25 Stationen zwischen 2009 und 2014
Ein Kindheitstraum wird wahr: Sebastian Vettel fährt seit 2015 für die Scuderia Ferrari und tritt damit in die Fußstapfen seines großen Vorbildes Michael Schumacher. Wir zeichnen Vettels Weg zu Ferrari in 25 Schritten chronologisch nach.
18. Januar 2009: Vettel, als sensationeller Monza-Sieger auf Toro Rosso gerade zu Red Bull gewechselt, gilt als zukünftiger Weltmeister. Und Formel-1-Boss Bernie Ecclestone erweist sich als Prophet: "Ich sehe Sebastian eines Tages bei Ferrari und wundere mich sogar ein bisschen, dass er da noch nicht unter Vertrag steht. Aber das wird ganz sicher einmal so sein."
21. November 2010: Vettel, seit dem dramatischen Saisonfinale in Abu Dhabi vor einer Woche frischgebackener Weltmeister, schwebt mit Red Bull auf Wolke sieben. Aber Konzernchef Dietrich Mateschitz sagt selbst in der Stunde des gemeinsamen Triumphs: "Solange wir ihm ein Auto geben, mit dem er gewinnen kann, wird er bei Red Bull fahren. Wenn nicht, würden wir ihn ziehen lassen - selbst wenn er gebunden wäre."
22. Dezember 2010: Ferrari fasst nach der ersten Saison mit Fernando Alonso eigentlich Robert Kubica als zukünftigen zweiten Fahrer ins Auge. Aber Präsident Luca di Montezemolo legt sich auch fest: "Sebastian ist schnell, intelligent und jung. Früher oder später wird er ein rotes Auto fahren."
27. Dezember 2010: Vettel gibt das Kompliment zurück: "Keine Frage, es ist mein Wunsch und Ziel, eines Tages für Ferrari zu fahren. Das kann man schon so sagen."
19. Mai 2011: Alonso verlängert seinen Ferrari-Vertrag vorzeitig bis Ende 2016. "Ich sehe meine Zukunft langfristig bei Ferrari - in einem Team, bei dem ich zweifellos meine Karriere irgendwann einmal ausklingen lassen möchte." Ein Irrglaube, wie sich herausstellen sollte.
11. Juni 2013: Zwei Jahre nach Alonsos Vertragsverlängerung unterschreibt auch Vettel bis Ende 2015 bei Red Bull. Fast so, als hätte er nach dem Treueschwur zwischen Alonso und Ferrari erstmal keinen Grund, sich Chancen auf die baldige Erfüllung seines Kindheitstraums auszurechnen...
13. Oktober 2013: Vettel, auf dem Weg zu seinem vierten WM-Titel, fliegt nach seinem Sieg in Suzuka mit Badminton-Kumpel Kimi Räikkönen, der ebenfalls in der Schweiz lebt, in dessen Privatjet zurück nach Zürich. Was noch niemand ahnen kann: Gut ein Jahr später wird feststehen, dass die beiden 2015 bei Ferrari Teamkollegen werden.
30. März 2014: Ferrari-Teamchef Stefano Domenicali und Vettel werden vor dem Grand Prix von Malaysia im Paddock in Sepang bei einem herzlichen Handschlag fotografiert. "Sebastian ist ein fantastischer Fahrer, ein viermaliger Weltmeister. Das ist Tatsache", sagt Domenicali, glaubt aber nicht an eine gemeinsame Zukunft: "Ich bin mir sicher, dass Sebastian mit seiner Situation zufrieden ist." Red-Bull-Motorsportkonsulent Helmut Marko kommen daran erste Zweifel: "Vielleicht ist es das Geilste, mit einem Ferrari zu gewinnen. Aber Sebastian wird nur wechseln wollen, wenn wir ihm kein konkurrenzfähiges Auto mehr bauen können."
14. April 2014: Aufgrund von anhaltender Erfolglosigkeit des Ferrari-Teams erklärt Domenicali seinen Rücktritt. Nicht ganz freiwillig, wie in der Branche gemunkelt wird.
22. Mai 2014: McLaren-Boss Ron Dennis flirtet erstmals öffentlich mit Alonso, der das britische Team Ende 2007 im Streit verlassen hat. "Wir würden Fernando bei McLaren willkommen heißen", sagt der neue und alte starke Mann in Woking. Hintergrund: Der künftige Motorenhersteller Honda legt viele Millionen auf den Tisch, damit McLaren für 2015 einen Superstar verpflichten kann.
27. Mai 2014: Vettel fährt zu Demozwecken auf dem Red-Bull-Ring Gerhard Bergers alten Ferrari F1-87/88C mit Turbomotor aus der Saison 1988. "Es ist gigantisch, mit einem historischen Auto zu fahren", schwärmt er. "Wenn ich die Gelegenheit hätte, in der Zeit zurück zu reisen und in einem dieser Autos Rennen zu fahren, dann würde ich das ohne jeden Zweifel machen."
8. Juni 2014: Das Erfolgsteam beginnt zu zerfallen: Stardesigner Adrian Newey, eines der Geheimnisse hinter Vettels Seriensiegen, kündigt seinen schrittweisen Rückzug aus dem Formel-1-Team an. Ab 2015 soll er sich "neuen Red-Bull-Technologieprojekten" widmen.
