WEC 2026: Hypercar-Erfolgsballast, Zusatz-Joker und Hybrid-Zwang
Das Reglement für die WEC 2026 hält einige Überraschungen parat - Erfolgsballast kommt, langsame Hypercars dürfen nachbessern, ERS-Pflicht für alle neuen LMH
(Motorsport-Total.com) - Nach der jüngsten Sitzung des FIA-Motorsport-Weltrats wurde ein erster Entwurf des Reglements für die Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC) veröffentlicht, der einige weitreichende Änderungen für die Hypercar-Klasse beinhaltet: Erstmals seit der späten LMP1-Zeit wird wieder Erfolgsballast in der Topklasse vergeben. (Wie hier von uns als Möglichkeit schon diskutiert)
© Alexander Trienitz
Der Erfolgsballast wird erstmals bei Hypercars eingeführt, aber nicht in Le Mans Zoom
Der Erfolgsballast wird in der Hypercar-Klasse ab 2026 so verteilt, wie es in der LMGT3 und deren Vorgänger LMGTE Am bereits seit Jahren gehandhabt wird. In Le Mans wird auf ihn verzichtet. Der Ballast ergänzt die Balance of Performance (BoP), die sich im Laufe der Saison 2025 in der Hypercar-Klasse als wenig effektiv erwiesen hat.
Artikel 6.2.2 des Reglementsentwurfs sagt: "Der Erfolgsballast kann für Hypercars und LMGT3-Fahrzeuge verhängt werden, die in der Meisterschaft eingeschrieben sind. Er gilt für alle Wettbewerbe mit Ausnahme der 24 Stunden von Le Mans. Das Berechnungssystem wird vom WEC-Komitee vor der ersten gezeiteten Session des Prologs festgelegt."
"Dieser Ballast wird unter Berücksichtigung der erzielten Rundenzeit nach Ermessen der ACO/FIA in Masse und/oder Leistung umgewandelt und in der BoP-Tabelle bekannt gegeben, die vom WEC-Komitee vor jedem Wettbewerb versandt wird."
Der Erfolgsballast ergänzt die Balance of Performance und ist damit ein Eingeständnis, dass die BoP keine Chancengleichheit herstellen kann. Zwar gelang es, die Hypercars zumindest in der zweiten Saisonhälfte über eine Runde in ein sehr ähnliches Fenster zu bringen, aber im Rennen taten sich zum Teil riesige Unterschiede auf.
Wer zu langsam ist, darf zusätzlich nachbessern
Damit nicht genug: FIA und ACO erlauben im Falle mangelnder Konkurrenzfähigkeit künftig den Einsatz zusätzlicher Evo-Joker für Hypercars. "Zusätzliche Evolutions-Updates (Evo-Joker) können gestattet werden, sollte sich ein signifikanter Performance-Nachteil zeigen, was vom Veranstalter bestimmt wird."
Einen solchen Nachteil hatten in der Vergangenheit die Hypercars von Glickenhaus, Vanwall und auch Lamborghini. Über diese zusätzlichen Joker sollen langfristig also alle Hypercars aneinander angeglichen werden können, selbst wenn alle Entwicklungs-Joker aufgebraucht sind.
In eine solche Falle rannte der ACO bei der noch immer aktuellen LMP2-Generation, in der alle Hersteller von Oreca übertrumpft wurden und nur ein Update nachschieben konnten. Doch auch diese Upgrades reichten nicht aus, um den Oreca 07 einzuholen.
Bislang ist unklar, ob die Zusatz-Joker erst verwendet werden dürfen, wenn alle konventionellen Joker (fünf bis 2027 plus zwei bis 2029), oder auch vorher schon vergeben werden können, ohne dass das konventionelle Joker-Konto belastet wird.
Neues BoP-Prozedere angekündigt
Nicht im Reglement, wohl aber in einem Interview mit Endurance24 kündigt ACO-Präsident Pierre Fillon einen "komplett überarbeiteten BoP-Prozess" an und gibt dabei offen zu, dass das System 2025 nicht funktioniert habe.
