Von Jean-Pierre Jabouille über Ayrton Senna bis Daniel Ricciardo: Die Highlights von Renault in der Formel 1 bis hin zum Werks-Comeback
Grand Prix von Großbritannien 1977 in Silverstone: Mit Jean-Pierre Jabouille gibt der französische Automobilhersteller Renault sein Formel-1-Debüt. Es handelt sich um einen Werkseinsatz mit zunächst einem Boliden. Beim Debüt startet Jabouille von Position 21, fällt im Rennen aber aufgrund eines defekten Turboladers aus. Auch bei vier weiteren Starts in der Saison 1977 sieht der gelbe Renault RS01 die Zielflagge nicht.
Mehr als ein Jahr nach dem Debüt gelingen Renault die ersten WM-Punkte. Beim Grand Prix der USA 1978 in Watkins Glen wird Jabouille, der im französischen Werksteam weiterhin Einzelkämpfer ist, Vierter. Bis zur nächsten Punkteplatzierung vergehen wiederum mehrere Monate, doch dafür ...
... wird der Grand Prix von Frankreich 1979 in Dijon zum ganz großen Triumphzug: Beim Heimspiel sowohl für das Team als auch für sich selbst fährt Jabouille die Weiterentwicklung vom Typ RS10 zum Premierensieg.
Jabouilles Teamkollege Rene Arnoux muss sich im packenden Duell um Platz zwei knapp dem Ferrari-Piloten Gilles Villeneuve geschlagen geben, steht als Dritter an jenem denkwürdigen Tag für Renault aber ebenfalls auf dem Podest.
Nach drei Siegen von Jabouille und Arnoux in der Saison 1980 kommt zur Saison 1981 ein neuer Hoffnungsträger ins Team: Alain Prost. Beim Grand Prix von Frankreich in Dijon gelingt dem kleinen Franzosen zwei Jahre nach Jabouilles Premierensieg seinerseits der erste Grand-Prix-Sieg. Insgesamt gewinnt Prost in seinen drei Jahren als Renault-Werksfahrer neun Rennen.
Beim Saisonfinale 1983, dem Grand Prix von Südafrika in Kyalami, hat Prost als Tabellenführer die große Chance auf den ersten WM-Titel für sich und Renault. Doch der Traum vom großen französischen Triumph platzt in Form eines defekten Turboladers. Nelson Piquet (Brabham-BMW) wird Dritter, fängt Prost damit auf der Zielgerade der Saison noch ab und wird zum zweiten Mal nach 1981 Weltmeister.
Neben dem Werksteam, das von 1977 bis 1985, von 2002 bis 2011 und ab 2016 in der Formel 1 engagiert ist, tritt Renault ab 1983 auch als Motorenlieferant für Kundenteams auf. Den Anfang macht Lotus. Beim Grand Prix von Portugal 1985 in Estoril fährt Ayrton Senna im strömenden Regen überlegen zum Sieg. Es ist der erste Grand-Prix-Sieg für den Brasilianer und gleichzeitig der erste für einen Renault-Motor im Auto eines Kundenteams.
Neben Lotus treten ab 1984 Ligier und ab 1985 Tyrrell als Renault-Kundenteams an. Lotus ist jedoch bis Ende 1986 das einzige der drei Teams, das mit dem französischen Turbo-Triebwerk Siege einfährt. In den Jahren 1987 und 1988 bleibt Renault der Formel 1 fern, um 1989 mit einem Saugmotor zurückzukehren. Als neues Partnerteam wird Williams gewonnen. Thierry Boutsen gewinnt in der ersten Saison die beiden Regenrennen in Montreal (Foto) und Adelaide.
Drei Jahre nach dem Comeback ist es endlich Zeit für Renaults ersten WM-Titel. Williams-Pilot Nigel Mansell gewinnt 1992 neun von 16 Saisonrennen und setzt sich schon im August beim Grand Prix von Ungarn in Budapest die Krone auf. Doch statt die Chance zu bekommen, den WM-Titel für sich, Williams und Renault zu verteidigen, erhält Mansell am Saisonende von Teamchef Frank Williams die Kündigung. Der Brite wechselt in die IndyCar-Serie, wo er als Rookie auf Anhieb den Titel holt.
Auch ohne Mansell geht der Formel-1-WM-Titel 1993 an Williams-Renault. Im Cockpit sitzt der ehemalige Renault-Werksfahrer Alain Prost, der nach einem Jahr Formel-1-Pause für ein Jahr zurückkehrt. Am Saisonende beendet "der Professor" seine aktive Grand-Prix-Karriere endgültig - als Weltmeister.
