Die DTM setzt 2021 auf GT3-Autos und Kundenteams. Doch wie groß ist das Interesse der 15 GT3-Hersteller, die Traditionsserie und potenzielle Teams zu unterstützen?
Audi (R8 LMS GT3): Nach dem Herstellerausstieg war Audi der erste Unterstützer der DTM, indem man Gerhard Berger früh zusicherte, den Start von vier Kundenautos zu ermöglichen. Noch sind nicht alle Details geklärt, aber mit Abt und Rosberg ...
... sind zwei Teams fix. Alle weiteren Teams müssten ihr Projekt selbst finanzieren. Die Ingolstädter wollen die DTM-Bühne auch nutzen, um Werksfahrer wie Kelvin van der Linde, aber auch Titelverteidiger Rene Rast und Nico Müller einzusetzen. Noch ist aber wegen der Formel-E-Überschneidungen nicht klar, wer tatsächlich im Auto sitzt.
Bentley (Continental GT3): Bei der zukünftigen Audi-Tochter sah es am Anfang danach aus, als würde man interessierten Teams den wuchtigen Continental gratis zur Verfügung stellen. Doch dann kam die Hiobsbotschaft: Im November verkündete man, dass das GT3-Programm nach sieben Jahren ...
... beendet wird. Die Werksfahrer wurden bereits entlassen. Hintergrund ist die Feinabstimmung mit der Marke Audi. In Zukunft wolle man im Motorsportbereich zu 100 Prozent in nachhaltige und elektrifizierte Mobilität investieren. Der Traum von einem Bentley in der DTM dürfte damit vorerst ausgeträumt sein.
Mercedes-AMG (Mercedes-AMG GT3): Die Bekanntgabe der Mercedes-Performanceschmiede, 2021 Kundenteams zu unterstützen, war für die DTM lebensnotwendig. Anfangs war man skeptisch, doch Ende 2020 kam ein entscheidender Impuls aus dem Marketing, die ...
... DTM als Bühne wegen ihrer medialen Präsenz zu nutzen. AMG plant, mehr als vier Autos zu unterstützen - neben Gruppe M sind weitere Teams geplant. Die Boliden werden gratis zur Verfügung gestellt, dazu gibt es finanzielle Unterstützung. Da die Werksfahrer in den SRO-Serien gut gebucht sind, sorgt die Pilotenfrage für Kopfzerbrechen.
Ferrari (488 GT3 Evo): Dank Red-Bull-Finanzierung sind bereits zwei Ferrari-Boliden für die DTM-Saison fix. Als Einsatzteam fungiert die Quasi-Werkstruppe AF Corse. Doch darf die DTM auf weitere Ferraris hoffen? Nur dann, wenn das Team das Budget selbst aufstellt, denn ...
... Ferrari bietet traditionell keine finanzielle Unterstützung. Auch auf Werksfahrer müssen potenzielle Teams verzichten. Und der Ferrari 488 GT3 ist deutlich teurer als andere GT3-Boliden. Keine einfache Aufgabe für potenzielle Kandidaten wie Phoenix oder Racing One.
Porsche (911 GT3 R): Die DTM kämpft mit aller Kraft darum, dass doch noch ein Team einen Porsche einsetzt, doch die Lage ist schwierig. Der aktuelle 911 GT3 R ist ausverkauft, zudem entwickelt Porsche gerade einen Nachfolger. Und selbst die Teams, die ein Auto haben, erhalten vom Werk ...
... keine finanzielle Unterstützung für die DTM, die Werksfahrer sind bereits ausgebucht. Dabei gibt es bei Porsche durchaus DTM-Befürworter. Problematisch ist aber, dass man intern gerade das aufwändige LMDh-Projekt erfolgreich beworben hat. Und während man Le Mans mit der Historie argumentieren kann, ist das bei der DTM nicht möglich.
