Der GT3 ist der sportlichste Porsche 911 und ein perfektes Auto für Trackdays: Wir blicken auf 20 Jahre Geschichte zurück
Kinder, wie die Zeit vergeht! 20 Jahre soll das schon wieder her sein? Aber ja, es stimmt: Auf dem Genfer Autosalon 1999 zog Porsche die Hüllen vom allerersten . Damals waren das noch dunkle 996-Zeiten.
Auf dem Genfer Autosalon im März 1999 stellte Porsche den ersten 911 GT3 vor. Er galt als geistiger Erbe des Carrera 2.7 RS aus den 1970ern. Damals wie heute top: Die Literleistung von 100 PS. Der erstmals in einem Sportmodell wassergekühlte 3,6-Liter-Sauger brachte es auf 360 PS und 370 Nm, drehte maximal 7.800 U/min. Der Grundpreis des ersten GT3 betrug 179.500 D-Mark. 1.868 Exemplare wurden verkauft.
Auf dem Genfer Salon 1999 zeigte man auch die Rennversion namens GT3 Cup, obwohl die schon etwas länger in Betrieb war. Das Auto hatte die gleiche Leistung, wog aber lediglich gut 1.140 Kilo. Der Sprint auf 100 km/h dauerte knapp 4 Sekunden.
Walter Röhrl ( hier mit einem 996 Turbo und einem 996 GT3) hatte großen Anteil an der Entwicklung des GT3. Zusammen mit Renningenieur Roland Kussmaul und der Rennsportabteilung in Weissach erdachte der Rallye-Weltmeister das Auto. Und er setzte auch gleich die erste Duftmarke. Röhrl fuhr den 996 GT3 in 7:56 Minuten über die Nordschleife. Damit blieb erstmals ein Serienauto unter der 8-Minuten-Marke.
Im April 2003 kam der 996.2 GT3 auf den Markt. Äußere Erkennungszeichen waren neue Scheinwerfer, neue Felgen sowie ein geänderter Heckspoiler. Mit 1.380 Kilo war er 30 Kilo schwerer. Sein 3,6-Liter-Boxer brachte es nun auf 381 PS und 385 Nm, drehte bis 8.200 Touren. Von 0-100 km/h ging es in 4,5 Sekunden, maximal waren 306 km/h drin. Erstmals war auch eine Carbon-Keramikbremse lieferbar, welche die ungefederten Massen um 18 Kilo reduzierte. Der bis 2005 gebaute 996.2 war ab 102.112 Euro zu haben.
Auf dem Genfer Autosalon 2006 debütierte der 997 GT3. Sein komplett überarbeiteter 3,6-Liter-Motor brachte es nun auf 415 PS bei 7.600 U/min und 405 Nm. Der Spurt von 0-100 km/h dauerte 4,3 Sekunden, maximal waren 310 Sachen drin. Erstmals gab es im GT3 ein Adaptivfahrwerk. Die Bremsen maßen rundum 350 mm und serienmäßig wurden Michelin Pilot Sport Cup Sportreifen aufgezogen. Dank neuem Bugteil mit Spoilerlippe und dem neuen Heckflügel entwickelte das Auto quasi keinen Auftrieb mehr. Der Grundpreis bei Markteinführung lag bei 108.083 Euro.
Von 2009 bis 2011 bot Porsche die vierte GT3-Generation auf Basis des 997 Facelift an. Der Hubraum wuchs von 3,6 auf 3,8 Liter, die Leistung stieg auf 435 PS und 430 Nm. Maximal drehte der 997.2 nun 8.500 Touren. Der zweistufige Heckflügel wurde durch einen einteiligen ersetzt. Zentralverschlußräder waren nun serienmäßig. Von 0-100 km/h ging das Auto in 4,1 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit lag bei 312 km/h. Grundpreis: 116.947 Euro.