Neben Williams gibt es in den Jahren 1992 bis 1994 ein zweites Renault-Kundenteam: Ligier. Die Erfolge halten sich für den französischen Rennstall aber in Grenzen und so werden die Renault-Triebwerke ab 1995 neben Williams dem Benetton-Team zur Verfügung gestellt. Michael Schumacher setzt sich im WM-Kampf gegen die beiden Williams-Piloten Damon Hill und David Coulthard durch und erringt den insgesamt dritten WM-Titel für Renault.
Nur ein Jahr später, 1996, lässt Williams-Pilot Damon Hill einen weiteren WM-Titel für die Franzosen folgen. Der Brite schlägt im Kampf um den Titel seinen Teamkollegen, den Formel-1-Neuling Jacques Villeneuve. Der Kanadier allerdings setzt sich nur ein Jahr später selbst die Krone auf.
Mit Platz drei beim Saisonfinale 1997, dem Grand Prix von Europa in Jerez, holt sich Villeneuve die nötigen Punkte, um Titelkonkurrent Michael Schumacher (Ferrari) noch abzufangen. Für Renault läutet Villeneuves WM-Titel eine erneute Formel-1-Pause ein - zumindest, was den Namen betrifft. Zwar setzt das Benetton-Team auch in den Jahren 1998 bis 2000 Renault-Triebwerke ein. Aus Marketinggründen heißen diese aber Playlife. Neben Benetton fahren auch Williams (1998 und 1999) und BAR (1999 und 2000) mit Renault-Motoren. Diese firmieren unter der Bezeichnung Mecachrome (1998) beziehungsweise Supertec (1999 und 2000).
In der Saison 2001 kehrt Renault ganz offiziell als Motorenlieferant für Benetton zurück. Ein Jahr später wird daraus das Werksteam. Ein weiteres Jahr später gelingt der erste Sieg in der zweiten Ära des Werksengagements: Fernando Alonso triumphiert beim Grand Prix von Ungarn 2003 in Budapest. Wie schon für Jean-Pierre Jabouille in Dijon 1979, für Alain Prost in Dijon 1981, für Ayrton Senna in Estoril 1985 und für Thierry Boutsen in Montreal 1989 ist der erste Sieg einer neuen Ära für Renault auch für Alonso der erste seiner eigenen Karriere.
In den Jahren 2005 und 2006 sind Alonso und Renault das Maß der Formel-1-Dinge. In beiden Jahren feiert man sowohl den Fahrer- als auch den Konstrukteurstitel. Den Fahrertitel bringt Alonso jeweils beim Grand Prix von Brasilien in Sao Paulo unter Dach und Fach.
Nach einer sieglosen Saison 2007 gewinnt Alonso in der Saison 2008 die Grands Prix von Singapur und Japan. Der Triumph des Spaniers in Fuji ist bis heute der letzte für Renault als Werksteam, denn in den Jahren 2009 bis 2011 gelingen Alonso, Robert Kubica, Nick Heidfeld und Witali Petrow "nur" fünf dritte Plätze. Ende 2011 beendet Renault einmal mehr das Werksengagement.
Doch auch ohne Werksteam feiert Renault Siege und WM-Titel. So gewinnen Sebastian Vettel und Red Bull in den Jahren 2010, 2011, 2012 und 2013 viermal in Folge mit Renault-Power den Fahrer- und den Konstrukteurstitel.
In der Saison 2014 - der ersten der neuen Turbo-Ära der Formel 1 - hat Renault-Kunde Red Bull keine Chance gegen das Werksteam von Mercedes. Während Sebastian Vettel nach vier WM-Titeln hintereinander eine sieglose Saison hinlegt, gewinnt Teamkollege Daniel Ricciardo drei Rennen. Der Sieg des Australiers beim Grand Prix von Belgien in Spa-Francorchamps ist der bislang letzte für einen Renault-Motor.
In der Saison 2016 tritt Renault nicht mehr nur als Motorenlieferant, sondern nach vierjähriger Pause wieder als Werksteam an. Die Basis bildet das Lotus-Team, das zur Saison 2012 aus dem ehemaligen Renault-Werksteam hervorgegangen war. Neben dem Werksengagement bleibt Renault unter anderem Namen auch als Motorenlieferant im Geschäft: Unter der neuen Bezeichnung TAG-Heuer bleiben die französischen Turbo-Motoren bei Red Bull im Einsatz.
Von Jean-Pierre Jabouille über Ayrton Senna bis Daniel Ricciardo: Die Highlights von Renault in der Formel 1 bis hin zum Werks-Comeback