Österreichs Ex-Formel-1-Pilot und Le-Mans-Sieger Alex Wurz beendet seine Karriere - ein Rückblick
Alex Wurz hat seinen Rücktritt vom aktiven Motorsport bekanntgegeben. Wir lassen die bewegte Karriere des Österreichers Revue passieren, der sich vom BMX-Weltmeister zur Formel-1-Sensation hinaufarbeitete - und so nebenbei zwei Mal die 24 Stunden von Le Mans gewann.
"Wer ist dieser Wurz?", denken sich am 16. Juni 1996 viele, als der ehemalige BMX-Weltmeister völlig überraschend mit Manuel Reuter und Davy Jones im Joest-Porsche...
...die 24 Stunden von Le Mans gewinnt! Und sich so mit 22 Jahren bis heute zum jüngsten Sieger des Klassikers an der Sarthe krönt. Auch in der Formel 1...
...sorgte die Leistung für Aufsehen, und Benetton-Teamchef Flavio Briatore verpflichtet den technikversierten Youngster als Testpilot. Ein Glücksfall, denn als Landsmann Gerhard Berger 1997 wegen einer Kieferhölenentzündung in Montreal aussetzen muss, ...
...sitzt Wurz plötzlich drei Rennen lang als Stammfahrer im Benetton-Boliden. Der Perchtoldsdorfer ist sofort auf dem Niveau von Grand-Prix-Sieger Jean Alesi und erobert die Formel 1...
...im Sturm! Im erst dritten Grand Prix seiner Karriere wird er hinter Jacques Villeneuve und Jean Alesi Dritter und fährt seinen ersten Podestplatz ein. Der Höhenflug...
...des Alex Wurz scheint 1998 weiterzugehen: Er wird von Benetton als Teamkollege von Giancarlo Fisichella verpflichtet und legt sich gleich zu Saisonbeginn mit...
...den ganz Großen an: In Monaco kämpft er mehrere Kurven lang Rad an Rad gegen Ferrari-Star Michael Schumacher, beschädigt dabei aber sein Auto und crasht nach dem Tunnel. Auch der Deutsche muss aufgeben. In Kanada sorgt Wurz dafür, dass die Formel 1 erneut...
...den Atem anhält. Beim Start überschlägt sich der Benetton-Pilot mehrmals, bleibt aber unverletzt. Und beweist Coolness: Er möchte noch im Wrack über Funk das Ersatzauto vorbereitet wissen und rennt zurück an die Box. Auch Formel-1-Arzt Sid Watkins kann ihn nicht aufhalten und zuckt mit den Schultern: "Wenn er so schnell laufen kann, dann muss er auch fit für das Rennen sein." Wurz wird nach dem Neustart starker Vierter. 1999 wendet...
...sich das Blatt: Der große Wurz leidet unter dem übergewichtigen Benetton mehr als Fisichella, außerdem sind die Bridgestone-Reifen nicht mehr wie Anfang 1998 ein Vorteil. Wurz erlebt eine enttäuschende Saison mit nur drei WM-Punkten. Im Jahr 2000...
...wird der Druck noch größer: Briatore kehrt zurück und macht Wurz das Leben schwer, der erneut nur selten glänzen kann. Er zieht die Konsequenz und unterschreibt bei McLaren...
...als Testfahrer. Dort kann er seine Expertise einbringen und wird als Edelreservist obendrein mit einer fürstlichen Gage belohnt. Doch Wurz erlebt auch...
Schrecksekunden: 2005 übersteht er in Le Castellet den schwersten Unfall seiner Karriere, als beim McLaren ein Michelin-Reifen platzt. Wurz donnert mit 300 km/h in die Leitplanken und sorgt für einen Rekord: Bei keinem Formel-1-Crash, den der Fahrer unverletzt überstand, war die Einschlag-Geschwindigkeit so hoch. Im selben Jahr hat das Warten auf ein Renn-Comeback...
...ein Ende: Weil sich Stammfahrer Juan Pablo Montoya beim Tennis (so zumindest die offizielle Version) die Schulter verletzt, darf Wurz in San Marino in den McLaren klettern. Er schlägt sich hervorragend und wird nach vier Jahren Rennpause auf Anhieb Dritter. Weil er bei McLaren langfristig keine Perspektive sieht, wechselt er...
...2006 zu Williams. Auch dort beeindruckt er als Freitag-Tester mit Tempo und Know-how und wird 2007...
... mit einem Stammcockpit an der Seite von Nico Rosberg belohnt. Das Comeback nach sechs Jahren Pause wird aber für Wurz zum Kraftakt. Vor allem im Qualifying hat er mit seinem schnellen Teamkollegen und mit den Reifen seine Mühe, in Kanada gelingt ihm aber...
...ein Highlight: Wurz arbeitet sich dank geschickter Strategie von Startplatz 20 auf den tollen dritten Rang nach vorne und steht zum letzten Mal in seiner Formel-1-Karriere auf dem Podest. In Fuji erklärt er seinen Rücktritt als Stammpilot aus der Königsklasse des Motorsports und übernimmt...
...bei Honda unter Ross Brawn die Rolle des Testpiloten. Außerdem erfüllt er sich einen Traum und kehrt...
...mit Peugeot 2008 in den Langstrecken-Sport zurück. Dort fährt der erklärte Fan des Steve-McQueen-Filmklassikers "Le Mans" einen geschlossenen Prototypen und kämpft gegen die Übermacht von Audi. Mit...
...Erfolg: Denn Wurz, Marc Gene und David Brabham gelingt es, nach neun Jahren die Dominanz von Audi an der Sarthe zu brechen und den 24-Stunden-Klassiker für Peugeot zu gewinnen. Es ist Wurz'...
...zweiter Sieg in Le Mans. Anders als 1996 bangt er aber bis zur Zielflagge um den Triumph, denn im Verfolger-Peugeot sitzen mit Montagny, Bourdais und Sarrazin drei Franzosen. Die Angst vor einer Peugeot-Stallregie erfüllte sich nicht. Die Titelverteidigung...
...gelingt Wurz in Le Mans nicht. Mit der Nummer 1 scheidet er wegen eines technischen Defektes aus, durch die Siege in Sebring und beim Petit Le Mans gewinnt er aber die drei großen Sportwagen-Klassiker. Peugeot zieht sich Ende 2011 aus Le Mans zurück und Wurz...
...wechselt zu Toyota, wo er endlich auch die Langstrecken-WM bestreiten kann. Zunächst ist man gegen Audi chancenlos, doch...
...2014 läuft in Le Mans für Wurz alles perfekt: Von der Pole-Position gestartet, baut der Österreicher seinen Vorsprung bis eine Runde aus und rast als klarer Favorit...
...in die Nacht. Doch in den frühen Morgenstunden platzt der Traum vom dritten Le-Mans-Sieg: Teampartner Kazuki Nakajima rollt mit einem Sensordefekt aus. Wurz ist am Boden zerstört. Die Enttäuschung sollte später den Ausschlag für den Rücktritt geben. Dennoch ist...
...Alex Wurz aus dem Motorsport auch weiterhin nicht wegzudenken: Bei Williams fungiert er im Hintergrund mit seinen hervorragenden Kontakten als Headhunter, zudem ist er seit Ende 2014 Präsident der Fahrergewerkschaft GPDA. Beim österreichischen Publikum punktet er zudem als kompetenter Formel-1-Co-Kommentator im ORF.
Österreichs Ex-Formel-1-Pilot und Le-Mans-Sieger Alex Wurz beendet seine Karriere - ein Rückblick