Flammeninferno überstanden, keinen Bock mehr oder einfach zu dick für das Cockpit: Die Plätze 20 bis 11 unseres Rankings
#20: Luca Badoer (2009). Ein Italiener im Ferrari. Klingt wie ein Traum, entwickelt sich 2009 aber zum Tifosi-Alptraum. Weil Michael Schumacher ein Comeback als Ersatz für den verletzten Felipe Massa aus gesundheitlichen Gründen nicht starten kann, muss der damalige Scuderia-Testpilot Luca Badoer ran. Es ist neun Jahre und neun Monate her, dass er seine komplett erfolglose Laufbahn als Lola-, Minardi und Forti-Corse-Pilot 1999 gegen ein Dasein als Schattenarbeiter eingetauscht hat. Der Rost rieselt förmlich aus dem Overall, als der damals 38-Jährige in Valencia und Spa-Francorchamps zweimal Letzter in Qualifying und Rennen wird - in einem Ferrari! Luca di Montezomolo hat genug gesehen und angelt sich lieber Giancarlo Fisichella von Force India.
#19: Jan Lammers (1992). Als 1982 die Spider Murphy Gang die Charts toppt und Nicole von "ein bisschen Frieden" singt, ist für Jan Lammers eine erfolglose Formel-1-Laufbahn ohne jeden WM-Punkt beendet. Als Dr. Alban und Snap! das Diskozeitalter im Radio einläuten, ist der Niederländer wieder da: Zehn Jahre und drei Monate nach seinem Aus kehrt der 36-jährige Lammers als Sieger der 24-Stunden-Rennen von Le Mans und Daytona bei March in die Königsklasse zurück. Es ist die längste Pause, die ein Pilot jemals eingelegt hat. Die zwei Rennen bei March sind ein Reinfall ohne Top-10-Resultat, trotzdem erhält er einen Vertrag für 1993. Die Truppe geht aber Bankrott und Lammers Schlussakkord ist gespielt.
#18: Alan Jones (1985). Ende 1981 beginnt Alan Jones seine Teilzeit-Rente. Weil Teamkollege Carlos Reutemann in Brasilien eine Stallregie missachtet und seine Titelchancen schmälert, kracht es bei Williams und der Australier wirft das Handtuch. Er geht zurück in seine Heimat, um Sportwagen zu fahren, ehe er 1983 für ein Rennen bei Arrows anheuert. Jones muss den US-Grand-Prix abbrechen, weil er hinter dem Steuer müde wird und zieht sich wieder in Richtung IndyCar-Serie zurück. Nach einem Le-Mans-Intermezzo überredet ihn sein Teamchef Carl Haas, ab 1985 für seine neue Formel-1-Truppe an den Start zu gehen. Doch große Erfolge bleiben aus und Jones kehrt der Königsklasse endgültig den Rücken.
#17: Michael Schumacher (2010). Der erfolgreichste Formel-1-Pilot aller Zeiten tritt 2006 zurück. Immer wieder ranken sich Gerüchte um ein Comeback, das 2009 beinahe Wirklichkeit wird. Dass Schumacher den verletzten Felipe Massa bei Ferrari ersetzt, scheitert trotz eines Tests im zwei Jahre älteren F2007 (die Nutzung eines aktuellen Modells verhindern andere Teams per Veto für die Sondergenehmigung) daran, dass ihn Nackenschmerzen plagen. Es sind die Folgen eines Motorradunfalls. Doch es kommt schon wenig später zur Traumehe des damals 41-Jährigen mit Mercedes, die sportlich keine Glanzvorstellung ist. Er ist im dritten Jahr gelingt ein einziges Podium und für Schumacher ist nach drei Jahren in Silber endgültig Schluss.
#16: Kimi Räikkönen (2012). Null Bock: Der Frust im Formel-1-Cockpit ist Kimi Räikkönen Ende 2009 anzusehen. Es kriselt bei Ferrari und der Vertrag des stoischen Finnen wird zwei Jahre nach seinem WM-Titel aufgelöst, was sich Räikkönen als einer damals bestbezahlten Piloten mit einer üppigen Abfindung versüßen lässt. Er widmet sich mit mäßigem Erfolg und Enthusiasmus seinem Hobby Rallye in der WRC (und wohl auch dem Nachtleben)...
