Im zweiten Jahr nach GT3-Reglement war in der DTM einiges los: 'Motorsport-Total.com' lässt die Saison 2022 Revue passieren
Die DTM-Saison 2022 endet mit Sheldon van der Linde als Meister, aber bis dahin ist an acht Rennwochenenden viel passiert. 'Motorsport-Total.com' blickt zurück auf die größten Storys im zweiten GT3-Jahr.
Ein großer Name gibt sich in Portimao die Ehre: Sebastien Loeb pilotiert einen der beiden AF-Corse-Ferrari. Die Rallye-Legende, die für Nick Cassidy einspringt, schlägt sich beachtlich. In den Qualifyings fehlen ihm nur 0,8 und 1,2 Sekunden auf die Pole. In den Rennen beweist er Weitsicht und bringt das Auto auf P16 und P18 ins Ziel.
Auch Mirko Bortolotti glänzt beim Auftakt. Mit zwei dritten Plätzen im Gepäck verlässt er Portugal als Gesamtführender. Einen Erfolg gleich im ersten Rennen verhindert die Technik: Motorenaussetzer bei einem Restart sorgten dafür, dass Bortolotti Plätze verlor. Es sollte für den Lambo-Piloten ein Jahr ohne Sieg bleiben.
Totale Dominanz in der Lausitz: Sheldon van der Linde diktiert das Geschehen am zweiten Rennwochenende nach Belieben, gewinnt beide Läufe und holt 56 von 58 möglichen Punkten. Es ist ein historisches Wochenende für Schubert, denn parallel gelingt auch beim ADAC GT Masters in Spielberg der Doppelschlag.
In der Lausitz sorgt Felipe Fraga unfreiwillig für eines der Bilder des Jahres. Im Sonntagsqualifying fackelt sein AF-Corse-Ferrari vor den Augen der Öffentlichkeit ab. Am Rennen kann der Brasilianer nicht mehr teilnehmen. Sinnbildlich für ein Jahr, in dem Fraga zwar ein Rennen gewinnt, aber ansonsten viel Pech hat.
Der Ausstieg von Nicki Thiim vor dem Imola-Event ist der Anfang vom Ende für T3 Motorsport. Anschließend sagt das Team auch Starts am Norisring und am Nürburgring ab. Im September schreibt man erneut Negativschlagzeilen: Teammitglieder reichen einen Strafantrag ein, weil sie noch auf Gehaltszahlungen warten.
Noch ein prominenter Gaststarter: Timo Glock gibt in Imola ein Comeback und hegt anschließend Ambitionen auf eine Rückkehr in Vollzeit für 2023. Dazu kommt es zumindest in Diensten von BMW nicht: Der Münchner Autobauer trennte sich Ende des Jahres unsanft von Glock.
Rene Rast krönt sein Comeback in der DTM mit einem Sieg in Imola. Es sollte sein einziger Saisonerfolg bleiben. Der Abt-Audi-Pilot, einst GT3-Spezialist, hat kaum Anlaufschwierigkeiten nach Jahren im Class-1-Boliden und in der Formel E. Sechs Podiumsplätze helfen Rast dabei, bis zum Schluss im Titelkampf zu bleiben.
Es macht ordentlich Rumms im Samstagsrennen am Norisring: Nach vielen Unfällen und Kollisionen, die sich auf einen Schadenswert in Millionenhöhe aufsummieren, kommen nur elf von 27 Fahrern ins Ziel. Die anschließende Standpauke der Offiziellen hilft: Die 24 übrig gebliebenen Piloten verhalten sich in Lauf 2 äußerst diszipliniert.
Lauf 1 in Nürnberg schreibt aber auch eine positive Geschichte: Thomas Preining holt den ersten Sieg für Porsche in der DTM. Der Österreicher mausert sich zu einer der Entdeckungen des Jahres. Ein weiterer Erfolg in Spielberg und zwei Mal P3 in Spa, inklusive Mega-Drift in Eau Rouge, halten ihn bis zum vorletzten Rennen im Titelkampf.
