Vom kleinen Autogrammjäger zum großen Superstar: Lewis Hamiltons Karriere ging meist steil bergauf
Lewis Hamilton hat sein großes Karriereziel in der Formel 1 erreicht: In Austin feiert der Brite seinen dritten WM-Titel und hat damit genauso viele wie sein großes Vorbild Ayrton Senna erfahren können. Der Mercedes-Pilot ist auf dem Höhepunkt seiner Karriere. Wir blicken auf sein einzigartiges Motorsport-Leben.
Eigentlich ist Hamilton ein Ziehkind von McLaren, für die er ebenfalls sechs Jahre in der Formel 1 fuhr. Doch die Beziehungen nach Woking reichen noch länger zurück: Als 10-jähriger Bub soll der Brite bei McLaren-Boss Ron Dennis um ein Autogramm gebeten haben und ihm dabei mitgeteilt haben, dass er irgendwann für das Team in der Formel 1 fahren wolle. Dennis soll in das Autogrammbuch eingetragen haben: "Ruf mich in neun Jahren noch einmal an..."
Zu diesem Zeitpunkt war Hamilton britischer Kartmeister geworden und strebte eine große Karriere an. 1998 - nur drei Jahre später - rief Ron Dennis dann tatsächlich selbst bei Hamilton an und bot ihm an, ihn ins Juniorprogramm von McLaren aufzunehmen - inklusive Option auf ein Formel-1-Cockpit. Und so nahm die Karriere des Jungen aus Stevenage richtig Fahrt auf...
Bis 2001 bleibt Hamilton dem Kartsport treu und gewinnt weitere Meisterschaften. An seiner Seite fährt damals ein gewisser Nico Rosberg, der heute als Teamkollege bei Mercedes der größte Gegner im Kampf um den WM-Titel ist. Zu dieser Zeit verbindet die beiden eine gute Freundschaft, was im Laufe der Jahre allerdings nicht ganz standhalten soll.
Seine ersten Schritte im Formelsport unternimmt er bei der britischen Truppe Manor, wo er in der Britischen Formel Renault 2000 erste Erfolge feiern kann. Seinen ersten Titel holt er 2003 in der Britischen Formel Renault 2.0, wo er zehn von 15 Saisonrennen gewinnen kann. Ein Jahr später folgt der Wechsel in die Formel-3-Euroserie, im zweiten Jahr gewinnt er auch auf diesem Niveau den Titel - souverän mit 15 Siegen in 20 Rennen.
Seine Leistungen bringen ihn 2006 in die höchste Nachwuchsklasse unterhalb der Formel 1. Die GP2-Serie gewinnt Hamilton als einer von bislang nur drei Fahrern (Rosberg, Hamilton, Hülkenberg) gleich im ersten Jahr, wodurch er bei McLaren gute Aussichten auf die Nachfolge der abgewanderten Kimi Räikkönen und Juan-Pablo Montoya hat. Pedro de la Rosa und Gary Paffett haben schließlich das Nachsehen, da die Wahl für das zweite Cockpit neben Doppelweltmeister Fernando Alonso auf Hamilton fällt.
Und McLaren sollte die Wahl nicht bereuen: Bereits in seinem ersten Rennen in Australien fährt der Debütant auf das Podium und kann dabei sogar mit Starpilot Alonso mithalten. Mit Rang drei ist Hamilton auch der erste Pilot seit Jacques Villeneuve 1996, der gleich beim Debüt an der Champagnerzeremonie teilnehmen darf.
Und die Erfolgsserie reißt nicht ab: In seinen ersten neun Rennen steht Hamilton jedes Mal auf dem Podest - so etwas hat es in der Königsklasse noch nie gegeben. Beim sechsten Lauf in Kanada gewinnt der Engländer auch seinen ersten Grand Prix, doch intern bröckelt die Stimmung bereits, denn Hamilton musste sich zuvor in Monaco hinter Alonso einordnen und durfte den Spanier nicht angreifen.
Die zweite Saisonhälfte 2007 ist geprägt von Rückschlägen und Ärgernissen. Auf dem Nürburgring verpasst er nach einem Fahrfehler im Regen erstmals die Punkte, danach gipfelt der teaminterne Streit in Ungarn mit Alonsos Blockade im Qualifying, und schließlich verspielt der Brite sogar noch den fast sicher geglaubten Titel. Beim vorletzten Rennen in China führt Hamilton souverän, bevor er seine Chancen im "Kiesbett des Grauens" vergräbt. Am Ende ist Kimi Räikkönen der lachende Dritte, weil Hamilton in Brasilien nur Siebter wird.
Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben: Ein Jahr später krönt sich der McLaren-Pilot in Brasilien im denkbar knappsten Formel-1-Finale zum Weltmeister. Rivale Felipe Massa wähnt sich im Ferrari schon als neuer Titelträger, doch in der letzten Kurve der letzten Runde überholt Hamilton Timo Glocks Toyota und rettet sich mit Rang fünf über den Zielstrich.
Lewis Hamilton ist endgültig auf dem Höhepunkt angekommen. Mit dabei ist immer seine On-/Off-Freundin Nicole Scherzinger, die stets aus der Box mitfiebert. Die Sängerin der Pussycat Dolls begleitet ihren Freund zu jedem Rennen und ist neben Papa Anthony die wichtigste Stütze. In den kommenden Jahren ist die Immer-mal-wieder-Beziehung ein ständiges Thema in den Medien. Doch Heirats- und Kindergerüchten folgt häufig die Trennung - wie aktuell wieder.
Doch nicht nur Hamiltons Liebesleben verläuft turbulent, auch die sportliche Karriere bekommt in den Folgejahren Schrammen. Der McLaren von 2009 ist mit neuem Reglement eine komplette Enttäuschung, dennoch schafft es der Brite in Australien auf das Podest. Später wird er allerdings disqualifiziert, weil er der Rennleitung die Unwahrheit zum Überholmanöver von Jarno Trulli unter dem Safety-Car gesagt haben soll. Der Name "Lügen-Lewis" macht die Runde.
Zwar gewinnt er in den folgenden vier Jahren immer wieder vereinzelt Grands Prix, doch in der WM kommt er über Rang vier nicht mehr hinaus. Immer wieder gerät er beispielsweise mit Felipe Massa aneinander und kann seine Schnelligkeit nicht in die richtigen Ergebnisse ummünzen. Das drei Jahre währende Teamduell mit Jenson Button verliert er nach Punkten - auch wenn er in zwei Saisons die Nase vorne hat.
Auch 2012 reicht es wieder einmal nur zu Platz vier in der WM, und Hamilton gerät ins Grübeln, ob McLaren noch der richtige Platz für ihn ist. Als er in Singapur durch einen technischen Defekt wieder einmal in Führung liegend ausfällt, fasst er den Entschluss, das Team zu verlassen. Nach 14 Jahren unter McLaren-Flagge zieht es ihn schließlich zu Mercedes.
Die Silberpfeile überzeugen Hamilton mit ihrem Konzept. Mit Ross Brawn als Teamchef und Niki Lauda, der ihn angeblich überzeugt haben soll, als Aufsichtsratsvorsitzendem wird der 28-Jährige als Nachfolger von Michael Schumacher vorgestellt. Zwar ist Mercedes (bis auf einen Erfolg) noch kein Siegerteam, doch erste Erfolge stellen sich bereits in der ersten gemeinsamen Saison ein.
In den ersten drei Rennen fährt er zweimal auf das Podest, vor der Sommerpause folgt in Ungarn der erste Sieg für das neue Team - und sein erster ohne McLaren. Im Gesamtklassement wird Hamilton zwar erneut nur Vierter, doch die Hoffnungen ruhen auf 2014 und einem komplett neuen Reglement.
2014 ist das Jahr der Silberpfeile. Red Bull darf drei Rennen gewinnen, den Rest krallen sich Hamilton und Teamkollege Nico Rosberg souverän. Besonders zu Beginn fahren die beiden der Konkurrenz auf und davon und scheinen sich in den ersten Rennen auch noch gut zu verstehen...
Doch für die Stimmung ist erneut Monaco der Knackpunkt. Weil Rosberg in der Qualifikation einen Fehler macht und gelbe Flaggen auslöst, wird Hamilton um seine Pole-Chance gebracht, was diesem sauer aufstößt. Während Mercedes versucht, das Gröbste zu kitten, ist die Atmosphäre spätestens nach der Kollision von Spa vergiftet.
In der WM liegt Hamilton durch den Ausfall schon ein Stück zurück, doch danach ist der Brite im letzten Saisondrittel unschlagbar: Sechs der letzten sieben Rennen kann er gewinnen und sichert sich am Ende verdient seinen zweiten WM-Titel.
Ein Jahr später ist die Angelegenheit schon deutlich klarer: WM-Titel Nummer drei steht bereits beim viertletzten Rennen fest. Hamilton liegt seit dem ersten WM-Lauf in Führung und kommt nie ernsthaft in Gefahr, den Titel nicht zu gewinnen. Damit schließt er zu seinem größten Idol auf: Ayrton Senna!
Vom kleinen Autogrammjäger zum großen Superstar: Lewis Hamiltons Karriere ging meist steil bergauf