...doch 2012 kehrt er zurück: Bei Lotus bekommt er ein gutes Auto und Narrenfreiheit, er gewinnt in Abu Dhabi wieder einen Grand Prix und wird WM-Dritter. Als Gerard Lopez und Co. seine Gehälter nicht mehr zahlen, ist Räikkönen wieder ein gefragter Mann in der Szene und schafft es, Luca di Montezmolo ein zweites Mal die Millionen aus der Tasche zu ziehen.
#15: Nigel Mansell (1994 und 1995). Die Formel 1 und Williams brauchen 1994 einen Retter. Der Tod Ayrton Sennas hat der Szene ihren letzten großen Helden sowie ihren letzten aktiven Weltmeister genommen und die TV-Quoten sinken. Bernie Ecclestone und Frank Williams hecken einen Plan aus: Der Zampano sorgt dafür, dass Nigel Mansells Vertrag in der nordamerikanischen IndyCar-Serie aufgelöst wird, Williams ermöglicht dem damals 40-Jährigen als Ersatz für David Coulthard die Rückkehr in die Königsklasse. Mansell startet zunächst nur beim Frankreich-Grand-Prix und steigt dann für die drei abschließenden Saisonrennen wieder ein.
Er kassiert pro Auftritt angeblich 900.000 Britische Pfund (damals umgerechnet 2,2 Millionen Deutsche Mark), während der um die WM kämpfende Damon Hill ein Drittel davon erhalten soll - für die komplette Saison! Beim Finale in Australien zeigt er, dass er von seinem Können nichts verlernt hat: Als Hill und Michael Schumacher mit ihrer Kollision den Titelkampf entscheiden, nutzt Mansell die Gunst der Stunde und gewinnt seinen 31. Grand Prix. Genug - so glaubt Mansell - um Williams zu bewegen, die Option auf seine Weiterverpflichtung zu ziehen. Pustekuchen! Er fliegt raus.
Doch das bedeutet nicht das Ende der Formel-1-Laufbahn Nigel Mansells. Schließlich brennt bei McLaren 1995 der Baum. Mercedes wird neuer Motorenpartner, Hauptsponsor Marlboro fordert nach vielen Misserfolgen einen Weltmeister, doch Ron Dennis schafft es nicht, Alain Prost zu einem zweiten Comeback zu überreden oder Michael Schumacher von Benetton wegzulocken. Ohne ihn zuvor persönlich getroffen zu haben, nimmt er Mansell unter Vertrag und schafft damit die Verbindung der vier großen "M".
Die Sache entwickelt sich zum Desaster: Mansell ist zu dick für das neue Auto, passt nicht in das Cockpit und kann beim Saisonauftakt nicht an den Start gehen. Er wird von Mark Blundell ersetzt und erhält einen Monat später einen umgebauten Boliden. Doch auch mit der XXL-Variante läuft es nicht: Mansell kommt mit dem Handling nicht klar, wird in Imola Zehnter, scheidet in Barcelona aus. Er wirft frustriert das Handtuch und beendet seine Karriere endgültig. Nichtsdestotrotz ranken sich 1997 nochmals Gerüchte um ein drittes Comeback bei Jordan, doch das wird nie Wirklichkeit...
#14: Gerhard Berger (1989). Es ist die Kurve, die seinem Kumpel Ayrton Senna fünf Jahre später das Leben kostet: Gerhard Berger rast 1989 beim San-Marino-Grand-Prix mit 290 km/h fast ungebremst in die Mauer der Tamburello-Kurve. Das Monocoque ist gebrochen, weil der Kühler das Chassis durchschlagen hat. Bergers Oberkörper und Arme liegen im Freien und werden literweise von Sprit getränkt. Der Österreicher verliert das Bewusstsein, dann gibt es ein Inferno. 16 Sekunden lang brennt alles, ehe die Streckenposten das Feuer löschen. "Das Nächste, an das ich mich erinnere, war, dass ich überall höllische Schmerzen hatte. Sid (Formel-1-Arzt Watkins; Anm. d. Red.) saß auf meinen Schultern und versuchte, mir einen Schlauch in den Mund zu schieben. Ich wehrte mich", erinnert sich Berger.