Auch neben der Strecke ist am Norisring was los: Die Klima-Aktivisten von Extinction Rebellion haben sich am Sonntag unweit der Strecke für eine Kundgebung versammelt. Ihr Ziel ist es, das Rennsport-Event mitten in Nürnberg künftig nicht mehr auszutragen. Der ausrichtende MCN visiert CO2-Neutralität für den Norisring im Jahr 2025 an.
Paukenschlag in der Sommerpause: Rene Rast und Audi gehen ab 2023 getrennte Wege! Der dreifache DTM-Champion wird im kommenden Jahr für BMW an den Start gehen - sein Programm steht allerdings noch nicht fest. Parallel bestreitet er die Formel-E-Saison 2022/23 für die Neueinsteiger von McLaren.
Denkwürdiger Samstag am Nürburgring: Wegen dichten Nebels steht das Rennen lange auf der Kippe, nach fast vier Stunden Wartezeit kann es doch noch gestartet werden. Es sollte ein Kracher werden, in dem Sheldon van der Linde vor Bruder Kelvin gewinnt. Historisch: Einen Bruder-Doppelsieg gab es zuvor noch nie in der DTM-Geschichte.
Nach einigen Kollisionen nimmt rund um das Nürburgring-Event auch die Debatte um die Driving-Standards Fahrt auf. In die Kritik gerät vor allem Mirko Bortolotti, der in der Eifel mit Felipe Fraga und Kelvin van der Linde kollidiert. Renndirektor Scot Elkins reagiert und führt ab Spa eine Abstandsregel in Zweikämpfen ein.
Abschied, die Zweite: Auch Nico Müller verlässt Audi Sport zum Jahresende. Den zweifachen DTM-Vizemeister zieht es in den Prototypen-Sport; im September gibt Peugeot die Verpflichtung Müllers für das Hypercar-Programm bekannt. Der erste Einsatz erfolgt noch 2022: Bei den 8h von Bahrain ersetzt Müller den zurückgetretenen James Rossiter.
Vom Teamkollegen entzaubert, von Fortuna und der Technik oft im Stich gelassen: Laurens Vanthoor erlebt 2022 ein Jahr mit Pleiten, Pech und Pannen. Passenderweise endet das Jahr vorzeitig für den Porsche-Piloten. SSR Performance trennt sich nach dem Spielberg-Event von ihm. Beim Finale in Hockenheim sitzt Christian Engelhart in der #92.
Hockenheim erlebt im Samstagsrennen einen großen Schreckmoment: Nach einem Restart kommt es zu zwei Crashs. In den schwereren der beiden Unfälle ist Dennis Olsen verwickelt, dessen Porsche-Motor gegen die Fahrertür von Nick Cassidy fliegt! Danach wird die Kritik an den spektakulären Indy-Restarts wieder laut.
Vor dem Finalwochenende im Motodrom haben noch zehn Fahrer theoretische Chancen auf den Titelgewinn, auch das ist historisch! Das Rennen macht Sheldon van der Linde mit P2 in Lauf 1 und P3 in Lauf 2. Vor dem Finallauf reduzierte sich die Zahl der Konkurrenten bereits auf zwei, nämlich: Lucas Auer und Rene Rast.
Angesichts des spannenden Titelkampfs ging es in Hockenheim fast unter: Maximilian Buhk beendet mit 29 Jahren seine Karriere im Motorsport. Der Mercedes-Pilot blickt vor allem auf eine erfolgreiche Zeit in der Blancpain-GT zurück. In der DTM gelang ihm zudem der erste Podestplatz überhaupt für die Steer-by-Wire-Technologie Space-Drive.
In der Winterpause bleibt es hinter den Kulissen hochspannend: Gerhard Berger löst die Dachorganisation ITR auf und verkauft die Markenrechte an der DTM an den ADAC. Der macht die Serie zur Spitze seiner neustrukturierten Plattform. Das ADAC GT Masters bleibt entgegen ursprünglicher Pläne wohl doch in seiner früheren Form bestehen.