Kurzes Vergnügen: 16 Piloten, die sich ihren Formel-1-Traum erfüllten, dabei aber nicht weit kamen
Geboren 1898 in Budduso auf Sardinien, war Clemente Biondetti schon vor dem zweiten Weltkrieg mehr an Straßen-, als an Rundstreckenrennen interessiert. So gewann er viermal die traditionelle Mille Miglia und nahm auch dreimal an den 24 Stunden von Le Mans teil. 1950 bastelte er sich einen Boliden zusammen, mit dem er beim Grand Prix von Italien in Monza antrat. Sein einziger Formel-1-Einsatz dauerte nur 17 Runden.
Der 1907 in Oschersleben geborene Ernst Loof war als Ingenieur, Gelegenheitsrennfahrer und Unternehmer schon früh in den Motorsport involviert. In der Formel 1 versuchte er sich einmalig beim Rennen auf dem Nürburgring 1953. Mit defekter Benzinpumpe kam er allerdings nicht von seinem Startplatz weg.
Lance Reventlow hatte als Sohn der Woolworth-Erbin und eines dänischen Grafen eine sehenswerte Ahnenreihe und ein ausschweifendes Leben, aber auch große Ambitionen im Motorsport. Nach Erfahrungen im Sportwagen-Bereich und der Formel 2 gründete er sein eigenes Team, nahm in der Formel 1 aber nur an einem einzigen Rennen teil. Beim Belgien-Grand-Prix 1960 gab schon in der zweiten Runde sein Motor auf.
Der als Juwelier und Bergrennen-Pilot bekannte Arthur Owen nutzte seine einzige Formel-1-Chance beim Grand Prix von Italien 1960 in Monza, den einige Teams wegen der gefährlichen Steilkurve boykottierten. In den Genuss dieses Streckenabschnitts kam er im Rennen jedoch nicht. Ihm brach schon in der ersten Runde die Aufhängung.
Jonathan Williams musste zu seinem einmaligen Glück gezwungen werden. Der Brite war für Ferrari schon im Sportwagen-Bereich und in der Formel 2 aktiv, als er 1967 plötzlich in dem Formel-1-Cockpit der Scuderia Platz nehmen sollte. Ihm gelang in Mexico City der achte Rang, wobei er von zahlreichen Ausfällen profitierte. "Ich habe mich danach unglaublich geschämt und habe mich hinter Sonnenbrillen versteckt, damit mich keiner erkannte", sagte er danach.
Von Anfang der 1970-er bis Mitte der 1980er-Jahre nahm Chris Craft insgesamt 14 mal an den 24 Stunden von Le Mans teil und feierte dabei mit dem dritten Rang 1976 seinen größten Erfolg. In der Formel 1 versuchte er sich 1971 beim US-Grand-Prix in Watkins Glen mit dem gebrauchten BT33 von Jack Brabham, mit der nicht über die 30. von 59 Runden hinaus kam.
Gerard Larrousse begann seine Motorsport-Karriere als Rallye-Fahrer, wechselte dann in den Sportwagen-Bereich und wollte sich auch eine Formel-1-Erfahrung nicht nehmen lassen. Beim Belgien-Grand-Prix1974 musste er jedoch in der 53. Runde aufgeben, weil seine Reifen runtergefahren waren und es keinen Ersatz gab. Eine zweite Chance erhielt er nicht.
Der in Mönchengladbach geborene Hans Heyer begann schon als Teenager, sein eigenes Kart zu bauen und feierte große Erfolge auf deutscher und europäischer Kart-Ebene. Danach wechselte er in den Tourenwagensport und nahm außerdem insgesamt zwölfmal an den 24 Stunden von Le Mans teil. Sein Formel-1-Ausflug 1977 war ein kühner Versuch: In Hockenheim platzierte er sich, ohne sich qualifiziert zu haben, am Boxengassenausgang und schaltete sich nach dem Start ins Rennen ein. Schon neun Runden später hatte sein ATS-Penske jedoch einen Defekt, sodass die Rennleitung gar nicht dazu kam, ihn zu bestrafen.
Miguel Angel Guerra konnte sich in der südamerikanischen Super-Touring-Car-Meisterschaft einen Namen machen und war vor seinem einzigen Formel-1-Auftritt auch schon der Formel 2 unterwegs. In Imola 1981 kam er allerdings nicht weit: Schon in der Anfangsphase des Rennens kollidierte er mit einem Kollegen, zerlegte seinen Osella an der Mauer und brach sich seinen Knöchel doppelt.
Den Namen Jean-Louis Schlesser kennt man aus dem international Sportwagen-Bereich, als siebenmaligen Teilnehmer bei den 24 Stunden von Le Mans und als zweimaligen Rallye-Dakar-Sieger. Man kennt ihn aber auch von seinem einmaligen Formel-1-Ausflug, bei dem er in Monza 1988 mit Ayrton Senna kollidierte und damit für das einzige Rennen sorgte, dass in diesem Jahr nicht von einem McLaren gewonnen wurde.
Einen weiteren unglücklichen Formel-1-Versuch unternahm Marco Apicella 1993 in Monza. Der Italiener kam lediglich etwa 200 Meter weit, bevor er von einem Kollegen abgeschossen wurde. "Ich weiß bis heute nicht, wer da in mich reingefahren ist", sagt er. "Ich will mir auch die Aufnahmen nicht noch einmal ansehen. Es ist immer noch schmerzhaft, wenn ich daran zurückdenke."
Auch Stephane Sarrazin bekam nur eine Chance in der Königsklasse. Den Grand Prix von Brasilien 1999 konnte er mit gebrochenem Frontflügel jedoch nicht beenden. Den einen Einsatz fuhr er für Minardi. Da er auf eine Verpflichtung bei Prost hoffte, verspielte er allerdings die Chance auf weitere Formel-1-Einsätze.
Markus Winkelhock ist der vielleicht Erfolgreichste unter den abgebrochenen Formel-1-Debütanten. Immer konnte der Stuttgarter auf den 2007 verregneten Nürburgring sogar einige Führungskilometer in seinem Spyker sammeln, bevor in der 15. Runde eine Hydraulik versagte. Winkelhock fuhr danach einige Jahre in der DTM und zuletzt in der FIA-GT1-Weltmeisterschaft.
Andre Lotterer kam 2014 überraschend für Caterham beim Grand Prix von Belgien zum Einsatz. Er ersetzte ohne triftigen Grund den Japaner Kamui Kobayashi. Als dreimaliger Le-Mans-Sieger und Super-Formula-Ass war er ein gern und hochangesehener Gast im Fahrerlager. Das Rennen dauerte für ihn allerdings nur eine Runde, bevor sein Bolide den Geist aufgab. An weiteren Einsätzen bei einem Hinterbänkler-Team wie Caterham hatte er selbst kein Interesse.
Kurzes Vergnügen: 16 Piloten, die sich ihren Formel-1-Traum erfüllten, dabei aber nicht weit kamen