BMW (M6 GT3 & M4 GT3): Die Münchner waren lange das Sorgenkind der neuen DTM! Man sicherte Berger zwar wie Audi die Unterstützung für vier Autos zu, durch die Umstellung des GT3-Programms vom M6 zum M4 wurde diese aber auf 2022 verschoben. Doch zuletzt gab es positive Signale aus München. Einiges deutet nun darauf hin, ...
..., dass der M6 2021 doch noch in der DTM eingesetzt werden könnte. Und nicht nur durch das Rowe-Team, das demnächst über die DTM entscheidet. Zudem sieht es danach aus, dass BMW doch Werksfahrer liefern würde. Wird auch der M4 starten? Sicher nicht bei allen Rennen, aber ein Einsatz außerhalb des Wettbewerbs ist definitiv ein Thema.
Aston Martin (Vantage AMR GT3): Kehrt Aston Martin nach dem Class-1-Intermezzo 2019 mit R-Motorsport in die DTM zurück? Sicher nicht mit den Schweizern, denn das Aus lief nicht gerade friktionsfrei. Doch bei Aston Martin, wo inzwischen Ex-AMG-Chef Tobias Moers das Zepter schwingt, ist man an der DTM durchaus interessiert. Und auch ...
... der deutsche Markt ist für die Briten von Bedeutung. Einziges Problem: Die Mittel sind begrenzt, und das Werk bietet keine finanzielle Unterstützung. Ein potenzielles Team müsste das Budget also selbst stemmen. Der letzte, der das in Deutschland versuchte, war Prosport 2019 im GT-Masters - der Support ließ zu wünschen übrig.
Lamborghini (Huracan GT3): Der Huracan ist eines der populärsten GT3-Autos, doch nach anfänglich positiven Signalen scheint bei der Audi-Tochter ein Sinneswandel zur DTM stattgefunden zu haben: Das Grasser-Team brachte kein Projekt zustande, auch bei Emil Frey scheiterte man an einer kostendeckenden Finanzierung. Dazu kommt, dass ...
... Lamborghini traditionell im Konkurrenzumfeld der SRO angesiedelt ist, wo unter anderem der Markencup Super Trofeo im Rahmenprogramm startet. Die Frage ist nun, ob von Mutter Audi der Impuls kommt, doch noch einen Lamborghini in der DTM zu ermöglichen.
McLaren (720S GT3): Wer hätte das gedacht? Gemeinsam mit Audi ist McLaren derzeit mit drei eingeschriebenen Autos die am stärksten vertretene Marke in der DTM. Wie es dazu kam? Für die Luxussportwagen-Schmiede ist der deutsche und zentraleuropäische Markt von großer Bedeutung. Nach Gesprächen zwischen Gerhard Berger und ...
... Zak Brown hat der McLaren-Boss ein potenzielles DTM-Engagement von Anfang an unterstützt. Der ursprünglich an Andrew Kirkaldy und Entwicklungspartner CRS GT Ltd. ausgelagerte GT3-Bereich wird nun wieder direkt in Woking umgesetzt. Mit Jenson Buttons Team gelang den Briten ein Marketing-Coup.
Ford (GT GT3): Viele Szenekenner trauten ihren Ohren nicht, als Gerhard Berger im Sommer Ford als einen der Kandidaten für die neue GT-Pro-DTM nannte. Denn eigentlich gibt es gar keinen Ford-GT in GT3-Hersteller-Ausführung. Die Auflösung: Der DTM-Boss hatte sich geirrt und meinte eigentlich ...
... einen Ford Mustang GT4 für die DTM-Trophy. Ein GT3-Ford-GT wurde zwar 2013 und 2015 im GT-Masters eingesetzt, dabei handelte es sich aber um eine private Ausführung durch MaTech auf GT1-Basis, die nie eine FIA-Homologation hatte. 2018 war der Bolide zum letzten Mal bei den 24 Stunden von Dubai im Einsatz. Fazit: unmöglich!
