Mit 14:8 entschied Alfa Romeo in der DTM-Premierensaison 1993 das Duell gegen Mercedes für sich: Die Geschichte des ersten reinrassigen Klasse-1-Boliden.
Mercedes-Schreck aus Italien: Der bei Abarth gebaute Alfa Romeo 155 V6 TI wird 1992 als erster Fahrzeug überhaupt für das 1993 eingeführte Klasse-1-Reglement in der DTM entwickelt, das große technische Freiheiten zulässt. Die Eckdaten: Der V6-Motor mit 2,5 Liter Hubraum leistet 420 PS, der Allradantrieb ermöglicht eine perfekte Traktion.
Rallye-Know-how: Beim im Tourenwagensport ungewöhnlichen Allradantrieb nutzt Alfa Romeo die Erfahrungen mit dem Delta Integrale aus dem Rallye-Werksprojekt von Konzernschwester Lancia. Kein Wunder, denn Chassisleiter Sergio Limone ist an beiden Projekten federführend beteiligt.
Blick unter die Haube: Der V6-Saugmotor muss im Gegensatz zum Serienfahrzeug längs eingebaut werden, damit das Auto mit einem Allradantrieb ausgestattet werden kann.
Kraftprotz: Die Motorenabteilung in Mailand nutzt die maximal erlaubten sechs Zylinder aus, während der Mercedes nur vier Zylinder hat. Das 2,5-Liter Triebwerk, das nur 110 Kilo wiegt, erreicht bei einem Winkel von 60 Grad rund 12.000 Touren - und sorgt für einen tollen Sound. Mercedes hat das Nachsehen. 35 Motoren Mailand entwickelt
Lärmtrick: Es gibt aber eine Schattenseite, denn der Motor ist zu laut, weshalb man die vom Regelwerk erlaubte Dezibelgrenze überschreitet. Die Alfa-Techniker setzen auf einen Trick: Weil das Mikrofon bei der Überprüfung waagrecht auf Höhe des Auspuffs angebracht ist, biegt man diesen nach oben und erfüllt die Vorgaben.
Windkanal-Entwicklung: Obwohl der Alfa Romeo 155 V6 TI höher ist als der Bolide von Mercedes und dadurch mehr Luftwiderstand verursacht, funktioniert die im Windkanal mit Hilfe von Modellen erarbeitete Aerodynamik.
Toppiloten am Steuer: Der Formel-1-erfahrene Italiener Nicola Larini, der 1992 die italienische Tourenwagenmeisterschaft souverän für sich entscheidet, führt als Fahrer den DTM-Werkseinsatz an. Teamkollegen wird Ex-F1-Kollege Alessandro Nannini. Im Schübel-Alfa sitzen Christian Danner und Giorgio Francia.
Simples Cockpit: Der Arbeitsplatz von Larini, der 1993 den Titel holt, sieht im Vergleich zu neueren DTM-Autos simpel aus. Das Lenkrad kommt abgesehen vom Boxenfunk ohne Knöpfe aus, statt Schaltwippen gibt es eine H-Schaltung.
Bordkontrolle: Einige Verstellmöglichkeiten gibt es dann doch in einer links vom Lenkrad positionierten Elektronikbox. Damit kann Larini Scheibenwischer, Scheinwerfer, Lüftung und Rückwärtsgang aktivieren. Zudem gibt es einen Hauptschalter.
Dominanz gegen Mercedes: All das reicht, um Mercedes 1993 in der DTM das Fürchten zu Lehren, denn Larini siegt bei elf von 22 Läufen und holt den Titel vier Rennen vor Schluss.
Rückkehr an den ehemaligen Arbeitsplatz: Bei einem Event im Alfa-Romeo-Museum in Arese vor den Toren Mailands fühlt sich Larini zum 30-Jahr-Jubiläum seines Titels sichtlich wohl im Erfolgsauto des Jahre 1993.