2016 erlebte die DTM zwar keinen Skandal, der Ausmaße der "Schieb-ihn-raus"-Affäre annahm, doch einige Aufreger gab es auch in der vergangenen Saison wieder
#10: Timo Glocks Disqualifikation in Hockenheim - Die DTM-Saison 2016 beginnt direkt mit einem kleinen Aufreger. Timo Glock fährt im ersten Sonntagsrennen des Jahres einen starken zweiten Platz ein, verliert diesen allerdings wieder, weil die Position des Heckdeckels nicht den Vorgaben entspricht - die Abweichung beträgt 1,9 Millimeter.
Wegen der verschwindend geringen Abweichung sind viele Fans außer sich. Ausgerechnet Glock selbst wirkt deeskalierend. Seine tapfere Reaktion: "Regeln sind Regeln. Ist manchmal hart, aber so ist's. Auch wenn es nur 1,9 Millimeter sind." Später in der Saison wird sich Glock noch heftig über andere Dinge aufregen - doch dazu später mehr...
#9: "Clowns" und "Pappnasen" - Mattias Ekström erlebt kein gutes DTM-Jahr. Der Routinier krönt sich 2016 zwar in der Rallycross-Weltmeisterschaft zum Champion, spielt in der DTM im Titelkampf aber keine Rolle. Seinen Frust lässt er zu Beginn des Jahres - nach Vorfällen auf der Strecke - an Maximilian Götz und Antonio Felix da Costa aus.
Der Audi-Pilot bezeichnet seine Kontrahenten als "Clowns" und "Pappnasen" und spricht ihnen die fahrerische Qualität für die DTM ab. Die Reaktion von Götz: "Eki kann mich mal!" Der verbale Kleinkrieg bestimmt die Schlagzeilen mehrere Wochen. Kurios: Später im Jahr wird ausgerechnet Ekström selbst zum Übeltäter - später mehr...
#8: Der Startcrash in Budapest - Das vorletzte Rennwochenende des Jahres in Budapest scheint zur großen Edoardo-Mortara-Show zu werden. Der Titelanwärter sichert sich am Samstag die Pole-Position und den Rennsieg, und auch am Sonntag steht er in der Startaufstellung wieder ganz vorne. Doch dann geht alles schief...
Mortara erwischt einen schlechten Start und es kommt zur Kollision mit seinem Titelrivalen Marco Wittmann. Besonders bitter: Mit dem Crash schadet sich Mortara - der anschließend Letzter wird - nicht nur selbst, auch Audi-Kollege Jamie Green wird als unbeteiligter Dritter abgeräumt. Der Crash sorgt noch länger für Diskussionen.
#7: Fragwürdige Stallorder - Wirklich neu ist das Thema nicht, und auch 2016 gibt es in der DTM wieder einige Entscheidungen, bei denen die Fans nur noch mit dem Kopf schütteln können. Vor allem in Moskau kann kaum einer nachvollziehen, warum Edoardo Mortara Platz für seinen Audi-Markenkollegen Jamie Green machen muss.
Die beiden liegen in der Meisterschaft eng zusammen, doch trotzdem erhält Green den Vorzug. Die Punkte fehlen Mortara später im Titelkampf. Doch auch Mercedes und BMW greifen mehrfach auf eine Stallregie zurück. So muss Lucas Auer beispielsweise auf dem Norisring - also noch recht früh in der Saison - Paul di Resta Geleitschutz geben.
#6: Die Skidpad-Affäre von Ungarn - Dass der Startcrash von Budapest es in unserer Liste nur auf Platz neun geschafft hat, hängt auch damit zusammen, dass es im gleichen Rennen - oder besser gesagt danach - noch einen größeren Aufreger gibt. Marco Wittmann und Daniel Juncadella werden wegen zu dünner Skidpads disqualifiziert.
Ein Aufreger ist das vor allem deshalb, weil Wittmann dadurch Platz vier verliert und mit einem Vorsprung von lediglich 14 Punkten (statt 26) zum Finale nach Hockenheim reist. Verschwörungstheoretiker wittern einen bewussten Eingriff, um die Meisterschaft bis zum letzten Rennen spannend zu halten. Den Titel gewinnt Wittmann trotzdem.
