Sachir
Nein, Sie haben den China-Grand-Prix nicht verschlafen! Anders als im vergangenen Jahr findet der Große Preis von Bahrain 2014 direkt nach dem Rennen in Malaysia statt. 2013 haben die Fahrer also schon drei Rennen auf dem Buckel, als sie an die Strecke des arabischen Königreiches reisen. Im Gepäck befinden sich zu dieser Zeit schon der Skandal von Malaysia, ein die WM anführender Sebastian Vettel und die Unzufriedenheit über die Reifen. Dementsprechend heiß geht es bei dem Wüstenrennen zu.
Die Überraschungs-Pole gelingt am Samstag Nico Rosberg. Der Mercedes-Pilot legt in Q3 eine Runde hin, die sensationellerweise über zwei Zehntelsekunden schneller ist als die des zweitplatzierten Vettel. Nachdem dieses Kunststück schon Teamkollege Lewis Hamilton in China gelungen ist, startet Rosberg damit eine Samstags-Serie, die sich durch die gesamte Saison ziehen wird. Samstags top, sonntags auch allzu oft Flop.
Den Start kann Rosberg jedoch für sich entscheiden. Ungestört ist er imstande, sich der ersten Kurveneinfahrt zu widmen, während hinter ihm um Positionen gekämpft wird. So zum Beispiel bei den beiden ersten Verfolgern des Silberpfeils an der Spitze. Vettel erwischt einen weniger guten Start und muss sich Fernando Alonso geschlagen geben.
Aber Vettel hat noch ein Ass im Ärmel. "Ich hatte mir etwas KERS aufgespart. So kam ich vorbei", erklärt der findige Weltmeister seinen Überholvorgang nur wenige Kurven nach dem Start nach dem Rennen
Nachdem diese Verhältnisse geklärt sind, geht es, wie befürchtet, Rosberg an den Kragen. Erst zieht Vettel vorbei, der danach ein unangefochtenes Rennen bis zum Schluss nach Hause fährt, dann folgt auch schon Alonso...
... und im Hintergrund lauern Paul di Resta und Felipe Massa, die später ebenfalls zum Überholen ansetzen. Rosberg wird schamlos durchgereicht. Am Ende bleibt ihm sogar nur Platz neun.
Dem in Führung liegenden Vettel kann somit nur noch Alonso gefährlich werden. Doch ein Schrecken fährt den Tifosi durch die Glieder, als ihnen klar wird, dass das DR-System am Ferrari defekt zu sein scheint.
Alonso muss an die Box, wo seine Mechaniker fieberhaft versuchen, den ausgeklappten Flügel wieder nach unten zu bewegen. Doch es hilft nichts. Innerhalb der ersten zehn Runden muss er ein weiteres Mal in die Gasse abbiegen, fällt zwischenzeitlichen sogar auf Platz 18 zurück. Am Ende kann er sich lediglich auf den achten Platz vorkämpfen.
Ähnlich glücklos verläuft auch das Rennen von Felipe Massa. Ihn trifft es jedoch am vorderen Flügel und das schon gleich beim Start, als sich Adrian Sutil an der Front des Ferrari die Reifen beschädigt. Für beide geht das Rennen zwar weiter, im Verlauf wird Massa jedoch gleich von zwei Reifenschäden heimgesucht und landet am Ende nur auf Platz 15.
Etwas weiter hinten fechten derweil zwei Teamkollegen ein Duell unter sich aus. Nachdem dem McLaren-Neuling Sergio Perez von der eigenen Teamführung vorgeworfen wurde, er wäre in den ersten drei Rennen zu zaghaft ans Werk gegangen, lässt sich der Mexikaner nicht zweimal bitten und bläst zum Angriff.
