Mercedes' taktische Panne schenkt Nico Rosberg den Sieg, während Lewis Hamilton trauert - Spektakuläre Kollision
Jetzt gehört er zu den Größen von Monaco: Nico Rosberg gewinnt den Klassiker 2015 zum dritten Mal hintereinander und schafft damit einen lupenreinen Hattrick. Das ist davor nur Graham Hill, Alain Prost und Ayrton Senna gelungen. Pechvogel Lewis Hamilton muss indes weiter auf seinen zweiten Monaco-Sieg nach 2008 warten.
Die Entscheidung im Qualifying: Rosberg, bis dahin voll konkurrenzfähig, verbremst sich am Ende von Q2 und zu Beginn von Q3 bei Sainte Devote und verliert so die mögliche Pole-Position an Hamilton.
Der Start: Hamilton kommt am besten weg, Rosberg behauptet sich außen knapp vor Sebastian Vettel...
... und Daniil Kwjat geht an seinem Red-Bull-Teamkollegen Daniel Ricciardo vorbei. Aber alle kommen heil durch die erste Kurve.
Fast alle: Felipe Massa geht der Platz aus, es kommt zu Feindkontakt, das Rennen ist damit faktisch schon gelaufen. Aber der Williams, der auf langen Geraden besser funktioniert als in winkligen Ecken, ist für Punkte sowieso zu langsam.
Nico Hülkenberg kracht nach einer Berührung mit Fernando Alonso bei Mirabeau in die Mauer. Die Rennleitung findet, das sei Alonsos Schuld gewesen - weswegen dieser eine Fünf-Sekunden-Strafe kassiert.
Als Pastor Maldonado von Max Verstappen überholt wird, leidet der Lotus längst an den Bremsproblemen, die später das Ende seines Rennens bedeuten. Aber Verstappen, wieder mal der aggressivste Fahrer im Feld, kommt nicht ohne sich die Frontflügel-Endplatte abzurasieren an Maldonado vorbei.
Trotz erhöhter Bremstemperaturen bei Hamilton und hohem Benzinverbrauch bei Rosberg: Mercedes kontrolliert den Grand Prix - und Hamilton baut seinen Vorsprung binnen 15 Runden von zweieinhalb auf zehn Sekunden aus, indem er konsequenter überrundet.
Es ist ein eher langweiliger Grand Prix, in Monaco gilt wie so oft Überholverbot. Als Kimi Räikkönen das Tempo anzieht und Druck auf Ricciardo macht, funkt er an die Ferrari-Box: "Wenn ich ihn überholen soll, müsst ihr mir den Sauber aus dem Weg schaffen!" Nicht das einzige Mal, dass sich der gar nicht so coole "Iceman" über die diesmal besonders unkooperativen Nachzügler ärgert.
Aus der Traum für Alonso: In der 42. Runde geht sein Getriebe kaputt. So bleibt es Jenson Button vorbehalten, als Achter die ersten WM-Punkte für McLaren-Honda zu holen.
Während Hülkenberg nach dem Pech in der ersten Runde nie richtig ins Rennen findet, liefert Sergio Perez ein tadelloses Wochenende ab und fährt auf Platz sieben - und das, obwohl er schon früh Benzin sparen muss, weil Force India eine Safety-Car-Phase fest eingerechnet hat.
Zu der sollte es dann doch noch kommen. Verstappen hängt sich mit frischen Supersofts an Vettel an, um bei dessen Überrundungen auch zu überholen. Aber Romain Grosjean passt in der Loews-Kurve geschickt auf. Bis es ein paar Runden später vor Sainte Devote kracht.
"Grosjean hat 15 Meter früher als sonst gebremst", ärgert sich Verstappen, und Grosjean tobt: "Er ist halt doch noch sehr unerfahren." Die Rennleitung brummt Verstappen eine Plus-Fünf-Strafe für Montreal auf.
Als der Toro-Rosso-Junior mit hoher Geschwindigkeit in die Leitplanken kracht, bleibt Papa Jos an der Box das Herz stehen. Aber Verstappen gibt sofort Entwarnung: "Mir geht's gut!"
Plötzlich steht das Rennen auf dem Kopf: Mercedes verrechnet sich, holt Leader Hamilton völlig unnütz zum Reifenwechsel und schickt ihn hinter Rosberg und Vettel wieder auf die Strecke. Nach dem Restart zieht Rosberg sofort davon - und Hamilton findet trotz frischer Supersoft-Reifen keinen Weg an Vettel vorbei. Auch ein Weltmeister-Team ist nicht vor taktischen Fehlern gefeit.
Räikkönen vs. Ricciardo zum Zweiten, diesmal mit umgekehrten Vorzeichen um den fünften Platz. Dass die Rennleitung den Rempler des Red-Bull-Piloten bei Mirabeau nicht ahndet, überrascht viele. Ricciardo wird am Ende Fünfter, obwohl ihn Teamkollege Kwjat zwischenzeitlich durchlässt, um mit frischen Supersoft-Reifen Jagd auf das Podium zu machen. Aber als ihm das nicht gelingt, werden die Plätze wieder zurückgetauscht.
Hamilton ist der moralische Sieger von Monaco, aber auch der vielleicht traurigste Drittplatzierte aller Zeiten. Während der Auslaufrunde spielt er mit dem Gedanken, direkt in sein Appartement zu gehen und die Siegerehrung auszulassen. Erster Trostspender: FIA-Sprecher Matteo Bonciani.
Auch Bruder Nicolas muntert Hamilton auf und sagt: "Jeder konnte sehen, wer heute den Sieg verdient gehabt hätte."
Hamilton fehlt beim Sieger-Teamfoto für Rosberg, aber das nimmt ihm diesmal keiner übel. Rosberg denkt sich: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Und freut sich, dass die Weltmeisterschaft bei nur noch zehn Punkten Rückstand wieder völlig offen ist.
Mercedes' taktische Panne schenkt Nico Rosberg den Sieg, während Lewis Hamilton trauert - Spektakuläre Kollision