Wie McLarens neuer Heckflügel für mehr Anpressdruck sorgt - So ließen sich die Reifendrücke mit einem Fön frisieren
Die technische Neuerung Nummer eins beim Österreich-Grand-Prix in Spielberg war McLarens neue Heckflügel-Endplatte mit Schlitzen. Die Variante aus Woking ist die extremste Form dieser Designidee, die die Formel-1-Teams bisher in den Rennbetrieb gebracht haben.
Die Platte weist mehrere große, vertikale Spalte auf (auf Höhe des Segafredo-Logos zu erkennen). Sie sollen mehr Anpressdruck bewirken. Dazu wird Luft von außen durch die Schlitze in der Endplatte auf den Heckflügel geführt. Das erscheint zunächst kontraproduktiv, wenn unter dem Flügel nicht wie gewünscht der Luftdruck gesenkt wird...
...doch mehr Luft unter dem Flügel beschleunigt den Luftstrom und senkt den Druck. Das führt zu mehr Anpressdruck. Der Flügel wird effizienter und das Team kann oben weniger Winkel einstellen, ohne zu viel Verlust an Antrieb in Kauf nehmen zu müssen. Wahrscheinlich sehen wir das System wieder. Andere Teams könnten es abkupfern.
Ferrari bleibt mit Token zur Antriebsentwicklung nicht geizig. In Spielberg gab es ein Update des V6-Verbrennungsmotors, das unbestätigten Informationen zufolge eine Wertmarke kostete. Dazu brachte Benzinpartner Shell neuen Sprit, der die Leistung aufpolieren soll. Günstig: Das Reglement macht hier nur wenig Vorschriften.
Die FIA hat es unterbunden, dass die Teams die Bremsen und die Radnaben mit kleinen, lauten "Fönen" vorwärmen, um sich Vorteile beim Reifendruck am Rennstart zu erschleichen. Denn die Piloten mögen es nicht, wenn sich die Pneus zu prall anfühlen und die Ingenieure versprechen sich von niedrigeren Drücken bessere Rundenzeiten.
Dazu wird mit dem handlichen Heizgerät direkt in die Bremsschächte gehalten. Dazu wird die Bremse als Ganze angeblasen sowie der obere Teil der Konstruktion.
Denn wenn die Reifen nach dem Aufstecken auf die heißen Komponenten zusätzlich erwärmen, steigt der Luftdruck innen. Hält man den Pneu auf der entsprechenden Temperatur, bis die FIA zur Kontrolle in der Startaufstellung schreitet, gibt es keinen Grund zur Beanstandung.
Die Reifen kühlen aber ab, sobald es auf die Einführungsrunde geht. Und der Luftdruck sinkt unter die vorgegebene Mindestmarke.
Bisher checkte die Rennleitung von Pirelli vorgegebene Mindestwerte auf den Achsen. Jetzt erfolgt die Inspektion schon bevor die Pneus auf das Auto kommen. Sollten die "Föne" weiter verwendet werden, dann scheinen sie einem anderen Zweck (etwa dem Vorwärmen der Bremse) zu dienen, wie es die Teams behaupten.
Wie McLarens neuer Heckflügel für mehr Anpressdruck sorgt - So ließen sich die Reifendrücke mit einem Fön frisieren