Melbourne
Freies Training am ersten Rennwochenende der Saison im australischen Melbourne, das bedeutet oftmals technische Defekte und Kinderkrankheiten bei den neuen Formel-1-Prototypen. Aber 2013 erwischt es am Freitag nicht nur Caterham-Rookie Giedo van der Garde, ...
... sondern auch etablierte Teams wie Mercedes. Hier stellt Lewis Hamilton nach einem Ausritt mit beschädigtem Unterboden ab. Zuvor hatte schon sein Teamkollege Nico Rosberg mit Getriebeschaden vorzeitig Feierabend machen müssen.
Und auch die Fahrer können einmal ihre Grenzen ausloten, bevor es am Samstag richtig ernst wird. Im Bild, stellvertretend für dutzende seiner Kollegen: Force-India-Pilot Paul di Resta.
Am Samstagnachmittag dann die erste Entscheidung: Bei strömendem Regen (deswegen eine halbe Stunde Verspätung) sichert sich Rosberg die Bestzeit in Q1.
Aber dann ist auch schon Schicht im Schacht: Die Bedingungen lassen keine Fortsetzung des Qualifyings zu, die Startpositionen eins bis 16 müssen am Sonntagmorgen vergeben werden.
Und da hat (nach einer weiteren Rosberg-Bestzeit in Q2) auf abtrocknender Strecke Sebastian Vettel das beste Ende für sich. Er sichert sich auf Supersoft-Slicks die Pole-Position vor Red-Bull-Teamkollege Mark Webber und Hamilton.
Traditionelles Fotoshooting vor dem ersten Grand Prix des Jahres: die Klasse von 2013. "Frührentner" Michael Schumacher fehlt.
Nico Hülkenbergs einzige Runde am Sonntagnachmittag bleibt die Fahrerparade: Der Deutsche kann an seinem ersten Sauber-Grand-Prix wegen eines Problems mit dem Benzinsystem nicht teilnehmen.
Die üblichen Routinen vor dem Start, beim Saisonauftakt noch intensiver als sonst: Stardesigner Adrian Newey mustert die Entwicklungen der Konkurrenz ganz genau. Bis zu diesem Zeitpunkt sieht es aber nach der Doppel-Pole so aus, als seien seine eigenen Ideen ohnehin die besten.
Der Start: Vettel und die beiden Ferraris kommen am besten weg, Lokalmatador Webber wird wie so oft ein Opfer seiner Reaktionsschwäche und fällt weit zurück.
Schon aus der ersten Kurve heraus hat Vettel mehrere Wagenlängen Vorsprung. Die tollen Starts sollten in der zweiten Saisonhälfte 2013 seine große Stärke werden, weil er nach den zwei DRS-neutralen Anfangsrunden meist schon mehr als eine Sekunde Vorsprung hat.
In der vierten Runde eröffnet ausgerechnet "Reifenflüsterer" Jenson Button, dessen McLaren-Team eine der großen Enttäuschungen des Saisonauftakts ist, die regulären Boxenstopps. Vettel kommt in der siebten Runde rein und gibt die Führung somit ab.
Eine der ersten Überraschungen der Saison: Felipe Massa darf Ferrari-intern zunächst vor Fernando Alonso bleiben. Beim zweiten Boxenstopp, zu dem der Brasilianer um drei Runden später reinkommt als sein Verfolger, erledigt sich das "Problem" allerdings von selbst.
In der 27. Runde scheidet Rosberg mit Elektronikdefekt am Mercedes aus, an dritter Stelle liegend - allerdings nur, weil er in jener Phase noch einen Boxenstopp im Rückstand ist.
Heimlich, still und leise arbeitet sich der mit den härteren Medium-Reifen gestartete Comeback-Sensationsmann Adrian Sutil nach vorne: Der Deutsche führt beim Grand Prix von Australien von Runde 14 bis 20 und noch einmal von Runde 40 bis 43.
Mercedes wird nach starker Trainingsleistung ein Opfer der viel zu schnell abbauenden Reifen. "Räikkönen ist losgefahren wie ein Wahnsinniger", hatte sich Rosberg, selbst sehr auf eine schonende Fahrweise bedacht, schon in den ersten Runden gewundert. Hamilton holt am Ende zumindest Platz fünf.
Kein Problem mit Pirelli hat hingegen Kimi Räikkönen, aus der vierten Startreihe kommend: Trotz dieses Verbremsers schafft er die Renndistanz von 58 Runden mit zwei statt drei Boxenstopps. Das ist letztendlich der Schlüssel zum Erfolg.
Pastor Maldonado wird hingegen wieder einmal seinem Ruf als Heißsporn gerecht und versenkt den Williams in der ersten Kurve im Kiesbett.
Schwacher Trost: Sein Teamkollege Valtteri Bottas hat bei einem ähnlichen Missgeschick an gleicher Stelle auch nicht mehr Können, aber etwas mehr Glück...
Mark Webber & Melbourne, das passt einfach nicht: Nach dem verkorksten Start streikt in den ersten 20 Runden auch noch sein KERS-Hybridsystem - nicht zum ersten Mal. Am Ende wird es Platz sechs für den "Local Hero", bei seinem allerletzten Auftritt vor heimischem Publikum. Selbst bei seiner Australien-Premiere auf Minardi im Jahr 2002 war er Fünfter geworden.
Hinten alles wie gehabt: Caterham und Marussia kämpfen gegen den letzten Platz. Am Ende liegt ein Marussia vor einem Caterham vor einem Marussia vor einem Caterham - auf den letzten vier Positionen, versteht sich.
In der 46. Runde verliert Sutil nach langer Führung immer mehr Boden, weil er jetzt die Rechnung für seine startorientierte Strategie bezahlen muss. Schlussendlich wird er Siebter, gerade einmal dreieinhalb Sekunden vor Teamkollege di Resta.
Alonsos Jagd auf Räikkönen kommt zu spät, trotz der um sechs Runden frischeren Reifen: Der "Iceman" rettet mehr als zwölf Sekunden Vorsprung auf den Ferrari-Piloten über die Ziellinie.
Mit seinem 20. Grand-Prix-Sieg holt er in der ewigen Bestenliste Landsmann Mika Häkkinen ein, der ihm einst zum McLaren-Vertrag verholfen hatte. Außerdem führt Räikkönen zum ersten Mal seit Mai 2008 wieder in der Formel-1-Weltmeisterschaft.
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