Bei der Überarbeitung des BoP-Prozesses, werden ACO, IMSA und FIA zusammenarbeiten. Es müssen zwei Probleme gelöst werden: Erstens war das BoP-Schema 2025 nicht gänzlich falsch, aber die Anfangswerte lagen so daneben, dass es bis Sao Paulo dauerte, dass der Ferrari 499P eingefangen werden konnte.
Ein zweites Problem betrifft die manuell erstellte BoP für die 24 Stunden von Le Mans, wo Ferrari die Konkurrenz und das BoP-System gleichermaßen nach allen Regeln der Kunst 2025 vorführte. Bis heute ist unklar, wie Ferrari sich einen solchen Wettbewerbsvorteil ergattern konnte. Theorien reichen von flexiblen Teilen über Diffusor Stalling bis hin zu einem Austricksen der Drehmomentsensoren.
Fillon verspricht für 2026 ein simpleres BoP-System. Auf eine gänzliche Abschaffung der BoP, wie sie etwa Ferrari fordert, konnten sich die Hersteller bei einem Meeting im September nicht einigen. Dennoch könnte der Weg über zusätzliche Evo-Joker in Kombination mit Erfolgsballast langfristig dazu führen, dass die BoP irgendwann überflüssig wird. Das zumindest dürfte die Hoffnung der Beteiligten bezüglich der neuen Regeln sein.
Hybrid bei allen neuen Autos jetzt ein Muss
Eine signifikante Änderung findet sich außerdem in Artikel 5.3: "Ein ERS ist optional, aber bei allen ab 2026 homologierten Fahrzeugen vorgeschrieben." Wer also jetzt noch ein Le-Mans-Hypercar (LMH) konstruiert, kommt um den Hybridantrieb nicht herum. Bei LMDh-Fahrzeugen ist das ERS ohnehin obligatorisch.
Das bedeutet, dass für die bisherigen Hypercars Bestandsschutz gilt, unter anderem für den Aston Martin Valkyrie, der ohne Hybridsystem fährt. Stand jetzt wäre er das letzte Fahrzeug, das bei den 24 Stunden von Le Mans in der höchsten Klasse ohne Hybridantrieb antritt.
Auch der Glickenhaus 007 und der Vanwall Vandervell 680 dürften weiterhin ohne Hybrid antreten, sollten sie zurückkehren wollen, weil diese Fahrzeuge vor 2026 homologiert wurden. Eine Neuhomologation, wie sie einmal von Vanwall mit neuem Motor angestrebt wurde, würde hingegen einen Hybridantrieb erfordern.
Es gibt auch eine formelle Änderung für Hypercar-Teams: Zusätzlich zu der 2025 eingeführten Vorschrift, dass zwei Fahrzeuge eines Typs bei allen Rennen einzusetzen sind, müssen diese nun auch noch unter demselben Bewerber gemeldet sein.
Das bedeutet, dass zwei Fahrzeuge vom selben Team eingesetzt werden müssen. Werkseinsätze können also nicht auf zwei Teams mit je einem Fahrzeug aufgeteilt werden.
Mehr Reifen für LMGT3
In der LMGT3-Kategorie gibt es ab 2026 mehr Goodyear-Reifen pro Rennwochenende. Das beschränkt sich auf Trockenreifen, denn bei Regenreifen gibt es keine Begrenzung. Faktisch entfällt in den Rennen nun die Pflicht zu Doppelstints. Die Zuteilung erhöht sich wie folgt:
- 16 statt 12 Reifen für die Freien Trainings
- 24 statt 18 Reifen für 6-Stunden-Rennen
- 32 statt 26 Reifen für 8-Stunden-Rennen
- 40 statt 32 Reifen für 10-Stunden-Rennen
Wie gehabt ist ein Vorheizen verboten und die im Jahr 2025 in Kraft getretenen Regeln mit bestimmten Aufbewahrungsbereichen außerhalb von Sonnenlicht und Abwärme gelten auch weiterhin.
Die WEC-Saison 2026 startet am 28. März 2026 mit den 1.812 Kilometern von Katar.

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