Abu Dhabi im Piloten-Check: Warum sich Lewis Hamilton wie zuhause fühlt und der Kurs herausfordernder ist als man glaubt
Abu Dhabi ist der teuerste Kurs im Formel-1-Kalender und zählt mit seinen 5,554 Kilometern zu den längsten Runden. Den Rundenrekord stellte Sebastian Vettel gleich bei der Premiere im Jahr 2009 auf: 1:40,279 Minuten (2014 war die Formel 1 um vier Sekunden langsamer). 2011 sorgte Michael Schumacher für eine Schrecksekunde: Bei einer Kollision hätte ihn der Force India von Tonio Liuzzi beinahe am Kopf getroffen.
Gigantomanie: Auf der künstlichen Yas-Insel, die als Schauplatz für das Rennen dient, werden keine Kosten gescheut. Der Grand Prix, der dieses Jahr zum siebten Mal stattfindet, hat sich inzwischen etabliert. "Obwohl wir noch nicht so oft her gefahren sind, fühlt sich das Rennen wie ein Klassiker an, was daran liegt, dass viel getan wird, damit wir uns wohlfühlen", bestätigt Sebastian Vettel. "Es ist ein bisschen wie Disneyland."
Für Nico Rosberg war Abu Dhabi nicht immer ein guter Boden. Im Vorjahr verlor er das Titelfinale gegen Lewis Hamilton, insgesamt kam er bislang nur auf einen Podestplatz: "Ich war hier vor zwei Jahren Dritter. Ich mag aber die Strecke. Das Rennereignis hier ist ein Spektakel. Es wird jedes Jahr größer, es ist schon sehr gelungen."
Lewis Hamilton erlebte in Abu Dhabi bereits die unterschiedlichsten Emotionen. Im Vorjahr holte er sich dort den zweiten Titel, bei der Premiere im Jahr 2009 schied er in Führung liegend mit Defekt aus. Dieses Jahr fährt er für seine Landsleute: "Nach Abu Dhabi kommen stets viele britische Fans, also ist es für mich wie eine Art Heimrennen. Für sie zu gewinnen und ihnen damit zu zeigen, wie dankbar ich für die fantastische Unterstützung bin, die ich das gesamte Jahr über genossen habe, wäre der beste Weg, um diese unglaubliche Saison abzurunden."
"Die Strecke ist nicht einfach, da das Layout vor allem im ersten Sektor sehr technisch ist. Da kann man schon mal übermotiviert in eine Kurve fahren und einen Fehler machen", beschreibt Force-India-Ass Nico Hülkenberg den Kurs. Hoffentlich wiederholt sich für ihn nicht das Schicksal von 2012, als er mit Bruno Senna beim Start kollidierte und ausschied.
Fernando Alonso erlebte 2010 auf dem Yas-Marina-Circuit sein persönliches Trauma: Nach dem frühen Stopp kam er an Witali Petrow bis zum Rennende nicht vorbei und verlor den Titel an Sebastian Vettel. "Es handelt sich um einen Kurs, der seinen Charakter im Laufe der Runde verändert", spielt der Spanier auf die langen Geraden zu Beginn und den kurvigen Teil am Ende der Runde an. "Auch das Fahren in der Dämmerung ist ziemlich unglaublich."
2012 räumte Romain Grosjean Sergio Perez und Mark Webber aus dem Weg, nun fährt er sein Abschiedsrennen für Lotus. Und freut sich aus unkonventionellen Gründen auf das Rennen in der Abenddämmerung: "Am Renntag kann ich ein bisschen später aufstehen. Das ist fein. Aber auch für die Fans ist es toll, denn sie können durch das Visier sehen, wie sehr wir uns konzentrieren."
Der winkelige letzte Sektor hat es Daniel Ricciardo angetan: "Der ist spannend, weil er so kurvig ist und man ganz nahe an die Mauern ranfährt. Und man muss dort wirklich vorsichtig mit den Reifen umgehen - das ist eine Herausforderung."
Für Red-Bull-Pilot Daniil Kwjat ist die Strecke besser als ihr Ruf: "Sie ist gut zu fahren, obwohl es eine moderne Strecke mit den riesigen Auslaufzonen ist. Sie ist sehr technisch und sieht einfacher aus als sie ist: Man braucht Zeit, um dort schnell zu sein."
Pastor Maldonado ließ es auch in Abu Dhabi bereits krachen. Sein Opfer hieß 2012 Mark Webber. Der Kurs selbst bereitet ihm aber keine Probleme: "Hier fährt es sich gut. Im ersten Sektor stechen die Kurven 2, 3 und 4 hervor, und der letzte Sektor ist ein Blickfang, selbst wenn man hinter dem Lenkrad ganz schön zu tun hat."
Marcus Ericsson hat in Abu Dhabi zwar nur einen Formel-1-Renneinsatz zu Buche stehen, kennt den Kurs aber bereits aus der GP2. Und weiß, dass das Setup auf dem Yas-Marina-Circuit einen Kompromiss darstellt: "Weil die Strecke mehrere Geraden hat, spielt die Motorleistung eine entscheidende Rolle. Anderseits muss man auch mit Spitzkehren und langsamen Kurven zurechtkommen." Am Ende schlägt das Pendel meist in Richtung Abtrieb aus.
Abu Dhabi im Piloten-Check: Warum sich Lewis Hamilton wie zuhause fühlt und der Kurs herausfordernder ist als man glaubt