Bernd Schneider erlebte bei Mercedes mit seinen fünf DTM-Titeln eine Karriere der Superlative, dabei benötigte der Saarländer vor allem zu Beginn einen langen Atem
Hätten Sie diese jungen Männer erkannt? Es sind die späteren DTM- und ITC-Champions Manuel Reuter (links) und Bernd Schneider (rechts), gemeinsam mit Walter Mertes. Richtig erkannt! In den Anfangsjahren der DTM ist Schneider noch nicht bei Mercedes, sondern Ford-Junior.
Von 1986 bis 1989 absolviert er insgesamt 13 DTM-Rennen, fährt neben dem Formelsport nie eine ganze Saison. Hier kämpft er 1987 gegen Harald Grohs im BMW. 1989 gelingt ihm mit Ford der Sieg bei den 24 Stunden von Spa-Francorchamps, womit er Aufsehen erregt.
1988 steigt Schneider auch in die Formel 1 ein, tritt für das deutsche Zakspeed-Team an. Doch die Truppe ist nicht konkurrenzfähig, 1989 kann er sich mit dem schwachen Yamaha-Motor meist nicht einmal qualifizieren. In 34 Rennen ist er nur neun Mal am Start - mit zwei zwölften Plätzen als Höhepunkt.
Nach der F1-Enttäuschung zieht es Schneider 1990 zu den Sportwagen. Und der Porsche 962 passt gut zu seinem aggressiven Fahrstil. Neben zwei Titeln in der Interserie gelingen mit Joest auch zwei Podestplätze in der Sportwagen-WM und der IMSA-Serie.
Zu Saisonmitte 1991 springt Schneider bei Zakspeed in der DTM für einen gewissen Michael Schumacher, der nun Formel 1 fährt, als Mercedes-Pilot ein. Nach Platz zwei in Singen wird er von AMG verpflichtet - der Beginn einer großen DTM-Karriere!
Denn schon 1992 fordert der 27-jährige Schneider (links) die Mercedes-Platzhirsche wie Klaus Ludwig und gewinnt auf der Berliner Avus sein erstes DTM-Rennen. Am Ende wird er hinter Ludwig und Markenkollege Kurt Thiim Dritter in der Meisterschaft - und rechtfertigt das Vertrauen der Mercedes-Bosse.
Bernd Schneider lässt ordentlich die Fetzen fliegen. Hier brettert er 1993 über die legendäre Nordschleife.
Die Mercedes-Speerspitzen in der DTM 1994: Roland Asch, Bernd Schneider und Meister Klaus Ludwig (von links nach rechts). Der "König" wechselt im Jahr darauf zu Opel, wodurch bei der Marke mit dem Stern eine Art Wachablöse stattfindet.
1995 wird zum Jahr des Bernd Schneider. Er setzt sich im Titelkampf gegen AMG-Teamkollege Jörg van Ommen durch und wird erstmals DTM-Champion. Er ist damit der letzte Meister der "alten" DTM.
Als Belohnung für den Titel erhält Schneider einen Formel-1-Test im McLaren-Mercedes in Jerez. Und er weiß dabei durchaus zu überzeugen, wie Anwesende berichten.
Bernd Schneider hält der DTM die Treue. Auch dann, als die Meisterschaft schon längst ITC heißt und 1996 ihr letztes Rennen bestreitet, ehe sie aufgelöst wird. Schneider ist einer der Piloten, der beim Schlussakt in Japan dabei ist.
Auch danach wird Schneider nicht langweilig: Er steigt mit Mercedes und dem brandneuen CLK GTR in die FIA-GT-Serie ein und wird im Debütjahr 1997 Meister. 1998 will er seinen Titel mit Teampartner Mark Webber verteidigen, doch der zu AMG zurückgekehrte Klaus Ludwig schnappt ihm die Krone beim Finale noch weg.
1999 wollen es Schneider und Mercedes in Le Mans wissen, doch das Wochenende wird zum Fiasko. Die Teamkollegen Webber und Peter Dumbreck überleben dramatische Unfälle, weil der CLR Unterluft bekommt und abhebt! Schneiders Auto wird auf Platz zwei liegend aus Sicherheitsgründen aus dem Rennen zurückgezogen.
Dafür kommt es 2000 zur Neugründung der DTM - und Bernd Schneider ist bei Mercedes für das Programm gesetzt. Er bestreitet die ersten Tests mit den neuen Silhouetten-Prototypen und setzt alles daran, im Premierenjahr Meister zu werden. Sein Wunsch geht in Erfüllung.
2001 gelingt dem Saarländer die erfolgreiche Titelverteidigung in der DTM. Eine Leistung, die bis dahin in der Traditionsserie vor ihm noch keinem Piloten gelungen ist. Doch an seinem Zenit ist Schneider noch nicht angekommen ...
Bernd Schneider siegt und siegt und siegt. Hier bejubelt er seinen Erfolg am Lausitzring 2003. In diesem Jahr wird er zum vierten Mal DTM-Champion.
2006 schlägt Bernd Schneider noch einmal zu. Im roten Mercedes fährt er zum fünften Titelgewinn in der DTM.
Der Jubel auf dem Podest kennt keine Grenzen: Bernd Schneider hat sich endgültig den Beinamen "Mister DTM" verdient!
Zu Ehren Bernd Schneiders wird sogar ein spezielles Meisterbier ausgeschenkt.
2008 gewinnt der Altmeister kurz nach seinem 44. Geburtstag auf dem Nürburgring sein letztes DTM-Rennen und stellt mit 43 Siegen einen Rekord für die Ewigkeit auf.
Der letzte Start: Bernd Schneiders Dienstwagen wird 2008 in Hockenheim in die Startaufstellung geschoben. Ein letztes Mal fährt er damit in die Punkte, wird Sechster. Auch danach sitzt er noch in Rennautos, aber nicht mehr für eine komplette Saison.
Dennoch bleibt Schneider ein Eckpfeiler von Mercedes-AMG: Er entwickelt mit dem SLS-Flügeltürer das erste Kundensport-Fahrzeug der Marke mit dem Stern mit und ist somit einer der Architekten der späteren GT3-Erfolge.
Damit hat er endlich die Möglichkeit, wieder auf der von ihm geliebten Nürburgring-Nordschleife Rennen zu fahren. Und Schneider tut das so, wie man es von ihm gewohnt ist: 2013 gewinnt er den Klassiker mit Black Falcon, 2016 feiert er mit der Mannschaft seinen zweiten Erfolg beim Klassiker in der Eifel (Foto).
Wer glaubt, dass Schneider längst im Ruhestand ist, der irrt: 2022 tritt er gemeinsam mit GT-Papst Stephane Ratel im von ihm mitentwickelten Mercedes-AMG GT Track Series in der GT2 European Series an (Foto), zudem ist er als AMG-Markenbotschafter DTM-Stammgast und betreut unter anderem Landgraf-Talent Tom Kalender.