Einmalige Einblicke hinter die Kulissen des DTM-Teams Schubert: Wie man mit dem eigenen Drucker für die komplette Farbgebung der BMW-Boliden sorgt
Lackieren war gestern! Die DTM-Autos werden seit vielen Jahren aus Gewichtsgründen und weil man Schäden schneller ausbessern kann, ausschließlich foliert, also mit Klebefolie versehen. Doch wie läuft dieser Prozess ab?
Nach jedem Rennen werden die durch Berührungen beschädigten Aufkleber, wie hier bei Rene Rasts Boliden über dem rechten Hinterrad, entfernt und durch neue ersetzt. Meist wird "repariert", einmal im Jahr wird die komplette Folierung neu gemacht.
So sehen die Aufkleber bei Rene Rasts BMW aus. Das Robomarkets-Design in matten Blautönen kommt nicht nur bei den Fans gut an, sondern ist auch die teuerste Folierung der drei Schubert-Autos.
Das liegt daran, dass die komplette Folie mit einem speziellen Großformat-Drucker beim Schubert-Team ausgedruckt wird! Da Rasts Design über den größten Schwarzanteil verfügt, wird am meisten Druckerfarbe benötigt. Der matte Ton wird über ein Premium-Schutzlaminat erreicht, mit dem die glänzende Folie nach dem Ausgasen überzogen wird.
Als Basis für die Folierung dient das sogenannte "Techsheet" von BMW: Schubert muss sich bei der Beklebung streng an die Vorgaben aus München erhalten, die man vor der Saison 2024 erhalten hat.
Die fertige selbstklebende Folie liegt bereit, doch zunächst muss die alte Beklebung vom Fahrzeug entfernt werden.
Hier wird die Folie vom Fahrzeug gezogen. Durch Erhitzung lässt sich das rascher erledigen. Darunter kommt die jungfräuliche Carbonoptik der Außenhaut des BMW M4 GT3 zum Vorschein.
Damit die neue Beklebung später sitzt, wird das Fahrzeug gründlich mit Alkohol gereinigt, um Fettreste zu entfernen. Das ist gerade bei gewölbten Flächen und den Ecken wichtig, damit die Folie perfekt hält.
So sieht Rasts "nackter" M4 GT3 aus, nachdem die komplette Beklebung entfernt wurde.
Dann geht es los: Den Anfang macht das Dach des Boliden. Die hochwertige Kunststoff-Folie wird streng nach Vorgabe des "Techsheets" am richtigen Ort angebracht.
Die dehnbaren Folie wird mit einer Rakel wie beim Tapezieren von innen nach außen geglättet, damit sie keine Blasen wirft. Erst dann wird sie erhitzt. Sponsorenaufkleber folgen im zweiten Schritt.
Der Überlauf der gedruckten Folierung wird mit einem Stanley-Messer entfernt. Das ist auch am Rand der Türen notwendig, damit diese geöffnet werden können, und beim Übergang gewisser Fahrzeugteile. Zur Fixierung wird Maler-Tape verwendet.
Besonders aufwändig ist die Frontpartie des M4 GT3 mit den zwei riesigen Nieren. Hier wird die Folie mit einer Heißluftpistole auf Temperatur gebracht, damit sie elastisch ist und an die zerklüftete Front angepasst werden kann.
Im zweiten Schritt werden die Sponsorenlogos auf der Motorhaube angebracht. Dafür wird keine transparente Folie mit inkludiertem Schriftzug genutzt, weil diese beim Auftragen gezogen wird und sich dehnt. Stattdessen ist jeder Buchstabe ein einzelner Aufkleber.
Am Ende wird die komplette Folierung stark erhitzt, damit der sogenannte "Memory Effect" verschwindet. Das bedeutet, dass die Folie nach der Verklebung nicht mehr versucht, ihre ursprüngliche Form herzustellen und trotz Wölbungen der Karosserie perfekt sitzt.
Auch bei Sheldon van der Lindes Boliden gibt es einige Kampfspuren an der Front, die beseitigt werden müssen.
Wie bei Rasts Auto wird die rote Folie, die ebenfalls bei Schubert im Haus gedruckt wird, zuerst aufgetragen und dann erhitzt, damit sie sich der Form anpasst. Die BMW-Nieren werden später ausgeschnitten.
Erst im zweiten Schritt werden Sponsorenlogos angebracht. Die Shell-Logos auf der Tür sind nicht Teil der Folie, sondern werden als zusätzliche Aufkleber positioniert.
Die Hochglanz-Folie ist bei Sheldon van der Lindes M4 GT3 günstiger, weil sie mehr Weißanteil besitzt und dadurch weniger Druckerfarbe benötigt. Da sie aber über einen Farbverlauf verfügt, muss Schubert wie bei Rasts Autos selber drucken.
Bei Marco Wittmanns Schaeffler-Boliden wird hingegen eine hochwertige Hochglanz-Vollton-Folie ohne Farbverlauf genutzt. Sie kann in dieser Form am Markt erworben werden, wodurch sie kostengünstiger ist. Der Prozess ist anders als beim Rast-Auto: Zuerst wird das Auto komplett grün foliert.
Dann werden die Ränder mit einem Stanley-Messer entfernt.
In einem zusätzlichen Arbeitsschritt werden die Pfeile hinzugefügt, die bei Rasts Beklebung bereits Teil des Digitaldrucks sind.
Erst zum Schluss folgt der Schriftzug, der auch an den Rennwochenenden immer wieder neu geklebt werden muss. Das liegt daran, dass das Auspuffrohr direkt vor der Tür positioniert ist und sich die weiße Folie dadurch rasch gelb verfärbt.
So sehen die fertig folierten BMW M4 GT3 von Marco Wittmann, Rene Rast und Sheldon van der Linde aus, wenn sie nach der Generalüberholung wieder auf die Strecke gehen.
Einmalige Einblicke hinter die Kulissen des DTM-Teams Schubert: Wie man mit dem eigenen Drucker für die komplette Farbgebung der BMW-Boliden sorgt