Singapur
Der Singapur-Grand-Prix 2013 ist das dritte Rennen der Sebastian-Vettel-Show. Der Deutsche, der am Ende der Saison die letzten neun Rennen für sich entscheiden kann, ist auch beim Nachtrennen der dominierende Mann. Bereits im Qualifying stellt er seinen Red Bull an die Spitze und schenkt sich sogar den letzten Versuch. Doch Nico Rosberg fängt ihn beinahe ab und macht ihm auch am Start das Leben schwer.
Der Mercedes-Pilot schießt beim Erlischen der Ampel nach vorne und ist in der ersten Kurve sogar an Vettel vorbei, doch Rosberg kommt im Kurvengeschlängel etwas zu weit raus, sodass sich der Weltmeister in Kurve drei wieder die Führung sichern kann. Einen guten Start legt auch Fernando Alonso im Ferrari hin, der sich auf Rang drei schieben kann.
Fortan ist Vettel nicht mehr aufzuhalten. Aus der ersten Runde kommt der Heppenheimer bereits mit zwei Sekunden Vorsprung, den er im Laufe weiter vergrößert: Nach sechs Runden führt Vettel 6,6 Sekunden vor Rosberg und zehn Sekunden vor Alonso und kann es sich erlauben, Tempo herauszunehmen, um seine Reifen zu schonen.
Die erste Runde der Boxenstopps bringt an der Spitze keine Veränderung, doch für die sorgt ausgerechnet Toro-Rosso-Pilot Daniel Ricciardo. Der Australier stopft seinen Boliden in Runde 25 in der Tribünenunterführung in die Wand und schmilzt den Vorsprung seines zukünftigen Teamkollegen Sebastian Vettel ein, da das Safety-Car auf die Strecke muss. Ricciardo gibt später offen einen Fahrfehler zu.
Taktisch spielt die Safety-Car-Phase im Rennen eine entscheidende Rolle: Bis auf die Top 4, bestehend aus beiden Red Bull und beiden Mercedes, kommen alle anderen Fahrer an die Box und wechseln ihre Reifen ein zweites Mal. Fernando Alonso ist der Führende dieser Kette und versucht, die restlichen 36 Runden auf Medium-Reifen durchzufahren.
Bei Mercedes entscheidet man sich gegen diese Strategie: "Wir hatten das Gefühl, dass es zu früh für uns gewesen wäre, um den Rest des Rennens mit einem Reifensatz durchfahren zu können. Wir haben ja auch bei anderen Autos gesehen, dass es an der Grenze war", erklärt Teamchef Ross Brawn im Nachhinein. Und so legen Rosberg und Hamilton ihren zweiten Stopp später ein und fallen vorerst auf die Ränge neun und zehn zurück.
Solche Probleme kennt Sebastian Vettel nicht. Der Red-Bull-Pilot fegt nach dem Restart wie der Blitz davon und hat nach vier Runden bereits wieder über zehn Sekunden Vorsprung auf das Feld. Weil der Deutsche zeitweise bis zu drei Sekunden pro Runde schneller ist, werden im Anschluss an das Rennen Gerüchte laut, Red Bull arbeite mit einer versteckten Traktionskontrolle. Die Behauptungen von Ex-Teamchef Gian Carlo Minardi erhärten sich aber nicht.
Derweil ereilt Romain Grosjean wieder einmal das Pech: Im Qualifying fährt der Franzose noch auf Rang drei, doch im Rennen macht sein Lotus schlapp. Grosjean kämpft lange Zeit mit um das Podest, verliert allerdings nach der Safety-Car-Phase Pneumatikdruck und muss zu einem Reparaturstopp an die Box, um Luftdruck ins System aufzunehmen. Wenig später ist sein Arbeitstag dann ganz beendet.
Inzwischen haben die ersten Piloten mit abbauenden Reifen zu kämpfen. Besonders die beiden Sauber von Nico Hülkenberg und Esteban Gutierrez haben Probleme und fallen zurück. Den Zug der spät stoppenden Rosberg, Hamilton und Webber können sie nicht aufhalten.
Hinter Sebastian Vettel versuchen Fernando Alonso und Jenson Button ihre Podestplätze auf abgefahrenen Reifen bis ins Ziel zu retten. Während dies dem Spanier zu gelingen scheint, wird der McLaren weiter zurückgereicht. Erst muss sich Button von Kimi Räikkönens Lotus außenrum überholen lassen, dann fällt auch die Meute der Spätstopper über ihn her und reicht ihn weiter zurück. Und Vettel? Der geht in Runde 44 von 61 mit 30 Sekunden Vorsprung vor Alonso an die Box uns kann sich in aller Gemütlichkeit frische Supersofts aufziehen lassen.
Paul di Resta kann in den Kampf um Punkte nicht mehr mit eingreifen. Der Schotte verliert auf Rang zehn liegend sein Auto aus der Kontrolle und rutscht sechs Runden vor dem Ende geradeaus in die Mauer. Wird das für Sebastian Vettel noch einmal eng? Nein, der Force India kann ohne Safety-Car geborgen werden.
Derweil pflügen Webber, Rosberg, Hamilton und Massa weiter von hinten durch das Feld. Das Quartett ist kurz vor dem Ende des Rennens schon hinter Kimi Räikkönen auf den Rängen vier bis sieben angelangt, doch einer von ihnen schafft die letzten Meter bis ins Ziel nicht mehr...
Bei Mark Webber bahnt sich ein Getriebeschaden an. Der Red-Bull-Pilot wird von seinem Team angewiesen, möglichst früh zu schalten und versucht, sich über die die Ziellinie zu schleppen. Doch am Ende soll der Plan nicht ganz aufgehen. In der letzten Runde muss der Australier seinen brennenden Boliden noch in der Auslaufzone abstellen.
Unbeeindruckt von allem Trubel hinter ihm fährt Sebastian Vettel zum vierten Sieg im fünften Rennen - und wie! Im Ziel hat der Heppenheimer am Ende 32,6 Sekunden Vorsprung auf Fernando Alonso, dessen Stategie perfekt aufgeht. Der Drittplatzierte Kimi Räikkönen liegt sogar fast 44 Sekunden hinter dem Red-Bull-Piloten!
Den Zuschauern gefällt die Dominanz des 26-Jährigen überhaupt nicht. Statt den Sieger zu feiern, quittieren viele die Vorstellung mit deutlich hörbaren Buhrufen. Doch es ändert nichts daran, dass der Heppenheimer auch die restlichen Saisonrennen noch gewinnen wird und sich in Indien mit dem vierten WM-Titel krönt. Und Webber?
Der gestrandete Australier erhält von Kollege Alonso eine ganz besondere Stadtrundfahrt. Im Nachhinein werden beide Fahrer für die Aktion verwarnt - allerdings nicht für die Taxifahrt, denn die ist nicht verboten. Alonso hat allerdings unnötig verlangsamt, um Webber mitzunehmen; der Australier hat die Strecke ohne Erlaubnis der Streckenposten betreten. Weil es seine dritte Verwarnung ist, muss Webber in Südkorea zehn Plätze zurück.
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