Audis Zukunft in der DTM wackelt erneut: Seit 1990 haben die Ingolstädter viele Erfolge in der Meisterschaft gefeiert, aber auch Skandale geliefert.
Audi steigt im Jahr 1990 in die Deutsche Tourenwagen-Meisterschaft ein und bringt die Konkurrenz ins Schwitzen. Statt auf einen Vier-Zylinder-Motor zu setzen, bringen die Ingolstädter den Audi V8 an den Start, der deutlich mehr Leistung hat als die Konkurrenz. Außerdem nutzt Audi zum Ärger der Konkurrenten den Quattro-Allradantrieb.
Im Jahr 1990 gewinnt Hans-Joachim Stuck die DTM im Audi. Frank Biela sichert sich im Folgejahr den Titel für die vier Ringe. Die Ingolstädter sind damit die erste Marke, der eine Titelverteidigung in der Deutschen Tourenwagen-Meisterschaft gelingt. Im Jahr 1992 muss Audi jedoch einige Kilos ins Auto laden.
Die neue "verdrehte" Kurbelwelle mit 180 Grad anstatt 90 Grad Hubzapfenversatz im Audi sorgt 1992 für einen Skandal: Die Konkurrenz klagt gegen die technische Lösung und bekommt Recht. Audi zieht die sofortigen Konsequenzen und steigt zu Saisonmitte aus der DTM aus!
Im Jahr 2000 wird die DTM neu erfunden und in Deutsches Tourenwagen-Masters umbenannt. Audi ist mit dem Kundenteam von Abt indirekt dabei. Da keine Limousinen eingesetzt werden dürfen, muss der Audi TT als Basis für die DTM genutzt werden. Da dessen Dimensionen nicht den Regeln entsprechen, gibt es eine Sondergenehmigung.
Im Jahr 2001 findet Audi wieder zurück in die Erfolgsspur: Laurent Aiello aus Frankreich gewinnt in der Saison vier Rennen mit Abt, und auch Christian Abt sichert sich in Zandvoort in den Niederlanden einen Sieg.
Audi nimmt den Schwung in das Jahr 2002 mit und feiert mit Laurent Aiello den Fahrertitel. Der Franzose gewinnt acht Läufe und sichert sich sechs Punkte vor Mercedes-Fahrer Bernd Schneider den Meisterschaftssieg. In der Markenwertung muss sich Audi aber mit zwei Punkten Rückstand auf Mercedes geschlagen geben.
Mit vier Siegen sichert sich Mattias Ekström aus Schweden im Jahr 2004 mit Audi den DTM-Titel. Der DTM-Dauerbrenner setzt sich gegen Gary Paffett durch und holt für Audi den zweiten Titel seit der Neugründung im Jahr 2000. Auch in der Markenwertung setzt sich Audi gegen die Konkurrenz durch.
Im Jahr 2007 ist es wieder Ekström, der am Ende der Saison die DTM-Trophäe in die Luft strecken darf. Der Schwede holt seinen zweiten DTM-Titel und bringt Abt an die Spitze der Teamwertung. Am Ende geben drei Punkte in der Gesamtwertung den Ausschlag gegen Bruno Spengler.
Timo Scheider führt die Siegesserie von Audi im Jahr 2008 fort: Der Deutsche gewinnt für Abt drei Rennen und sichert sich vor Paul Di Resta den Titel.
Im Jahr 2009 verteidigt Scheider mit Audi und Abt seinen DTM-Titel, indem er sich gegen Garry Paffett durchsetzt. Der Deutsche schreibt damit Geschichte, denn er ist neben Bernd Schneider der einzige Pilot, der einen DTM-Titel verteidigt.
Im Jahr 2011 schlägt die Stunde von Martin Tomczyk mit dem Audi-Team Phoenix. Der Deutsche schafft es als erster DTM-Fahrer, mit einem Jahreswagen Meister zu werden. Er dominiert die Saison mit drei Rennsiegen und letztlich 20 Punkten Vorsprung in der Gesamtwertung auf seinen Markenkollegen Mattias Ekström.
2013 ist das Jahr des Mike Rockenfeller: Zwei Jahre nach seinem schweren Le-Mans-Unfall holt er mit zwei Saisonsiegen den Titel und hat in der Gesamtwertung 26 Punkte Vorsprung auf Augusto Farfus.
Danach erlebt Audi eine Durststrecke ohne Titel bis 2017. Im Jahr 2015 fallen die Ingolstädter mit einem Funkspruch von Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich negativ auf. Der Satz "Timo, schieb ihn raus!" geht in die Geschichte ein.
Doch was ist passiert? Timo Scheider wird in Spielberg von Pascal Wehrlein überholt, wodurch er sowohl den Mercedes-Titelkandidaten als auch Robert Wickens vor sich hat. In der nächsten Kurve schiebt der Audi-Pilot nach dem Funkspruch Wickens in Wehrlein hinein. Die Mercedes-Piloten fallen aus, Scheider wurde disqualifiziert.
Audi setzt sich zwar in der Hersteller-Wertung in den Jahren 2014 und 2016 gegen die Konkurrenz durch, aber für den Fahrertitel reicht es lange nicht. 2017 platzt dann endlich der Knoten: Rookie Rene Rast lässt Mattias Ekström in der Gesamtwertung knapp hinter sich und wird sensationell Meister.
Rast schafft es im Jahr 2018 nicht, seinen Titel zu verteidigen, schlägt aber in der Saison 2019 zurück. Der Deutsche gewinnt die Meisterschaft mit Audi vor Markenkollege Nico Müller und BMW-Pilot Marco Wittmann. In der Markenwertung setzen sich die Ingolstädter nach dem Mercedes-Ausstieg erfolgreich gegen BMW durch.
Mit 114 Siegen - 95 seit 2000 - in der DTM und elf Fahrertiteln ist Audi hinter Mercedes die zweitbeste Marke in der Geschichte der Serie. Die DTM-Saison 2020 wird die letzte mit Audi-Beteiligung werden. Der Konzern will sich auf die Elektromobilität und deshalb auf sein Engagement in der Formel E konzentrieren.
2020 gibt Audi zuerst den Class-1-Ausstieg bekannt, dann gelingt mit zehn Siegen in Serie und dem Gewinn aller Titel gegen BMW ein Rekordjahr. Abt-Pilot Nico Müller ist lange auf Titelkurs, wird dann aber doch noch von Rene Rast abgefangen, der im letzten Jahr als Herstellerserie zum dritten Mal Meister wird.
Auch nach dem Wechsel auf GT3-Boliden mischt Audi in der DTM im Titelkampf mit: 2021 scheitert Abt-Pilot Kelvin van der Linde beim Skandalfinale am Norisring knapp, 2022 muss sich Rene Rast BMW-Werksfahrer Sheldon van der Linde und AMG-Mann Lucas Auer geschlagen geben.