Zehn Rennen der Formel-1-Geschichte, in denen ein bereits sicher geglaubter Sieg kurz vor Schluss noch aus der Hand gegeben wurde.
14. Juni 1964, Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps: Auf der 14-Kilometer-Variante der Strecke geht das Rennen über 32 Runden. Dan Gurney (Brabham) absolviert 28 der ersten 29 Runden als Spitzenreiter, muss dann aber die Führung an Graham Hill (BRM) abtreten. Den Sieg erringt keiner der beiden. Gurney rollt in der letzten Runde ohne Sprit aus, Hill ereilt das gleiche Schicksal. Den Sieg schnappt sich Jim Clark (Lotus) mit einer einzigen Führungsrunde.
10. Mai 1970, Grand Prix von Monaco in Monte Carlo: Nach anfänglicher Führung für Jackie Stewart (March) liegt Jack Brabham mit dem BT33 seines eigenen Teams klar auf Siegkurs. Der Australier sammelt im 80-Runden-Rennen 52 Führungsrunden an und muss nur noch einmal die Gasometer-Kurve - im damaligen Monaco-Layout die 180-Grad-Kurve vor Start/Ziel - nehmen. Dies aber misslingt ihm. Statt rechts in Richtung Karierter Flagge abzubiegen, rutscht Brabham geradeaus in die Strohballen. Verfolger Jochen Rindt (Lotus) lässt sich nicht zweimal bitten und staubt den Sieg im Fürstentum ab.
9. August 1987, Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring: 76 Runden stehen auf dem winkligen Kurs vor den Toren von Budapest auf dem Programm. Nigel Mansell (Williams) liegt 70 Runden lang in Führung, als sich sechs Runden vor Schluss klar in Führung die rechte hintere Radmutter seines FW11B selbstständig macht. Der Brite schafft es nicht mehr zurück zur Box, weil das Malheur ausgangs der heute nicht mehr gefahrenen Schikane (im Bereich der heutigen Kurve 3) passiert. Mansells Teamkollege Nelson Piquet sagt Danke und holt sich den Sieg.
15. Mai 1988, Grand Prix von Monaco in Monte Carlo: Ayrton Senna (McLaren) sichert sich im Qualifying mit 1,427 Sekunden Vorsprung auf Teamkollege Alain Prost die Pole-Position und spricht anschließend davon, "wie in Trance" gefahren zu sein. Im Rennen kann der Gangart Sennas niemand folgen. Der Brasilianer nimmt die 66. von 78 Runden mit großem Vorsprung in Angriff, kracht aber in der Portier-Kurve eingangs des Tunnels in die Leitplanke. Das Team hatte ihn angewiesen, es ruhiger angehen zu lassen, um den McLaren-Doppelerfolg nicht zu gefährden. Statt seinen zweiten Monaco-Sieg zu feiern, stapft Senna wütend - vor allem auf sich selbst - in seine Wohnung. Teamkollege Prost ist der vierte Monaco-Sieg seiner Karriere nicht mehr zu nehmen.
2. Juni 1991, Grand Prix von Kanada in Montreal: Der von Position zwei gestartete Nigel Mansell (Williams) übernimmt direkt beim Start die Führung und gibt sie 68 Runden lang nicht aus der Hand. Doch die 69. und gleichzeitig letzte Runde des Rennens beendet er nicht. Beim Herunterschalten für die Haarnadelkurve springt das Getriebe in den Leerlauf. Ausgangs der Kurve stirbt der Renault-Motor im Heck des FW14 ab. Mansell, der den Zuschauern bereits zugewinkt hatte, muss tatenlos zusehen, wie Erzrivale Nelson Piquet (Benetton) den Sieg abstaubt. Es ist der 23. und letzte Triumph in der Karriere des Brasilianers, aber nicht der erste, den ihm Mansell unfreiwillig auf dem Silbertablett serviert.
25. Juli 1993, Grand Prix von Deutschland in Hockenheim: Im 45-Runden-Rennen befindet sich Damon Hill (Williams) auf Kurs zu seinem ersten Formel-1-Sieg. Der Brite wird in 41 Runden als Führender notiert - bis ihm in der vorletzten Runde ausgangs der Ostkurven-Schikane der linke Hinterreifen platzt. Teamkollege Alain Prost übernimmt kampflos die Führung und lässt sich eine Runde später als Sieger feiern.
28. Juli 1996, Grand Prix von Deutschland in Hockenheim: Gerhard Berger (Benetton) fährt sein stärkstes Rennen der Saison und liegt 31 der ersten 42 Runden in Führung. Im 43. von 45 Umläufen aber verraucht ausgangs der ersten Schikane der Renault-Motor im Heck seines B196 im großen Stil. Verfolger Damon Hill (Williams) erbt die Führung und kreuzt zwei Runden später als Sieger die Ziellinie.
10. August 1997, Grand Prix von Ungarn auf dem Hungaroring: Mit dem unterlegenen Arrows-Yamaha A18 übernimmt Damon Hill in der 30. von 77 Runden die Führung und fährt einem Sensationssieg entgegen. In der Schlussphase aber macht dem im Jahr zuvor auf Williams Weltmeister gewordenen Briten die Hydraulik seines Boliden zu schaffen. Jacques Villeneuve (Williams) überholt den wehrlosen Hill ausgangs Kurve 3 der letzten Runde halb auf der Strecke, halb im Dreck. Was der einzige Sieg in der Geschichte des Arrows-Teams gewesen wäre, wird so "nur" ein zweiter Platz.
29. April 2001, Grand Prix von Spanien in Barcelona: Auf der Distanz von 66 Runden wechseln sich Michael Schumacher (Ferrari) und Mika Häkkinen (McLaren) auf Platz eins ab. In der 44. Runde übernimmt Häkkinen zum - wie es scheint - letzten Mal das Kommando und fährt einem sicheren Sieg entgegen. Ausgangs Kurve 5 der letzten Runde aber rollt der MP4/16 des Finnen mit defekter Kupplung aus. Schumacher staubt ab und gewinnt.
29. Mai 2005, Grand Prix von Europa auf dem Nürburgring: Kimi Räikkönen (McLaren) hat das 59-Runden-Rennen mit 48 Führungsrunden komplett im Griff. Bei einem Überrundungsmanöver kurz vor Schluss zieht sich der Finne einen Bremsplatten zu, fährt auf Anweisung des Teams aber trotz starker Vibrationen weiter - bis ihm eingangs der letzten Runde die Vorderradaufhängung bricht. Fernando Alonso (Renault) erbt den Sieg.
Zehn Rennen der Formel-1-Geschichte, in denen ein bereits sicher geglaubter Sieg kurz vor Schluss noch aus der Hand gegeben wurde.