Nürburgring
Reifen, Reifen, Reifen - es ist DAS Topthema in der Formel-1-Saison 2013. Auch während des Rennwochenendes des Grand Prix von Deutschland vom 05.07. bis 07.07.2013 stehen die schwarzen Pneus wieder im Mittelpunkt der Diskussionen.
Schließlich ist das Reifendrama von Silverstone, wo während des Rennens gleich vier Fahrern das Hinterrad wegplatzte, gerade einmal eine Woche her. Pirelli hat jedoch auf den Kritiksturm nach dem Grand Prix von Großbritannien reagiert. Am Nürburgring gibt es schon eine Reifenkonstruktion mit dem alten Kevlar- statt des Stahlgürtels. Außerdem wurde den Teams untersagt, den linken und rechten Hinterreifen beliebig zu vertauschen und am Reifendruck herumzuspielen.
Das Wochenende beginnt sonnig und steht im Zeichen der deutschen Topfahrer. Nico Rosberg hat zuvor in Silverstone gewonnen und würde das gerne noch einmal am Nürburgring tun. Der WM-Führende Sebastian Vettel will hingegen unbedingt siegen, weil ihm das bis dahin in Deutschland noch nie gelungen ist. Das erste Freie Training entscheidet aber Lewis Hamilton für sich, Vettel dominiert die Trainingseinheiten zwei und drei.
Für Rosbergs kommt es dann im Qualifyings ganz dicke: Er verzockt sich in der Strategie und schafft es nicht ins Q3. Dort landet dafür Nico Hülkenberg. Auch Jenson Button und Daniel Ricciardo dürfen um die ersten zehn Startplätze mitkämpfen.
Die Pole-Position schnappt sich schließlich Hamilton vor den beiden Red Bull von Vettel und Mark Webber. Dahinter reihen sich schon die Lotus-Piloten Kimi Räikkönen und Romain Grosjean ein, die im Rennverlauf noch eine größere Rolle spielen sollen.
Zunächst kommen aber die Red Bull am besten vom Start weg.
Im Gegensatz zu Hamilton, der gegen Vettel und Webber keine Chance hat.
Seine Chancen ungenutzt lässt vor allem Felipe Massa. Von Platz sieben aus gestartet, verschätzt er sich schon in der vierten Runde und dreht sich von der Strecke.
"Ich wollte mich durch die Gänge schalten, da ist der Motor abgestorben", beichtet Massa. Pech gehabt, sein Arbeitstag ist beendet.
In Runde acht kommt es dann zur ersten Schrecksekunde des Rennens. Christian Horner traut seinen Augen nicht angesichts dessen, was sich in der Boxengasse abspielt.
Bei einem Reifenwechsel wie diesem bei Lotus, versäumt es die Red-Bull-Mechaniker bei Webber das Hinterrad ordnungsgemäß zu befestigen. Als der Australier trotzdem losfährt, schießt der Pirelli-Pneu ungebremst durch die Boxengasse und trifft dabei einen Kameramann.
Für das Team wird es wegen dieser Nachlässigkeit nach dem Rennen eine 30.000-Euro-Strafe geben, Mark Webber muss zurückgeschoben werden und fällt ans Ende des Feldes zurück. Was aber am wichtigsten ist: Der britische FOM-Mitarbeiter Paul Allen erleidet zwar mehrere Knochenbrüche, wird aber zum Glück nicht lebensgefährlich verletzt.
Derweil auf der Strecke: Polesetter Hamilton kämpft um ein stabiles Rennen und Positionen, doch die Lotus-Piloten hat er nicht im Griff. "Die müssen doch andere Reifen haben als ich!", schimpft er übers Teamradio.
Und dann gibt es noch eine Schrecksekunde, die dann zur Slapstick-Einlage wird und im Nachhinein betrachtet doch wieder erschreckend ist. Der Marussia von Jules Bianchi scheidet mit Motorschaden aus, zieht dabei erst eine große Rockwolke hinter sich her, bis der Bolide Feuer fängt.
Soweit, so spektakulär, aber noch nicht Besonderes. Das folgt erst, als Bianchi sein Auto schon abstellt und aussteigt. Da macht sich der Bolide nämlich selbstständig, rollt einmal quer über die Strecke und wird schließlich erst von einer Werbebande gestoppt. Wie gesagt, lustig anzusehen und zum Glück bleibt es auch ohne Folgen, aber nicht auszudenken, was alles hätte passieren können.
Zur Sicherheit kommt aufgrund des frei drehenden Marussia das Safety-Car auf die Strecke. Mark Webber hat dabei Gelegenheit, sich zurückzurunden und bestimmt Spaß dabei, seine Kollegen einem nach den anderen einmal so einfach überholen zu können.
Nachdem wieder frei gefahren werden darf, heißt es an der Spitze Vettel gegen die Lotus. Zunächst ist ihm Grosjean auf den Fersen.
Nach seinem Boxenstopp gilt es dann, Räikkönen zu knacken. Als der selbst noch einmal rein muss, nimmt Vettel wieder die Verteidigerrolle ein, denn der Finne kommt auf frischen Reifen wieder dicht ran. Und das alles mit zwischenzeitlichen KERS-Problemen am Red Bull.
Zwischen Räikkönen und Vettel wird es zwar noch richtig knapp und spannend, am Ende kann sich der Deutsche aber endlich seinen ersehnten Heimsieg holen.
Auch Grosjean kann sich noch aufs Podium retten, nachdem Fernando Alonso in der Endphase des Rennens noch bedrohlich dicht an den Franzosen herangekommen war.
Für Vettel ist es der vierte Sieg der Saison und er kann damit seinen Vorsprung in der Gesamtwertung auf 34 Punkt vor Alonso ausbauen.
Vom Rennen bleibt aber vor allem der Vorfall in der Boxengasse hängen. Die Regeln für den Aufenthalt dort während des Grand Prix werden danach verschärft.
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