Doch die Verletzungen halten sich in Grenzen: Verbrennungen an den Händen und gebrochene Rippen. Schon beim Monaco-Grand-Prix kehrt er zurück, allerdings nur als Kommentator des 'ORF'. Ins Cockpit klettert schon 33 Tage später wieder und scheidet wie bei jedem Rennen bis einschließlich Spa-Francorchamps aus. Beim Ferrari-Heimspiel in Monza wird Berger Zweiter, in Estoril gewinnt er nur fünf Monate nachdem er dem Tod in der Tamburello-Kurve in letzter Sekunde von der Schippe gesprungen ist.
#13: Niki Lauda (1982). "Ich will nicht mehr im Kreis fahren." Mit diesen Worten hat Niki Lauda während des Freien Trainings zum Kanada-Grand-Prix 1979 seine aktive Laufbahn in der Formel 1 beendet, doch nur zwei Jahre später überlegt er es sich anders: Nicht ganz freiwillig, schließlich braucht er Geld für den Aufbau seiner Airline. Als er in seinen neuen McLaren-Boliden klettert, staunt er nicht schlecht: Kohlefaserverstärkter Kunststoff macht das Auto leichter und sicherer, der so genannte "Groundeffect" deutlich schneller. Lauda gewinnt bereits das dritte Rennen nach seinem Comeback und wird 1984 nochmals Weltmeister, als er Alain Prost um einen halben Punkt schlägt. Ein Jahr später ist endgültig Schluss.
#12: Olivier Panis (1997). Den meisten Fans ist Olivier Panis für seinen sensationellen Monaco-Sieg 1996 in Erinnerung, doch im Jahr darauf räumen ihm nicht wenige Experten die Chance ein, im neuen Prost-Team ein Wörtchen um den WM-Titel mitzusprechen. Zwei Podiumsplätze in den ersten fünf Rennen bestätigen die These, doch in Kanada ändert sich alles: Panis bricht sich bei einem Highspeed-Crash beide Beine und fällt für sieben Grands Prix aus. Er schafft es, sich in Rekordzeit zu erholen und ist noch 1997 zurück im Cockpit, doch ein Formel-1-Podest betritt der Franzose nie mehr.
#11: Alain Prost (1993). 1992 ist Alain Prost zu einem Sabbatjahr gezwungen, weil er sich wie mit so vielen Arbeitgebern auch mit Ferrari überwirft. Er unterschreibt für 1993 bei Williams, wo auch sein Erzrivale Ayrton Senna gehandelt wird. Prost lässt sich vertraglich zusichern, dass es nicht zur Neuauflage der verhängnisvollen McLaren-Paarung kommt und sorgt so dafür, dass der Brasilianer eines der legendärsten Interviews der Formel-1-Geschichte gibt: "Er sollte ein Sportsmann sein. So, wie er es macht, so verhält sich ein Feigling. Wenn er sportlich fair sein will, muss er gegen jeden, unter allen Bedingungen und unter gleichen Voraussetzungen Rennen fahren."
Es zeigt sich, warum beide sich um den FW15C aus der Feder Adrian Neweys gestritten haben: Das Auto ist ein Wunderwerk der Technik und passt mit seinem technischen Anspruch, mit seinen unzähligen Computern und Fahrhilfen, perfekt zu Prost. Der Franzose gewinnt sieben der ersten zehn Grands Prix und die Schlacht um den WM-Titel ist geschlagen, ehe sie begonnen hat. Prost entscheidet sich, seine Karriere auf einem Höhepunkt zu beenden und tritt mit Krone Nummer vier im Gepäck ab. Zu diesem Zeitpunkt ist nur Juan Manuel Fangio erfolgreicher gewesen.
Flammeninferno überstanden, keinen Bock mehr oder einfach zu dick für das Cockpit: Die Plätze 20 bis 11 unseres Rankings