#5: DRS-Probleme und Strafenchaos - Aus Sicht der Fans womöglich kein so großer Aufreger, für Fahrer und Teams dafür aber ein umso größeres Ärgernis: Während der Saison gibt es mehrfach Probleme mit dem DRS-System. Das führt am Norisring unter anderem dazu, dass Timo Glock eine Strafe bekommt - für die er gar kein Verständnis hat.
"Es ist ein völliger Schwachsinn, was da entschieden wird", wettert der ehemalige Formel-1-Pilot, der die DTM sogar als "Kirmesveranstaltung" bezeichnet. Auch andere Fahrer und einige Fans sind ob der für sie teils nicht nachvollziehbaren Bestrafungen in der DTM - für verschiedenste Vergehen - im Laufe des Jahres immer wieder verärgert.
#4: Der unwürdige Abschied von Timo Scheider - Kein großer Abschied, keine Party, nur eine spontane Pressekonferenz: Das Aus von Timo Scheider nach 16 Jahren DTM ist für viele Kollegen, Fans und Journalisten kaum nachvollziehbar. Arbeitgeber Audi wird für die Art und Weise, wie man den zweimaligen Champion vom Hof jagt, heftig kritisiert.
Während die BMW-Piloten Martin Tomczyk und Antonio Felix da Costa einen Abend zuvor eine große Party feiern, bleibt Scheider ein ähnlicher Abschied verwehrt. Kumpel Glock kritisiert Audi: "Ich finde, das ist menschlich schon unter der Gürtellinie. Ein Timo Scheider hat so etwas nicht verdient." Mit dieser Meinung ist er nicht alleine.
#3: Die BMW-Zugeständnisse - Den ersten Aufreger gibt es 2016 schon vor der Saison: Weil BMW einen Nachteil gegenüber Audi und Mercedes hat, bekommen die Münchener mehrere Zugeständnisse. Man startet mit einem Gewichtsvorteil von 7,5 Kilogramm in die Saison und darf einen Heckflügel verwenden, der 50 Millimeter breiter ist.
Das Thema zieht sich durch die gesamte Saison und kocht nach dem Titelgewinn von Marco Wittmann noch einmal richtig hoch. "Für mich stand vor dem Jahr schon fest, dass ein BMW-Fahrer den Titel gewinnen würde", erklärt der geschlagene Edoardo Mortara. Viele Fans sehen das ähnlich und kritisieren die Voreile der Münchener als unfair.
#2: Ekströms Blackout am Norisring - Ausgerechnet der Schwede wird im Sommer selbst zum "Clown" - oder zum "Arschloch", wenn man die Wortwahl von Christian Vietoris heranzieht. Im Samstagsrennen räumt der Audi-Pilot mit einem übermotivierten Manöver Robert Wickens ab und reißt auch noch den Führenden Vietoris aus dem Rennen.
Für die Aktion muss Ekström anschließend von allen Seiten eine Menge Kritik einstecken. Eine Strafe gibt es allerdings auch gegen Vietoris: Das "Arschloch" kostet ihn 3.000 Euro. Wickens Reaktion: "Ich glaube, manchmal weiß er gar nicht, ob er gerade ein Rallycross- oder ein DTM-Auto fährt." Die Aussage bleibt immerhin kostenlos...
#1: Mortaras Durchfahrtsstrafe in Zandvoort - Im ersten Moment ist die unberechtigte Strafe gegen Mortara zwar ein Aufreger, aber eigentlich keiner, der es bei uns auf Platz eins schaffen würde. Nach dem Saisonfinale in Hockenheim ist allerdings klar: Diese Fehlentscheidung hat den DTM-Titelkampf 2016 maßgeblich beeinflusst!
Hintergrund: Die Strafe, die aufgrund eines fehlerhaften GPS ausgesprochen wird, kostet Mortara, der die Saison vier Zähler hinter Champion Wittmann beendet, mindestens acht Punkte - und damit letztendlich den Titel. Die Rennleitung gibt den Fehler übrigens unmittelbar nach dem Rennen zu. Reparieren kann sie ihn aber nicht mehr...
2016 erlebte die DTM zwar keinen Skandal, der Ausmaße der "Schieb-ihn-raus"-Affäre annahm, doch einige Aufreger gab es auch in der vergangenen Saison wieder