Das Rennen in Barcelona: Rosbergs Solo-Show, Hamiltons Strategie-Trick und Maldonados riskantes Spiel
Zum 19. Mal im 25. Rennen gewinnt der Polesetter den Grand Prix von Spanien: Nico Rosberg triumphiert in Barcelona vor Lewis Hamilton und Sebastian Vettel. Und kommt in der Fahrer-WM vor seinem Lieblingsrennen in Monaco wieder bis auf 20 Punkte heran.
Der Start: Rosberg kommt sensationell weg und setzt sich gleich auf den ersten Metern ab, Hamilton hingegen leidet unter Wheelspin und verliert Boden - trotz der Mercedes-Rückkehr zu einer vermeintlich konstanteren Kupplung aus dem Vorjahr. Und der hervorragend gestartete Felipe Massa nimmt Kurs auf Platz fünf.
Aber Massa wird von Max Verstappen abgedrängt und fällt zurück, während Hamilton wenigstens den dritten Platz vor Valtteri Bottas behaupten kann. Weiter hinten zoomt sich Kimi Räikkönen an Massa und dem unglücklich gestarteten Lokalmatador Carlos Sainz vorbei, ...
... und ein paar Kurven später mit einem beherzten Überholmanöver auch noch an Verstappen. Für die beiden Toro Rossos deutet sich jetzt schon an, dass sie ihre Positionen aus dem Qualifying nicht halten können.
Sainz, am Samstag noch umjubelter Held der spanischen Fans, trifft es besonders hart: Fünfter der Startaufstellung, zu Beginn bestenfalls Kanonenfutter für Massa und Co. Schon in der siebten Runde liegt er nur noch an elfter Stelle.
Indes fährt Sebastian Vettel auf Platz zwei - zwar vom Speed her nicht ebenbürtig mit Hamilton, aber durch das "Überholverbot" auf dem Circuit de Barcelona-Catalunya doch so souverän, dass er keine ernsthaften Attacken abwehren muss. "Du musst pushen und Vettel attackieren", funkt man an den Mercedes-Star. Der antwortet: "Das ist unmöglich. Ihr müsst euch etwas anderes einfallen lassen."
Vielleicht eine andere Strategie? "It's Hammer-time": Während sich Rosberg vorne absetzt (sieben Sekunden Vorsprung nach zehn Runden), kommt Hamilton in der 13. Runde an die Box, bleibt auf weichen Reifen.
Genau wie Vettel, der eine Runde später wechselt und vorne bleibt. Auch, weil die Mercedes-Crew patzt und Hamiltons Service 5,3 Sekunden dauert. Hamiltons Versuche, sich im Rückspiegel zu zeigen, sind eine gute Show, haben aber in Wahrheit keine realistische Chance.
Pastor Maldonado geigt zu Beginn groß auf, liegt schon an siebter Stelle - aber beschädigt sich dann ausgerechnet im Zweikampf mit Teamkollege Romain Grosjean den Heckflügel. Erst in der 46. Runde nimmt ihn Lotus aus dem Rennen.
In der 27. Runde ist für Lokalmatador Fernando Alonso Endstation: Sein McLaren-Honda entwickelt Bremsprobleme, schießt beim Boxenstopp über die Markierung hinaus. Dem Team bleibt nichts anderes übrig, als nur noch auf Jenson Button zu setzen. Und der findet sein Auto an diesem Rennsonntag "gefährlich" unfahrbar.
In der 32. Runde die Wende im Kampf um den zweiten Platz: Hamilton wechselt von zwei auf drei Stopps (diesmal problemlos), legt zwei schnelle Stints ein - und macht auf dem Weg nach vorne unter anderem mit Bottas kurzen Prozess.
Nächste Schrecksekunde an der Box, als Grosjean zu schnell hereinkommt und seinen Wagenheber-Mechaniker über den Haufen fährt. Der reagiert geistesgegenwärtig, fliegt aber weit durch die Luft - und erntet hämischen Spott seiner Kollegen, als das TV-Bild einem Millionenpublikum zeigt, wie er sich einen Beutel Eiswürfel zwischen die Beine hält.
Nach dem letzten Rosberg-Stopp in Runde 45 führt Hamilton kurzzeitig im Grand Prix - und baut seinen Vorsprung trotz älterer Reifen sogar aus. Kurz befürchtet Rosberg, er könnte den Sieg noch verlieren, bis ihn sein Team beruhigt: "Lewis muss noch einmal an die Box." Hamilton fährt ein Fernduell gegen Vettel...
... und kommt auch nach dem Boxenstopp vor dem Deutschen auf die Strecke. Während Vettel im Verkehr steckt (und sich lautstark über die Nachzügler, etwa den diesmal chancenlosen Nico Hülkenberg, beschwert), ...
... dreht Hamilton eine schnellste Runde nach der anderen. "Gebt mir Nicos Tempo durch", fordert er trotz 20,6 Sekunden Rückstand, aus denen er binnen acht Runden deren 12,9 macht. Renningenieur Peter Bonnington ermahnt ihn, Platz zwei sicher ins Ziel zu bringen - was Hamilton nicht auf sich sitzen lässt: "Ich will wissen, ob es unmöglich ist?" Bis das Team einen Schlussstrich zieht: "Ja, es ist unmöglich. Wenn du schneller fährst, würde Nico auch schneller fahren."
Heißes "Finn-ish" zwischen Bottas und Räikkönen: der Williams-Pilot auf harten, der Ferrari-Fahrer auf weichen Reifen - und trotzdem chancenlos gegen die Mercedes-Power. Auch, weil Bottas das Überrunden clever timt und in den entscheidenden Momenten selbst DRS aktivieren darf.
Am Ende doch noch etwas zu jubeln für die 86.700 spanischen Fans: Sainz, der bis dahin ein demütigendes Rennen erlebt hat, schnappt sich in der Schlussphase erst Verstappen und dann Daniil Kwjat, mit dem er in der ersten Kurve leicht kollidiert. Die Rennleitung untersucht, spricht aber keine Strafe aus. Immerhin zwei WM-Punkte.
Endlich Rosberg! Neun der letzten elf Rennen hat Hamilton gewonnen, er selbst nur eins (Brasilien 2014) - und jetzt den Grand Prix von Spanien. Am Ende sind es 17,551 Sekunden Vorsprung auf Hamilton. Und, aus Teamsicht viel wichtiger, 45,342 auf den drittplatzierten Vettel.
Das Rennen in Barcelona: Rosbergs Solo-Show, Hamiltons Strategie-Trick und Maldonados riskantes Spiel