Das WM-Duell zwischen Hamilton und Rosberg geht in die nächste Runde und mündet in einem tollen Überholmanöver
Dritter USA-Grand-Prix in Austin, zweiter Sieg für Lewis Hamilton nach 2012: Mit seinem 32. Grand-Prix-Triumph zieht er an Nigel Mansell (31) vorbei und ist nun erfolgreichster britischer Formel-1-Fahrer aller Zeiten. Sehr zum Leidwesen des zweitplatzierten Teamkollegen Nico Rosberg.
Dabei behält der im Qualifying noch die Oberhand, und das nach drei Hamilton-Bestzeiten in den Freien Trainings. Letzterer hat bei der Pole-Zeitenjagd Bremsprobleme, gibt aber zu: "Nico wäre heute wahrscheinlich so oder so zu schnell gewesen." Am Ende fehlen stattliche 0,376 Sekunden.
Und es läuft weiterhin alles für den Deutschen, der in der Weltmeisterschaft 17 Punkte aufholen muss: Start gewonnen, Hamilton in Kurve 1 in Schach gehalten - und einen Ausritt am Ende der ersten Runde übersteht er als Führender. Dahinter reiht sich Felipe Massa vor Valtteri Bottas (beide Williams) ein. Daniel Ricciardo (Red Bull) verliert zwei Positionen.
Sebastian Vettel (Red Bull) startet nach dem Wechsel seiner Renault-Antriebseinheit aus der Boxengasse. Trotz Monza-Flügel mit wenig Luftwiderstand kann er in der Anfangsphase kaum Konkurrenten überholen. Immerhin: Weil Marussia und Caterham nicht am Start sind, hat er vier Autos weniger vor sich.
Wie gewonnen, so zerronnen: Nach dem bisher besten Qualifying-Ergebnis des Sauber-Teams 2014 (zehntbeste Zeit, Neunter der Startaufstellung) wird Adrian Sutil von Sergio Perez (Force India) abgeschossen. "Das war unnötig", findet Sutil. "Es ist sehr enttäuschend, wegen einer solchen Aktion die größte Chance auf Punkte verpasst zu haben."
Perez sieht das naturgemäß anders: "Er hat die Tür offen gelassen." Aber die Rennkommissare stutzen den Mexikaner bei seinem "halben Heim-Grand-Prix" zurecht: plus sieben Startpositionen beim nächsten Rennen in Sao Paulo.
Das Safety-Car muss auf die Strecke - und Rosberg gewinnt auch den Restart in der fünften Runde. Übrigens: Weil sie während der Gelbphase zu schnell fahren, werden gegen Pastor Maldonado (Lotus), Jean-Eric Vergne (Toro Rosso) und Esteban Gutierrez (Sauber) Fünf-Sekunden-Strafen ausgesprochen. Maldonado handelt sich wegen Pitlane-Speeding später noch eine zweite ein.
Ricciardo lanciert indes seine Aufholjagd, die ihn noch auf das Podium führen sollte: Auf der Strecke krallt er sich Kevin Magnussen (McLaren) und Alonso, bei jedem der beiden Boxenstopps einen Williams. Am Ende wird es sein achter Podestplatz im 17. Rennen - und trotzdem ist er nun auch rechnerisch aus der Titelentscheidung raus.
Nach zwölf Runden klagt Rosberg, dass sein "linker Vorderreifen am Ende" sei, baut den Vorsprung aber auf phasenweise bis zu zweieinhalb Sekunden aus.
In der 22. und 23. Runde gehört die Showbühne kurzzeitig Jenson Button (McLaren) und Alonso, die um Platz sieben fighten. Die beiden Ex-Weltmeister lassen sich über mehrere Kurven gegenseitig Raum, schenken sich aber nichts. Letztendlich behält Alonso die Oberhand.
In Runde 22 beginnt das Rennen zu kippen: Hamilton zoomt sich wieder in die DRS-Sekunde...
... und setzt in Runde 24 zum Überholmanöver an.
Nach der DRS-Zone bremst er vor Kurve 12 später als Rosberg...
... lässt dem Deutschen auf der Außenbahn keinen Platz zum Kontern und geht in Führung. "Wenn Rosberg nicht mitgespielt hätte, hätte es wahrscheinlich gekracht", meint Experte Marc Surer.
Schon in der Runde nach dem Überholmanöver schüttelt Hamilton Rosberg um 1,3 Sekunden ab, kann von da an auf jede schnelle Rundenzeit seines Herausforderers kontern. Nach 35 Runden liegen schon 3,6 Sekunden zwischen den beiden - und als Hamilton den Vorsprung in Runde 49 wieder von 1,9 auf 2,5 Sekunden vergrößert, ist die Luft endgültig raus.
Weiter hinten wird aber noch munter und unterhaltsam gefightet, etwa von Vergne, der erst mit der Brechstange in der ersten Kurve an Romain Grosjean (Lotus) vorbeigeht und später auch noch Button überholt. Für das Manöver gegen Grosjean kassiert er fünf Sekunden Strafe - ergibt unterm Strich Platz zehn hinter Maldonado, der ebenfalls gleich zweimal mit fünf Sekunden extra bedacht wird.
Hamilton lässt nichts mehr anbrennen und gewinnt nach 56 Runden 4,3 Sekunden vor Rosberg. Auf den weiteren Plätzen: Ricciardo, Massa, Bottas und Alonso. Vettel wird nach spätem dritten Boxenstopp mit einem schnellen Schlusssprint auf weichen Reifen Siebter. Und jetzt steht fest: Die WM-Entscheidung 2014 fällt definitiv erst beim Saisonfinale mit doppelten Punkten in Abu Dhabi.
Das WM-Duell zwischen Hamilton und Rosberg geht in die nächste Runde und mündet in einem tollen Überholmanöver