahr 2015 noch einmal eine Chance. Fabio Leimer wurde offizieller Testpilot bei Manor, aber zu einem Renneinsatz reichte es nicht. Der Schweizer gab ein Gastspiel in der Formel E und hat seine Karriere mittlerweile beendet.
Jose Maria Lopez (Argentinien): Formel-Renault-Champion, GP2-Rennsieger, Tourenwagen-Held und zweimaliger Weltmeister: Trotz zahlreicher Erfolge blieb Jose Maria Lopez der Weg in die Königsklasse versperrt. Der Argentinier war wohl zur falschen Zeit am falschen Ort, denn mit dem Team Super Nova war in der GP2 nichts zu holen.
Dennoch durfte Jose Maria Lopez in den Jahren 2003, 2005 und 2006 etwas Formel-1-Luft schnuppern. Bei Testfahrten durfte er den Wagen von Renault bewegen, mit dem sich Fernando Alonso zweimal den Formel-1-Titel sichern konnte. In der WTCC und der WEC sammelte er dafür zahlreiche Meisterschaften.
Will Power (Australien): Schnell, erfolgreich und dazu der perfekte Nachname für Rennsport: Will Power hat seine bisherige Karriere an der Königsklasse vorbeigelebt. Einzig 2004 durfte der Australier beim Test im damaligen Minardi etwas Grand-Prix-Luft schnuppern. Der Einsatz war eine Gefälligkeit von Landsmann Paul Stoddart.
Will Power hat sein Glück auf der anderen Seite des Atlantiks gefunden. 2006 wurde er bester Neueinsteiger in der ChampCar, 2007 feierte er seine ersten Siege. Anschließend sorgte der 35-Jährige in der Indycar-Szene für Furore. Nach drei Vizemeisterschaften sowie Gesamtrang vier im Jahr 2013 wurde der Penske-Pilot 2014 endlich Champ.
Benoit Treluyer (Frankreich): Auch Benoit Treluyer hat seine Karriere weit ab des Formel-1-Radars gestaltet. Der Franzose konnte in Europa trotz Rennsiege in der Formel 3 nicht auf sich aufmerksam machen. Anders in Japan: Dort gewann er das Championat 2001 mit 16 Siegen in 20 Rennen so souverän wie kaum jemand sonst.
Durch seinen bärenstarken Auftritt 2001 wurde Benoit Treluyer in Japan zu einem Motorsport-Helden, der sich 2006 den Titel in der hochwertigen Formel Nippon sichern konnte. Benoit Treluyer, Andre Lotterer und Marcel Fässler konnten mit Audi dreimal in Le Mans siegen, sowie 2012 die Langstrecken-WM gewinnen.
Robert Wickens (Kanada): Meister der US-Formel-BMW, Rennsieger in der A1GP und Vizechampion der Formel 2: Diese Erfolge durfte Robert Wickens in seiner Zeit als Red-Bull-Junior feiern. Helmut Marko reichten die Ergebnisse nicht. Ende 2009 flog der Kanadier aus dem Kader. 2011 holte er den Titel in der Renault-World-Series.
Der Titelgewinn in der wichtigen Nachwuchsserie half dem aufstrebenden Wickens nur wenig. Es gab zwar einen kurzen Testeinsatz bei Renault und eine Fahrt in einem Freitagstraining am Steuer des Virgin 2011, mehr war für ihn aber in der Königsklasse nicht drin. Seit einem Unfall in der IndyCar-Serie kämpft er sich zurück ins Leben.
Anthoine Hubert (Frankreich): Der Weg von Anthoine Hubert in die Formel 1 schien schon vorgezeichnet. Der Franzose wurde 2018 Meister in der GP3-Serie und gewann in seinem Debütjahr in der Formel 2 in Monaco und in seiner Heimat Frankreich. Zudem war er als Renault-Junior schon bei Demofahrten Teil des Teams.
Doch dann schlug das Schicksal zu: Bei einem tragischen Zwischenfall im Hauptrennen der Formel 2 in Spa-Francorchamps verunfallte der Franzose in der Raidillon-Kurve und wurde dabei von Juan Manuel Correa erwischt. Hubert erlag seinen Verletzungen und konnte sich seinen Traum von der Formel 1 leider nie erfüllen.
Die besten Nachwuchspiloten seit 2000, die in der Formel 1 nie ein Rennen bestreiten durften: Von Sam Bird bis Robert Wickens