23. Juni 2014: Motorsport-Total.com berichtet exklusiv, dass McLaren sowohl Alonso als auch Vettel hinsichtlich einer Zusammenarbeit ab der Saison 2015 kontaktiert hat. Vettel geht auf das Angebot nicht ein, Alonso bekundet grundsätzliches Interesse. Vorerst noch unter dem Radar der
24. August 2014: Vettel wird beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps Fünfter und hat damit keine Chance mehr, zum Stichtag 30. September WM-Dritter zu sein. Das bedeutet: Dank einer entsprechend formulierten Ausstiegsklausel darf er Red Bull theoretisch vor dem eigentlichen Vertragsende am 31. Dezember 2015 verlassen. Nach dem Rennen schimpft Vettel in einem TV-Interview: "Es scheint, dass das spanische Fernsehen manchmal mehr an mich glaubt als mein eigenes Team."
27. August 2014: Der britische 'Telegraph' berichtet von einem Geheimtreffen zwischen McLaren-Boss Ron Dennis und Alonso, bei dem die beiden ihre früheren Streitigkeiten beiseitegelegt haben sollen.
27. August 2014: Red Bull befördert Guillaume Rocquelin ab 2015 zum leitenden Renningenieur für beide Autos. Vettel verliert damit seinen langjährigen Vertrauten am Kommandostand, der in Abu Dhabi 2010 durch den legendären Ausruf "Weltmeister!" berühmt geworden ist.
10. September 2014: Emilio Botin, Chef der spanischen Santander-Bank, stirbt völlig überraschend im Alter von 79 Jahren an einer Herzattacke. Botin gilt bis zu seinem Tod als glühender Alonso- und Formel-1-Fan und hat mit den Santander-Millionen ermöglicht, dass Ferrari Ende 2009 Räikkönen aus seinem bestehenden Vertrag auskaufen konnte, um für Alonso Platz zu schaffen.
10. September 2014: Nach wochenlangen Gerüchten gibt Luca di Montezemolo offiziell seinen Rücktritt als Ferrari-Präsident bekannt. FIAT-Chef Sergio Marchionne soll die Position ab 13. Oktober offiziell übernehmen. Während Montezemolo Alonso für den besten Fahrer im Feld hält, kündigt Marchionne Ferrari-intern einen Neubeginn an.
18. September 2014: Die einstige Liebesbeziehung zwischen Red Bull und Vettel kühlt immer mehr ab. Motorsportkonsulent Helmut Marko sagt: "Herr Vettel ist einer unserer teuersten Posten." Mit Daniel Ricciardo, Daniil Kwjat und Max Verstappen habe man "drei Kids, die zusammen wahrscheinlich nicht mal zehn Prozent von Sebastian verdienen".
2. Oktober 2014: Alonso weigert sich vor versammelter Weltpresse in Suzuka, ein klares Bekenntnis zu Ferrari abzugeben. Allerdings deutet er an, dass ein Abschied nicht sein eigener Wunsch sei: "Ich stelle die Interessen des Teams und die Interessen der Tifosi - die große Marke Ferrari, die größer als wir alle ist - vor meine eigenen Interessen. Wenn es also etwas Besseres für Ferrari gibt, dann werde ich mich danach richten."
2. Oktober 2014: Red Bull entlässt Vettels langjährigen Chefmechaniker Kenny Handkammer. Der viermalige Weltmeister verliert ein weiteres Mitglied seines Erfolgsteams.
2. Oktober 2014: Ferrari teilt Alonso und seinem Manager Luis Garcia Abad laut italienischen Medienberichten mit, dass man seinem Wunsch nachkommen und den eigentlich bis Ende 2016 laufenden Vertrag vorzeitig auflösen wird.
3. Oktober 2014: Nach dem Freitagstraining in Suzuka schreibt Vettel seinem Teamchef Christian Horner eine SMS, mit der Bitte um ein Treffen in seinem Hotelzimmer. Zu diesem Zeitpunkt ist "Oberbulle" Dietrich Mateschitz noch nicht über die Wechselabsichten informiert. Mateschitz' Handy ist kaputt.
3. Oktober 2014: Beim gemeinsamen Abendessen mit Horner und Helmut Marko, gegen 21:30 Uhr, kämpft Vettel mit den Tränen. Nach elf Jahren beendet er die erfolgreiche Partnerschaft mit Red Bull, die mit der Formel-BMW-Saison 2004 (18 Siege in 20 Saisonrennen) begonnen hat.
4. Oktober 2014: Um 2:51 Uhr morgens deutscher Zeit gibt Red Bull offiziell den Abschied von Vettel bekannt und bestätigt Toro-Rosso-Junior Kwjat völlig überraschend als dessen Nachfolger für die Saison 2015. Wenig später verrät Horner: Vettel ist einem "sehr attraktiven Angebot von Ferrari" erlegen.
20. November 2014: Am Vorabend hat Sebastian Vettel in Dubai noch Donuts im Red Bull RB7 gedreht, dann wird er als Ferrari-Fahrer bestätigt. Kurz zuvor hat das Team den Abschied von Fernando Alonso verkündet. Damit ist der Weg frei für Vettel, der 2015 Teamkollege von Kimi Räikkönen wird.
25 Stationen zwischen 2009 und 2014