• 07.01.2013 12:43

Vom Schneekönig zum Wüstenfuchs

Ex-Skispringer Adam Malysz geht nach dem Karriereende seiner neuen Leidenschaft nach und nimmt zum zweiten Mal an der Dakar in Südamerika teil

(Motorsport-Total.com/SID) - Adam Malysz war bestens informiert. In Perus Hauptstadt Lima, wo auch weit nach Weihnachten Palmen mit Lichterketten in kitschiger Rentier-Form geschmückt sind, verfolgte der frühere Skispringer das Geschehen bei der 61. Vierschanzentournee im fernen Europa. "Schlierenzauer vor Kamil Stoch. Das war sehr gut für Polen", sagt Malysz und kann sich dabei ein Lachen nicht verkneifen. Im Internet hatte Malysz das dritte Springen in Innsbruck am Freitag verfolgt.

Titel-Bild zur News: Adam Malysz

Neues Terrain: Für Malysz ist das Arbeitsklima 30 Grad Celsius wärmer Zoom

Für den Abschluss der Wintersport-Veranstaltung in Bischofshofen am Sonntag hatte der viermalige Weltmeister dagegen keine Zeit mehr. Während sich Gregor Schlierenzauer den Gesamtsieg sicherte, kämpfte sich der einstige polnische Schneekönig bei der Rallye Dakar durch den Wüstensand Südamerikas: "Es ist schon ein großer Unterschied, aber beim Skispringen habe ich es mir auch immer etwas wärmer gewünscht."

Top-20-Platzierung ist das Ziel

"Der Wechsel von Schnee auf Sand ist kein Problem", erklärt Malysz, der das 8574 km lange Abenteuer in einem Toyota Hilux wagt. Im Vorfeld des zweiwöchigen Rennens, das Mensch und Material auf eine enorme Belastungsprobe stellt, hatte Malysz ganz andere Herausforderungen zu bestehen. "Für meine Familie war das schwierig. Die Meinung war: Nach dem Skispringen bist du zu Hause. Jetzt, genau in diesem Moment, hätte ich die Möglichkeit, zu Hause im Sessel zu sitzen", so Malysz.

Der in Polen als Superstar viermalige Vierschanzentournee-Sieger fügt nach einer kurzen Pause an: "Aber das ist nichts für Sportler." Noch immer hat der schmächtige Malysz nichts von seinem Ehrgeiz verloren, der ihn einst zu einem der besten Skispringer der Geschichte werden ließ. Nachdem der 35-Jährige bei seiner Dakar-Premiere im Vorjahr vor allem ins Ziel kommen wollte, hat Malysz 2013 bereits eine Top-20-Platzierung ausgerufen. "Sicher habe ich keine Chance, mit den Besten mitzuhalten", räumt er ein.

Beifahrer als Trainer

"Aber wir fahren in einem viel besseren Auto, ich will immer gute Ergebnisse einfahren", gibt sich Malysz selbstbewusst: "Der Erfolg fliegt dir nicht einfach zu. Es braucht Zeit, ich bin ein neuer Mann in diesem Sport." Nach dem ersten Wochenende lag Malysz mit rund 40 Minuten Rückstand auf Titelverteidiger Stephane Peterhansel auf Platz 23. An seiner Seite weiß Malysz seinen Beifahrer Rafal Morton. "Er ist mein Trainer, macht sehr viel für mich", sagt Malysz, der im März 2011 in Zakopane sein Abschiedsspringen zelebriert hatte.

Sein Interesse für die alte Leidenschaft hat er nicht verloren. "Die Deutschen sind sehr stark in diesem Jahr. Die ersten Wettkämpfe waren sehr gut. Meiner Meinung nach zählt die deutsche Mannschaft zu den drei besten der Welt", sagte Malysz, der besonders den Werdegang seines früheren Rivalen Martin Schmitt verfolgt. "Für ihn ist das ganz schwierig: "Er hatte zuletzt eine Krise, er ist für diesen Sport nicht mehr der Jüngste. Aber er ist Sportler, kämpft immer weiter." So wie Malysz in der Wüste.


Fotos: Dakar 2013