Und das ohne Rücksicht auf Verluste. Auch den Hinterreifen seines älteren und erfahreneren Teamkollegen Jenson Button nimmt er als Opfer in Kauf, als er Rad an Rad um Positionen mit dem Briten kämpft. Button wird das zu bunt: "Beruhigt ihn", funkt er an die Boxenmauer. Zum Äußersten kommt es nicht, helfen tut es Button aber auch nicht. Während sich Perez bis Platz sechs vorkämpft, wird der Brite nur Zehnter.
Einen Grund zum Feiern bietet an diesem Wochenende der 200. Grand Prix von Mark Webber. Der kreative Kuchen zu seinen Ehren ist aber auch das Einzige, worüber sich der Australier in Bahrain freuen kann.
Wegen einer Strafversetzung geht Webber nur von Startplatz sieben aus ins Rennen und sieht nie wirklich Land. "Der Grip war einfach komplett weg. Dann mussten wir schauen, das Auto ins Ziel zu bringen. Bei zwei DRS-Zonen kannst du dich einfach kaum verteidigen", beschreibt er sein Dilemma, als alles vorbei ist. Lange auf Platz fünf liegend, muss er sich in der Schlussphase des Rennens schließlich noch Hamilton und Perez ergeben, die hier schon hinter ihm lauern.
Eines seiner stärksten Rennen fährt hingegen Paul di Resta. Der Force-India-Pilot profitiert von den Strafversetzungen vor ihm und startet als Fünfter. Von dort aus hat er Reifen und Konkurrenten ihm Griff und liebäugelt noch in der Schlussphase lange mit dem Podium. Bis der Lotus von Romain Grosjean in seinem Rückspiegel auftaucht, dem er nichts mehr entgegenzusetzen hat.
Das Nachsehen hat bei diesem Rennen auch Lewis Hamilton, der mit seiner Dreistoppstrategie über die gesamten 57 Runden hinweg nicht so recht auf einen grünen Zweig kommen will. Wegen einer Strafversetzung von Platz neun aus gestartet gelingt ihm jedoch wenigstens der Sprung auf den fünften Rang.
Die Ruhe in dem teilweisen Chaos um sie herum bewahren beide Lotus-Piloten und schleichen sich fast unbemerkt bis aufs Podium vor. Dem von Platz acht aus gesterteten Kimi Räikkönen und dem vom elften Rang ins Rennen gegangene Romain Grosjean kommt dabei der Reifenvorteil entgegen. Die Pirellis haben nämlich beide im Griff. Und während Räikkönen besonnen auf Rang zwei fährt...
... strahlt Grosjean am Ende als Dritter vom Podium, denn der Franzose hat sich seinen Triumph teilweise hart (aber fair) erkämpft. "Es war ein hartes Rennen, ein paar schöne Kämpfe auf der Strecke - aber deshalb betreiben wir ja Motorsport, das macht Spaß. Ich freue mich sehr", lässt er nach dem Rennen verlauten.
Weniger hart, dafür umso entspannter verläuft das Rennen für Sebastian Vettel. Der Red-Bull-Fahrer bekommt nach dem Start-Intermezzo kaum noch etwas mit von dem, was da hinter ihm passiert. Sein zweiter Saisonsieg wird damit zum ersten ohne Skandal. Zu einem von vielen, die er in 2013 noch so dominant einfahren wird...
... und zu einem der weniger aufregenden Sorte, für die er im Laufe des Jahres reichlich Buhrufe einstecken muss. Was ihn jedoch nicht davon abhält, seinen berühmten Finger in gewohnter Weise in den Himmel über Bahrain zu strecken.
Mit dem Deutschen, dem Finnen und dem Franzosen auf dem Podium freuen sich nicht nur Red Bull und Lotus, sondern vor allem Renault, der Motorlieferant beider Teams, über den Erfolg. Und ja, Sie sehen richtig: ...
In gleicher Konstellation sind die Herren schon 2012 beim Grand Prix von Bahrain aufgetreten. Klicken Sie ruhig noch einmal zurück, das sind zwei verschiedene Fotos!
Sachir