Mit dem 2013 enthüllten 991.1 GT3 schockte man die Fans, da es erstmals kein Schaltgetriebe mehr gab. Einzige Option war ein 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe. Die Leistung des 3,8-Liter-Saugers stieg auf 475 PS und 440 Nm. Von 0-100 km/h ging es nun in 3,5 Sekunden, der Topspeed stieg auf 315 km/h. Erstmals war auch eine Hinterachslenkung verfügbar (serienmäßig). Traurige Berühmtheit erlangte der 991.1 GT3 des Modelljahres 2013, weil zwei Fahrzeuge aufgrund eines Teile-Fehlers im Motor in Brand gerieten. Anschließend gab es eine Rückrufaktion. Das Auto riß als erster GT3 die 1.400-Kilo-Marke (1.430 kg) und kostete 137.303 Euro.
Mit dem 2017 präsentierten 991.2 GT3 machte man einen gewaltigen Satz nach vorne. Ein neu entwickelter 4,0-Liter-Saugmotor lieferte 500 PS und drehte 9.000 Touren. Außerdem reagierte man auf die Kritik der Fans und brachte als Option den Handschalter zurück. Das neue Auto beschleunigt in 3,4 Sekunden von 0-100 km/h und schafft 318 km/h Spitze. Auch die Nordschleifenzeit von 7:12 Minuten ist atemberaubend. Der aktuelle GT3 wurde so gekonnt abgestimmt, dass Tests in Fachzeitschriften den GT3 RS kritisierten, weil er sich kaum noch vom GT3 absetzen könne. Der GT3 in Bestform. Und mit 152.416 Euro auch preislich ganz oben angekommen. Aber es wird weitergehen. Und wohl wieder ein bisschen extremer und schneller werden. 2020 kommt der 992.1 GT3 auf den Markt. Wieder mit Saugmotor (vermutlich 510-520 PS stark) und Handschalter.
Zwischen diesen beiden Autos liegen acht Jahre. Der 997 GT3 wurde vom Porsche-Marketing als "die reine Lehre" angepriesen, was man wohl auch heute noch unterschreiben kann. Der 4,0-Liter-Sauger im 991.2 GT3 ist wohl eines der ganz großen Motoren-Erlebnisse der Autogeschichte. Das mechanische Schreien, wenn es auf die 9.000 Touren zugeht, ist nur schwer in Worte zu fassen. Ein extrem intensives Erlebnis.
Wer denkt, dass er für halbwegs vernünftiges Geld an einen gebrauchten GT3 rankommt, wird schnell eines Besseren belehrt. Ein 996 wechselt kaum unter 70.000 Euro den Besitzer. Wer einen 997.2 wie hier im Bild möchte, dürfte unter 95.000 Euro kaum etwas finden.
Der Erste und der (vorerst) Letzte. Diese beiden GT3 trennen 18 Jahre, 140 PS, 80 Kilo (996.1: 1.350 Kilo, 991.2: 1.430 Kilo) und 44 Sekunden auf der Nordschleife.
In den 18 Jahren ist die Felgengröße um zwei Zoll auf 20 Zoll angestiegen. Außerdem ist das Auto gut 13 cm länger und neun cm breiter geworden. Die Flügelausmaße haben sich aber nur geringfügig geändert ...
Apropos: Was für eine herrliche Flügelstudie. Beim 996 steht der Hubraum leider noch nicht drauf, sonst hätte man auch hier perfekt die Evolution des GT3 nachempfinden können.
Drei Generationen GT3 Facelift dürfte man auf der Straße auch nicht allzu oft zusammen sehen. Auf der Nordschleife ist dieses Bild aber gar keine so große Seltenheit.
Natürlich feierte und feiert der GT3 auch im Rennsport große Erfolge.
Neben unzähligen Klassensiegen fuhr der GT3 bei den großen Langstreckenrennen zahlreiche Gesamtsiege ein. So gewann er unter anderem bei den 24 Stunden von Spa, den 24 Stunden von Daytona und natürlich bei den 24 Stunden am Nürburgring, die er seit dem Jahr 2000 sieben Mal gewinnen konnte.
Der GT3 ist der sportlichste Porsche 911 und ein perfektes Auto für Trackdays: Wir blicken auf 20 Jahre Geschichte zurück