Honda (NSX GT3): Obwohl Honda und das europäische Einsatzteam JAS gerne einen NSX GT3 in der DTM sehen würden, will man für ein derartiges Projekt kein Geld locker machen. Europa ist für die Japaner im Vergleich zum Heimatland und zu den USA ein unwichtiger Markt. Das beweist auch die Tatsache, dass ...
... 2021 nur vier NSX GT3 in Europa - zwei davon übrigens durch das Fugel-Team im GT-Masters - eingesetzt werden. Von finanzieller Unterstützung kann man nur träumen, nicht einmal Werksfahrer bietet der japanische Hersteller. Dazu kommt, dass alle Entscheidungen über Japan laufen müssen, was ein Engagement nicht einfacher macht.
Callaway-Corvette (C7 GT3-R): Die privat von Ernst Wöhr, Giovanni Ciccone und Mike Gramke in Leingarten gebaute Callaway-Corvette ist ein wahrer Exot im Motorsport: Durch den Segen von General Motors erhielt man die eigentlich nur Herstellern vorbehaltene FIA-Homologation. Ist ein DTM-Start des Boliden vorstellbar? Seit 2017 ist ...
... die Truppe Stammgast im GT-Masters - und das durchaus erfolgreich. Wenn, dann müsste man also sehr kurzfristig die Fronten wechseln, weil ein Parallelengagement wegen der geringen Kapazitäten nicht umsetzbar ist. Da man autonom agiert und alles selber machen kann, würde sich ein Engagement wegen möglicher Einsparungen aber anbieten.
Nissan (GT-R NISMO GT3): Die Automobilkrise hat Nissan härter getroffen als andere Hersteller. Daher musste der Renault-Partnerkonzern noch vor Corona-Zeiten zahlreiche Jobs abbauen. Vor einem halben Jahr gab es Gerüchte, man wolle sich vom europäischen Markt überhaupt zurückziehen, das konnte ...
... dann aber doch abgewendet werden. Unter diesen Gesichtspunkten rückt ein DTM-Engagement mit dem GT-R in weite Ferne, zumal man sich Ende 2019 auch vom KCMG-Rennstall trennte und das GT3-Programm auf absolute Sparflamme stellte.
Toyota (Lexus RC F GT3): Die Entwicklung des GT3-Boliden der Toyota-Luxusmarke Lexus war eine schwierige Geburt. Vor der Einführung musste das Auto mit Unterstützung des Schweizer Emil-Frey-Teams noch einmal komplett umgebaut werden, damit es konkurrenzfähig ist. Derzeit strukturiert Toyota ...
... das Motorsportprogramm um und baut in Köln eine neue GT-Kundensport-Abteilung auf. Von DTM-Plänen ist nichts bekannt. Vieles deutet aber darauf hin, dass man voll auf Kundensport ausgerichtet ist und keine Werksunterstützung bieten würde. Und dann wird es mit der DTM schwierig.
Dodge (Viper GT3-R): Der nächste GT3-Exot - und in Deutschland wegen der Nordschleifen-Einsätze untrennbar mit Peter Zakowskis Zakspeed-Team verbunden. Das Auto wurde von Riley Technologies in North Carolina entwickelt - insgesamt wurden nur sieben Stück produziert. Wie sieht es mit einem DTM-Start aus? Der ist ...
... sehr unwahrscheinlich. Denn Zakspeed ist außerdem Mercedes-Kundenteam und würde für ein derartiges Engagement mit Sicherheit mehr Unterstützung erhalten, hat sich aber 2021 für das GT-Masters entschieden.
Cadillac (ATS-V.R GT3): Der Einsatz eines Cadillacs in der DTM darf ausgeschlossen werden. Das liegt daran, dass General Motors vom Boliden nur drei Stück bauen ließ und damit einen Hersteller-Einsatz in der US-amerikanischen Pirelli-World-Challenge durchführte. Das Programm wurde bereits Ende 2017 eingestellt.
Die DTM setzt 2021 auf GT3-Autos und Kundenteams. Doch wie groß ist das Interesse der 15 GT3-Hersteller, die Traditionsserie und potenzielle Teams zu unterstützen?