Mit dem Fahrdynamik-Prüfstand von KW Automotive können Rennkurse auch aerodynamisch simuliert werden: So arbeitet Toksport WRT am Set-up des Porsche
Der früher im Besitz des BAR-Formel-1-Teams stehende Sieben-Stempel-Fahrdynamik-Simulator steht nun in Fichtenberg bei der Fahrwerksfirma KW Automotive. Wie andere DTM-Teams nutzt auch Toksport WRT die Hightech-Anlage, um den neuen Porsche 911 GT3 R besser zu verstehen.
Mit dem sogenannten "Seven-Post-Rig" kann neben der Mechanik auch die Aerodynamik simuliert werden, denn der Bolide kann abgesehen von den vier beweglichen Stempeln für die Räder auch hinten und vorne bewegt werden. Damit simuliert man Abtrieb und das Einnicken beim Bremsen in unterschiedlichen Streckenpassagen.
Haube und Heck werden dabei abgenommen, damit das Auto ordentlich angebunden werden kann. Um auch ohne Fahrer und Fronthaube eine realistische Gewichtsverteilung und Achslast zu erreichen, ...
... werden Blei- und Sandsäcke eingeladen. So kann auch der gewünschte Tankinhalt simuliert werden. All das spielt für das Fahrwerk eine wichtige Rolle.
Der Toksport-WRT-Ingenieur nimmt Einstellungen an den Dämpfern vor, damit die nächste Simulation losgehen kann.
Zur Erklärung: "Low Bump" steht für das Einfedern des Autos, Rebound für das Ausfedern und das Blow-Off-Ventil (rot) wird beim Überfahren der Randsteine benötigt, wenn der Reifen einen Stoß bekommt.
Der Ingenieur ändert mit dem Einstellwerkzeug die Dämpfereinstellung um ein paar Klicks und trägt die Daten in die Tabelle ein, um später die richtigen Schlüsse ziehen zu können.
Das angewärmte Rad wird wieder angeschraubt und der Prüfstand in Betrieb genommen. Welche Reifen genutzt werden und in welchem Bereich der Luftdruck ist, ist nicht irrelevant: Denn die optimale Dämpfereinstellung ist von der Steifigkeit der Reifenkarkasse abhängig.
Spannend ist vor allem, was unter dem Werkstattboden passiert: Denn die Stempel werden unterirdisch bewegt. Dafür werden ...
... Druckkompressoren genutzt, die mit einem Öldruck von 280 bar betrieben werden. Das bedeutet: Kein Mitarbeiter darf sich dort während des Betriebs aufhalten, denn sollte ein Schlauch platzen, herrscht Lebensgefahr.
Durch die Stempel, auf denen der Porsche steht, wird jede Bodenwelle auf dem Red-Bull-Ring simuliert. Das Fahrzeug wird dabei ordentlich durchgeschüttelt.
Toksport-WRT-Pilot Tim Heinemann, der bei KW Automotive im Motorsport-Vertrieb arbeitet, lässt es sich bei seinem Fahrzeug nicht entgehen, die Simulation selbst am Laptop zu dokumentieren.
Die Kabel beim Rad sind mit dem Radbeschleunigungssensor verbunden. So wird gemessen, wie schnell sich das Rad nach oben bewegt und wie viel Bewegung am Ende noch im Chassis ankommt. Je weniger, desto besser!
Bei der Simulation ist neben Pilot Heinemann auch Thomas Rechenberg anwesend, der bei KW Automotive den Motorsportbereich leitet.
Ein Tag im Simulator dauert oft von 8:00 bis 18:00 oder 19:00 Uhr. Das Auto wird dabei rund acht Stunden lang bewegt.