Das war das Formel-1-Rennen in Suzuka 2015: Hamiltons beinhartes Manöver am Start und Hondas Demütigung
Jetzt ist er so groß wie Ayrton Senna: Lewis Hamilton gewinnt in Suzuka seinen 41. Grand Prix, braucht dafür nur um ein Rennen mehr als sein großes Vorbild (nämlich 162) - und auch der dritte WM-Titel in der Formel 1 ist jetzt nur noch Formsache. Aber Sebastian Vettel (42 Siege, vier WM-Titel) macht ihn auf dem Podium trotzdem nass.
Horror-Crash im Qualifying, ein Jahr nach dem Bianchi-Unfall, nur zwei Kurven weiter: Daniil Kwjat kommt mit zwei Reifen aufs Gras, verliert seinen Red Bull außer Kontrolle und überschlägt sich spektakulär. "Ein Anfängerfehler", gibt er später zu. Und verhindert damit in Q3 Zeitenverbesserungen im zweiten Versuch.
Nico Rosberg, Schnellster im ersten Q3-Run, bedankt sich beim Russen und staubt so seine erste Pole-Position seit Barcelona ab. Aber Hamilton weiß genau, dass er eigentlich der Schnellere war: "Als ich meine Runde abbrechen musste, hatte ich Vorsprung."
Der Start: Während sich Sebastian Vettel gleich auf den ersten Metern Valtteri Bottas schnappt, kämpft Polesetter Rosberg mit überhöhten Temperaturen in der Antriebseinheit, verliert etwas Boden, ...
... biegt aber Seite an Seite mit Hamilton in die erste Kurve ein und lässt das Gas zunächst mutig stehen. Für ein paar Sekundenbruchteile sieht es so aus, als würde er die Führung behaupten können.
Aber die Rechnung hat er ohne Hamilton gemacht, der sich beinhart nach außen tragen und Rosberg keine Luft zum Atmen lässt. "Macht man unter Teamkollegen nicht", urteilt Experte Marc Surer, und Rosberg ätzt: "Ich habe eine Kollision verhindert." Hamilton lacht sich ins Fäustchen: "Innen ist innen, es war meine Kurve. Wenn du außen bist und lupfst, musst du damit rechnen, dass das passiert!"
Weiter hintern scheppert's: Daniel Ricciardo schneidet Felipe Massa den Weg ab, der behindert wiederum Sergio Perez. Perez sucht sich eine Lücke, kollidiert mit Carlos Sainz...
... und segelt in die Botanik. Der Force-India-Fahrer kann das Rennen sogar fortsetzen, geht als Zwölfter mit einer Runde Rückstand aber leer aus.
Auch für Massa ist nach dem Reifenschaden gleich zu Beginn nichts mehr zu holen: Platz 17, sogar zwei Runden Rückstand.
Das Honda-Drama, ausgerechnet beim Heimrennen in Suzuka: Weltmeister Fernando Alonso erreicht einen neuen Tiefpunkt, als er in einer Kurve von zwei Rookies gleichzeitig überholt wird. "Ich werde überholt wie ein GP2. Peinlich, sehr peinlich", lässt er ein Millionenpublikum via Boxenfunk wissen. Und versetzt damit dem stolzen Honda-CEO Takahiro Hachigo in der McLaren-Box einen Stich ins Herz.
Indes baut Hamilton an der Spitze seinen Vorsprung auf Vettel kontinuierlich aus: 1,6 Sekunden nach einer Runde, 3,3 Sekunden nach fünf Runden, 6,1 nach zehn - und schon 8,3, als Vettel in der 13. Runden an die Box kommt. Rosberg liegt da 12,9 Sekunden hinter seinem Teamkollegen.
Im Kampf um Platz drei kommt Bottas vier Runden vor Rosberg zum ersten Boxenstopp und verhindert so einen "Undercut". Aber auf der Strecke kann er sich nicht lange wehren. Rosbergs Manöver in der Schikane lobt sogar Mercedes-Sportchef Toto Wolff später als "großartig". Dabei wird der Deutsche am Funk immer wieder ermahnt, auf die Temperatur seiner Antriebseinheit zu achten.
Während Rosberg auf Vettel-Jagd geht (und diesen dank "Undercut" beim zweiten Boxenstopp überholt), hat Bottas schon bald den nächsten Ferrari im Nacken: Landsmann Kimi Räikkönen. Das Duell der Boxenstrategien gewinnt diesmal der Ferrari-Finne: Platz vier.
Was niemand ahnt, als die Silberpfeile ihrem achten Saison-Doppelsieg entgegenrasen: Eben dieser hängt an einem seidenen Faden. Mercedes erklärt nach dem Rennen, dass einer von Hamiltons Reifen "bis zur Karkasse" runtergefahren ist, als er gewechselt wird.
Ein Jahr nach Bianchi die nächste gewaltige Schrecksekunde für Manor-Marussia in Suzuka: Will Stevens dreht sich in der schnellen Mutkurve 130R - und sein Teamkollege Alexander Rossi hat Riesenglück, ihn in der Rauchwolke nicht zu rammen. Ein Horror-Crash an dieser Stelle hätte schlimm ausgehen können.
Und wieder einmal gewinnt Max Verstappen das Toro-Rosso-Duell gegen Carlos Sainz, diesmal auch ohne Stallorder-Kontroverse (wie beim vorangegangenen Rennen in Singapur). Zur Sainz' Verteidigung ist zu sagen: Der Spanier kämpfte in der Schlussphase mit Bremsproblemen. Toro Rosso holt P9 und P10.
Hamilton fährt nach 53 Runden mit 18,9 Sekunden Vorsprung auf Rosberg, 20,8 auf Vettel und 33,7 auf Räikkönen über die Ziellinie. Es ist nach 2007 erst sein zweiter Sieg in Suzuka. Und der beschert ihm in der Weltmeisterschaft 48 Punkte Vorsprung (fast zwei Siege) auf Rosberg - bei fünf noch zu fahrenden Rennen.
Suzuka 2015 ist auch ein Rennen der spannenden Kämpfe im Mittelfeld (was die Weltregie dazu veranlasst, diese zu zeigen und das siegreiche Mercedes-Team bis auf sechs Minuten fast komplett auszublenden). Hervorzuheben ist die Leistung von Nico Hülkenberg: Der Force-India-Pilot legt mit einem guten Start den Grundstein für seinen späteren sechsten Platz.
Das war das Formel-1-Rennen in Suzuka 2015: Hamiltons beinhartes Manöver am Start und Hondas Demütigung