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Hybrid-Einführung und E-Vision: Wie die Fahrer die DTM-Antriebsdebatte sehen

Hybridsystem - oder gar Elektroantrieb? Wie die DTM-Piloten die Diskussion über die zukünftige Motorenausrichtung der Serie sehen und welche Ängste sie dabei haben

(Motorsport-Total.com) - Während ITR-Boss Gerhard Berger die Einführung des Hybridantriebs in der DTM angekündigt hat, ist es für Ex-Formel-1-Weltmeister Nico Rosberg nur noch eine Frage der Zeit, ehe die DTM komplett elektrisch fahren wird. Doch wie sehen eigentlich die Piloten die Debatte?

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Routinier Timo Glock könnte sich die DTM nicht elektrisch vorstellen Zoom

Als Audi-Ass Rene Rast von 'Motorsport-Total.com' mit der Vorstellung einer komplett elektrischen DTM konfrontiert wird, kann er sich die Abneigung nicht verkneifen: "Nee!" Er könne sich "vielleicht ein Hybridsystem vorstellen", wie es Berger angekündigt hat. "Aber rein elektrisch? Im Moment nicht. Ich sehe da auch keinen Grund, denn wir haben ja die Formel E. Ich hoffe, dass es noch lange mit Verbrennungsmotoren weitergeht."

Auch BMW-Kollege Timo Glock kann der Vorstellung einer Elektro-DTM nicht viel abgewinnen. "Komplett elektrisch?!", reagiert auch er im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zunächst geschockt, ehe er seine Reaktion erklärt: "Für mich muss bei einem Auto mit dieser Optik ein Motorensound herauskommen. Ich kann es mir nicht vorstellen, wie das Auto hier batteriebetrieben vorbeirollt. Das würde nicht zum Bild der DTM passen."

Glock hinterfragt: Was hat der Fan davon?

Das Thema Hybrid sieht der Odenwälder gelassener, obwohl er auch da leise Zweifel hat: "Das kann natürlich ein Thema sein, aber da muss man sich natürlich als Hersteller und als ITR die Frage stellen: Will ich den Kostenfaktor tragen? Muss das überhaupt sein? Bringt das der Serie und den Herstellern etwas oder ist das dem Zuschauer auf der Tribüne vielleicht völlig egal?"

Im Zentrum sollte für Glock die Bemühung stehen, für viel Action auf der Strecke zu sorgen. "Bei einem tollen Zweikampf springen die Zuschauer auf", sagt der BMW-Pilot.

Timo Glock, Rene Rast

Audi-Pilot Rast und BMW-Pilot Glock sehen eine elektrische DTM skeptisch Zoom

"Das finden sie geil. Ich habe jetzt noch keinen gesehen, der auf der Tribüne aufgesprungen wäre, weil ein Auto mit Hybridantrieb vorbeifährt. Oder mehr Fans zum Rennen kommen, weil sie denken: 'Geil, da fahr ich hin, weil die jetzt mit einem Hybrid durch die Gegend fahren!' Meiner Meinung nach muss sie Botschaft dahingehen, dem Fan eine gute Show zu bieten. Wenn uns das ein Hybrid ermöglicht, dann kann man das machen."

Audi-Pilot Müller schließt auch elektrische DTM nicht aus

Einer, der gelassener auf die Vorstellung einer elektrischen DTM reagiert, ist Audi-Pilot Nico Müller. Kein Wunder, ist er doch neben seinem Werksfahrerplatz bei Abt-Audi in der DTM auch Formel-E-Tester für die Ingolstädter.

"Also ausschließen würde ich eine DTM mit Elektronantrieb nicht, aber Stand heute glaube ich nicht, dass es das braucht", sagt der Schweizer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com', als er mit Rosbergs Prognose konfrontiert wird. "Die Elektromobilität kommt - und zwar in gewissen Bereichen sehr bald -, aber wir werden glaube ich auch noch sehr lange Verbrennungsmotoren im Alltag benötigen."

Müller erhofft sich von Hybridantrieb mehr Leistung

Insofern sei die DTM eine gute Plattform für die Hersteller, um effiziente Verbrennungsmotoren zu bewerben. "Der Vierzylinder-Motor, der mit über 600 PS so leistungsstark ist und so eine Laufzeit hat - er muss ja eine Saison halten ohne irgendwelche Problemchen -, das ist schon beeindruckend. Und es ist schon von Interesse für die Hersteller, diese Technologie dann auf die Straße zu bringen."

Auch er kann sich einen Hybridmotor in der DTM vorstellen: "Da würde ich Sinn drin sehen. Aber wer weiß: Vielleicht wird es auch irgendwann einmal vollelektrisch? Keine Ahnung!" Der Hybridtechnologie könnte Müller vor allem dann etwas abgewinnen, wenn die Motoren dadurch noch stärker werden: "Wenn ein Hybridsystem noch einmal 200 PS bringt, dann nur rein damit!"

Audi-Routinier Green kritisiert Elektrotrend

Er würde sich dagegen jedenfalls "nicht sträuben" und hält einen Hybridantrieb für einen "sinnvollen Schritt" für die DTM-Zukunft. Das sieht übrigens auch Markenkollege Jamie Green ähnlich, der wie Rast und Müller Formel-E-Erfahrung hat, weil er beim Rookie-Test in Marrakesch Anfang 2019 zum Einsatz gekommen ist.

"Ein Hybridmotor ist vielleicht eine gute Idee, aber ich denke nicht, dass die DTM zur Gänze elektrisch fahren sollte", bringt er seine Meinung auf den Punkt. Die Formel E habe zwar ihre Berechtigung, "aber wenn es um die Zukunft des Automobils geht, dann denke ich nicht, dass das Elektroauto eine sehr praktische Lösung ist", sagt der Brite, der die Lade-Infrastruktur als größte Einschränkung ausmacht.

Jamie Green

Jamie Green bei seinem Formel-E-Test Anfang 2019 in Marrakesch Zoom

Dass für die Zukunft der DTM kein Weg an der Elektromobilität vorbeigeht, glaubt der Rosberg-Audi-Pilot daher nicht. "Es gibt auch Raum für andere Wege. Wir sollten uns alternative Energieformen anschauen und diese im Rennsport nutzen. Das entwickelt sich alles noch", ist der 36-Jährige überzeugt.