Das war das Formel-1-Rennen in Spielberg 2015: Vorentscheidung am Start, Pech für Sebastian Vettel
Immer dann, wenn es scheint, als mache Nico Rosberg in der Formel-1-Weltmeisterschaft 2015 keinen Stich mehr, wird's doch wieder spannend: Sieg beim Grand Prix von Österreich in Spielberg - und WM-Leader Lewis Hamilton bleibt nichts anderes übrig, als zur starken Leistung neidlos zu gratulieren.
Schrecksekunde im ersten Freien Training: Felipe Massa fährt beinahe Maurizio Arrivabene über den Haufen, der unachtsam vor seinem Williams die Boxenstraße überquert. Später kursieren Scherz-Fotomontagen mit Zitat Arrivabene: "Ich war's nicht, der dich rausgeschmissen hat!"
Drama im Qualifying: Nach Hamiltons Ausritt im letzten Q3-Run sieht Rosberg bis zur allerletzten Zwischenzeit wie der sichere Polesetter aus - bis er auch selbst seinen Mercedes ins Kiesbett setzt. "Ich hab's einfach übertrieben", ärgert er sich.
Aber diesmal entscheidet das Qualifying nicht über den Rennsieg: Weil Hamiltons Standgas zu lange nachschwingt, obwohl er den Fuß nicht mehr auf dem Pedal hat, drehen beim Losfahren die Räder durch, ...
... und Rosberg zieht noch vor der ersten Kurve vorbei.
Aber erst als er Hamilton auch nach der zweiten Kurve hinter sich halten kann, fühlt er sich einigermaßen sicher. Denn einen Gegner im gleichen Auto zu überholen, ist auf dem Red-Bull-Ring schwierig. "Hätte ich Lewis nicht am Start gepackt, dann vielleicht gar nicht mehr", sagt er.
Riesencrash in der ersten Runde: Kimi Räikkönen gerät ins Schleudern, Fernando Alonso wird unglücklich in eine Kollision verwickelt. Weil der McLaren über den Ferrari rasiert, aber nicht über Räikkönens Kopf, hat der "Iceman" Glück im Unglück. Alonsos Check im Medical-Center ist rein präventiv.
Romain Grosjean hört an elfter Stelle liegend von seinem Lotus-Ingenieur: "Du musst an Perez vorbei." Worauf der Franzose antwortet: "Nicht möglich." Wenig später wird der dahinter liegende Pastor Maldonado gefragt, ob er sich aufgehalten fühle. Der entgegnet: "Ein bisschen." Das Thema erledigt sich, indem Grosjean als Erster aus dem Trio zur Box geholt wird.
Valtteri Bottas, am Start um eine Position zurückgefallen, geht dank geballter Williams-Mercedes-Power am Toro-Rosso-Renault von Max Verstappen vorbei - mit einem astreinen Manöver vor Kurve 2 - und verbessert sich auf Platz sechs.
Nächstes Opfer: Der Force India von Nico Hülkenberg, wegen Mercedes-PS ein weitaus schwierigeres Unterfangen. Bottas geht vorbei, Hülkenberg kommt früher an die Box, gewinnt die Position dadurch zurück - kann diese aber nicht lange halten. Es wird am Ende ein guter sechster Platz für den frischgebackenen Le-Mans-Sieger.
Haarige Boxeneinfahrt für Rosberg, der im Kampf um den Sieg mit dem Messer zwischen den Zähnen auf der letzten Rille bremst, aber gerade noch das Boxengassen-Speedlimit einhalten kann. Der Stopp selbst klappt dann problemlos, die Führung (davor eineinhalb Sekunden) ist nicht in Gefahr. Auch, weil Hamilton beim Rausfahren aus der Box die weiße Linie überfährt und sich damit eine Fünf-Sekunden-Strafe einhandelt.
Beim drittplatzierten Sebastian Vettel patzt die Ferrari-Crew: Reifen rechts hinten klemmt, aus fast acht Sekunden Vorsprung auf Felipe Massa werden vier Sekunden Rückstand auf den Williams.
Vettel gelingt es zwar noch, den Abstand auf weniger als die vermeintlich entscheidende DRS-Sekunde runterzufahren, angesichts des PS-Defizits kann er aber keine ernsthafte Attacke mehr setzen. Er muss sich mit Platz vier begnügen.
Der spektakulärste Fight des Rennens: Im Windschatten von Max Verstappen gerät Maldonado bei Start und Ziel ins Schleudern, aber der Venezolaner fängt den Drift ab - und geht ein paar Meter weiter trotzdem vorbei, weil Verstappen mit verschlissenen Reifen die erste Kurve verpasst. Lohn für Maldonado: sechs WM-Punkte.
Im Finish flattern bei Rosberg die Nerven: Er spürt ab Runde 66 (von 71) rechts vorne starke Vibrationen, befürchtet das Schlimmste. Sein Renningenieur beruhigt ihn, das Team kann an den Daten nichts erkennen.
Rosberg bleibt vorsichtig: "Alle Augen darauf!" Macht aber aus fünf sogar noch neun Sekunden Vorsprung. In der Weltmeisterschaft hat er nun nur noch zehn Punkte Rückstand auf Hamilton. Übrigens: Mercedes gelingen 2015 zum ersten Mal zwei Doppelsiege hintereinander.
Das war das Formel-1-Rennen in Spielberg 2015: Vorentscheidung am Start, Pech für Sebastian Vettel