Probleme mit Hochvoltsystem: Wurde mittlerweile eine Lösung gefunden?

Probleme mit dem Hochvoltsystem der LMDh-Boliden sorgten bei den 24h Daytona für Sorgenfalten bei den Verantwortlichen - Wie ist der aktuelle Stand der Dinge?

(Motorsport-Total.com) - Kurz vor dem Start der 24h Daytona 2025 machte sich Unsicherheit im Fahrerlager breit: Probleme mit dem Hochvoltsystem des einheitlichen LMDh-Hybridsystems sorgten vor allem bei Porsche und BMW für Sorgen. Sowohl beim Vortest "Roar before the 24" als auch in den Sessions vor dem Rennen war es zu mehreren Defekten gekommen.

Titel-Bild zur News: War der Porsche-Sieg in Daytona "einfach nur Glück" oder sind die Probleme gelöst?

War der Porsche-Sieg in Daytona "einfach nur Glück" oder sind die Probleme gelöst? Zoom

Porsche war gleich mehrfach betroffen und der RLL-BMW #25 (Wittmann/S. van der Linde/Frijns/Rast) blieb während des Qualifyings wegen eines Defekts am Hochvoltsystems einfach stehen. "Ich hoffe, das entwickelt sich nicht zu einer Pandemie", äußerte Urs Kuratle, Projektleiter für das LMDh-Programm bei Porsche Motorsport, seine Bedenken.

Die Sorgen blieben unbegründet, denn im Rennen sollten sich die Defekte nicht wiederholen. Die Problematik im Hochvoltsystem, das aus der von Bosch Motorsport gelieferten Motor-Generator-Einheit (MGU) und einer Batterie von Fortescue Zero (ehemals Williams Advanced Engineering) besteht, ist aber noch immer nicht vollständig geklärt.

Porsche-Sieg "einfach nur Glück"?

Die betroffenen Teams, vor allem Porsche Penske Motorsport, arbeiten mit den Zulieferern zusammen, um die Ursachen der Probleme zu identifizieren - bislang ohne endgültige Erkenntnisse! Jonathan Diuguid, leitender Direktor bei Penkse, berichtet, dass das Team in Daytona insgesamt sechsmal die Komponenten des Energiespeichersystems (ESS) tauschen musste.

"Wir wählten einige Komponenten aus, die bereits im Auto verbaut waren und deren Laufleistung noch in Ordnung war", erklärt Kuratle. "Es handelte sich um Komponenten rund um das ESS: Wir hatten einige Ersatzkomponenten, und Fortescue Zero [der Batterielieferant] war vor Ort, und Bosch Motorsport [Hersteller der Motor-Generator-Einheit MGU] hatte einige Ersatzteile."

Porsche hat in Daytona mehrfach die Komponenten des Energiespeichersystems gewechselt

Porsche hat mehrfach die Komponenten des Energiespeichersystems gewechselt Zoom

Durch die Rückkehr zu zuvor verwendeten und bewährten Bauteilen sowie Anpassungen in den Betriebsabläufen konnten die Probleme vor dem Rennen weitgehend behoben werden. Diuguid gibt allerdings zu, dass Penske nicht sicher sein könne, ob das problemlose Rennen mit dem zweiten Daytona-Sieg in Folge das Ergebnis der vorgenommenen Änderungen oder "einfach nur Glück" war.

Kuratle erklärt, dass "noch analysiert werden muss, was beim Roar und in den Trainingssitzungen passiert" ist. Die Zusammenarbeit zwischen den Herstellern und den Zulieferern der Komponenten habe bislang allerdings gut funktioniert. "Alle kamen in einen Raum und warfen ihre Ideen auf den Tisch", verrät Diguid.

Bosch weist Verantwortung zurück

Aufgrund der langen Versandwege von Amerika nach Deutschland seien die ausführlichen Analysen zwar gerade erst angelaufen, aber "aktuell können wir schon sagen, dass wir bei uns zumindest im System, für den Teil, den wir verantworten, nichts haben", bestätigte ein Verantwortlicher von Bosch Motorsport gegenüber Motorsport-Total.com. "Wir haben auch keine Auffälligkeit und wir können den Fehler bei uns ausschließen."

Der Zulieferer aus Deutschland, der bei den Rennen immer ein Vor-Ort-Team dabei hat, das sich solche Dinge anschaut, war "natürlich sofort zur Stelle, als die Probleme in den Tests aufkamen." Zwar gäbe es "immer mal Kleinigkeiten", die nun "mit in die Mühlen geraten" seien, doch mit den großen Problemen in Daytona habe Bosch nicht direkt zu tun gehabt.

Die Zulieferer beteiligen sich intensiv an der Aufklärung

Zulieferer, hier Bosch und Fortescue Zero, beteiligen sich an der Aufklärung Zoom

Dennoch sei man in Abstimmung mit den Veranstaltern und Fortescue Zero zu dem Schluss gekommen, den Teams zu empfehlen, auf bereits bewährte Komponenten zurückzugreifen, um das Risiko weiter zu reduzieren - obwohl es über den Winter keine großen Änderungen am Hochvoltsystem gegeben habe.

Hochvoltsorgen eher ein Porsche-Problem?

Auf technischer Seite wurde nichts verändert. Man habe einfach sichergestellt, dass alle Teile, die zeitlich im Zusammenhang mit den Problemen standen, erstmal aussortiert wurden - auch wenn gar nicht sicher war, ob sie wirklich betroffen waren. Diese Strategie habe sich bewährt.

Die Teams hatten ausreichend Ersatzteile dabei, sodass sichergestellt werden konnten, dass "ausschließlich Bauteile mit null Prozent Ausfallwahrscheinlichkeit verwendet" wurden. "Die 24 Stunden liefen schließlich ohne jegliche Auffälligkeit", erinnert Bosch.


Fotos: 24 Stunden von Daytona 2025


Gut möglich, dass es sich bei den anderen Herstellern eher um Ausnahmen und stattdessen um ein spezifisches Porsche-Problem handelt, was Diuguid untermauert: "Es war eher eine betriebliche Angelegenheit, sogar spezifisch für Porsche Penske Motorsport, um ehrlich zu sein."

Ob das Problem wirklich gelöst ist oder ob sich die Hochvoltsorgen in der Saison 2025 noch einmal zeigen werden, bleibt abzuwarten. Die Hersteller und Zulieferer werden die Analyse dennoch weiterführen - in der Hoffnung, dass sich die Unsicherheiten bei einem der nächsten Rennen, auch in der Langstrecken-WM (WEC) und in Le Mans, nicht wiederholen.