Spielberg, nicht Zeltweg! Highspeed-Festival inmitten glücklicher Kühe, Energy-Brause so weit das Auge reicht und
Ob im offiziellen Wortlaut nun Österreichring, A1-Ring oder Red-Bull-Ring: Die Formel-1-Strecke in Spielberg sticht aus dem Rennkalender der Königsklasse heraus. Das liegt am malerischen Idyll der Steiermark, aber auch an ihrer Charakteristik als knackig kurze sowie pfeilschnelle Berg- und Talbahn.
Der 1969 erbaute und 2011 wiedereröffnete Kurs befindet sich auf dem Gemeindegebiet Spielberg, auch wenn häufig das nur zwei Kilometer entfernte Zeltweg als Austragungsort angegeben wird. Erstmals kam die Formel 1 in der Saison 1970 zu Besuch, ehe sie der Strecke zweimal für insgesamt 21 Jahre den Rücken kehrte.
Den Piloten gefällt der Besuch im Grazer Umland wegen der kulinarischen Genüsse, die nicht mit ihren strikten Ernährungsplänen korrespondieren: "Österreicher sind sehr gastfreundlich und es gibt jede Menge Schnitzel gratis", leckt sich Daniel Ricciardo (Red Bull) die Lippen ab. Kleiner Tipp: Tafelspitz ist kalorienärmer.
Kevin Magnussen (Renault) findet: "Österreich ist nach meinem Geschmack - frische Luft und Berge. Toll, so weit weg von einer Stadt zu sein." Um genau zu sein, ist Graz genau 76,3 Kilometer entfernt. "Wir übernachten normalerweise in einem Hotel, das ein altes Schloss ist. Das ist mal was anderes!", stimmt Felipe Massa (Williams) ein.
Die Strecke, die der Steirer Red-Bull-Patron Dietrich Mateschitz erst im zweiten Versuch gegen den Widerstand der Anwohner vor dem Verfall rettete, ist nur 4,326 Kilometer lang und damit die drittkürzeste im aktuellen Kalender - nach Monaco und Sao Paulo.
Der Red-Bull-Ring besitzt nur sechs Rechts- und zwei Linkskurven: Es geht nach dem Start bergauf in Richtung der aktuell in Renovierung befindlichen Westschleife, die nicht mehr (oder noch nicht) befahren wird, in einen scharfen Knick. Hier lauern Randsteine wie Sprungschanzen. Dann geht es steil bergauf...
...und wieder bergab ins Infield, wo schnelle Kurvenkombinationen und Kiesbetten neben der Bahn zu Fehlern einladen. "Ich hätte gerne ein paar Kurven mehr, aber die Strecke macht Spaß, weil sie schnell und flüssig ist", urteilt Ricciardo. Max Verstappen (Red Bull) weiß: "Die Höhenunterschiede machen sie so besonders."
Antriebsleistung ist in Spielberg Trumpf. Viermal wird die 300-km/h-Marke geknackt, im Rennen sind mit Windschatten und DRS mehr als 320 km/h möglich. Der Vollgasanteil liegt bei 60 Prozent, was die Strecke zu einer mit hohem Benzinverbrauch macht - und mit kurzer Rennzeit.
Obwohl dreimal mit bis zu fünf g und über 150 Kilogramm Pedaldruck verzögert wird, ist der Red-Bull-Ring aber kein Bremsenkiller. Daran ändert auch die Tatsache, dass die Boliden teilweise um bis zu 250 km/h verlangsamen, nichts. Grund: Nur zu 17 Prozent der gesamten Rundenzeit wird gebremst.
2016 gibt es erneut neuen Asphalt. "Das bedeutet auch mehr Grip", sagt Red-Bull-Berater Helmut Marko. Pirelli bringt Ultrasoft, Supersoft und Soft mit - die weichsten Mischungen im Regal. Obwohl viele von Zweistoppstrategien ausgehen, könnten die Stints extrem lang ausfallen. Auch nur ein Halt bei der Crew erscheint möglich.
Esteban Gutierrez (Haas) warnt außerdem: "Der Wind hinterlässt Wirkung. Es gibt hohe Bäume neben der Strecke, weshalb er in einigen Teilen anders bläst." Das kann Piloten in Kurven überraschen, macht aber auch Windschatten-Duelle auf den Geraden brisanter.
Spielberg, nicht Zeltweg! Highspeed-Festival inmitten glücklicher Kühe, Energy-Brause so weit das Auge reicht und