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  • 03.05.2012 14:27

Tarquini: "Wie ein Traum, der wahr wird"

SEAT-Fahrer Gabriele Tarquini spricht über seinen ersten Saisonsieg in der Slowakei und über seine teils heftigen Fahrmanöver im Duell mit den Rivalen

(Motorsport-Total.com) - Fast genau ein Jahr nach seinem bis dato letzten Laufsieg in der WTCC legte Gabriele Tarquini einen weiteren Triumph nach. Und wieder war es der italienische Routinier, der die Chevrolet-Erfolgsserie - zumindest kurzfristig - unterbrechen konnte. Dabei setzt Tarquini aber auch seine "Ellenbogen-Taktik" ein, mit der er schon in der Vergangenheit für Aufsehen gesorgt hatte. Eine Strafe gab es auch dieses Mal nicht. Im Interview mit 'Eurosport' spricht Tarquini darüber und über seine weiteren Aussichten.

Titel-Bild zur News: Gabriele Tarquini

Gabriele Tarquini ließ in der Slowakei erstmals 2012 alle Rivalen hinter sich

Frage: "Gabriele, du warst der erfolgreichste Fahrer in der Slowakei. Das kam aber sicher auch für dich ein bisschen überraschend, oder?"
Gabriele Tarquini: "Ja. Es war ein klasse Wochenende für mich. Ich bemerkte schon am Samstagmorgen, dass wir an dieser Strecke ein gutes Auto hatten. Leider hatte ich anfangs noch ein paar technische Probleme. In der Qualifikation kostete mich das vielleicht die Pole-Position. Ich nahm aber viele Punkte mit und bin natürlich sehr zufrieden mit dieser Ausbeute."

Frage: "Die Rennen waren sehr erlebnisreich und du musstest auch zur Rennleitung, weil du mit Norbert Michelisz und Yvan Muller aneinander geraten warst. Eine Strafe gab es nicht. Die richtige Entscheidung?"
Tarquini: "Nun ja. Ich muss mich wirklich bei Norbert entschuldigen. Er hatte ein fantastisches Rennen und führte. Leider verbremste ich mich an der Vorderachse, als ich hinter ihm lag."

"Ich bremste nämlich direkt nach dem Hügel und hatte deshalb vorn keinen Anpressdruck. So berührten wir uns und er verlor einige Positionen. Das tut mir leid für ihn, doch so ist das im Motorsport. Er kehrte zurück auf die Strecke und kämpfte als Dritter gegen Aleksei Dudukalo. Leider gab es da noch einen weiteren Zwischenfall mit Yvan Muller. Es war nicht sein Wochenende."

"Das tut mir leid für ihn, doch so ist das im Motorsport." Gabriele Tarquini

Frage: "Dein SEAT Leon wurde im Winter umfangreich modifiziert. Du hast einen neuen 1,6-Liter-Turbomotor von SEAT und diverse Neuentwicklungen an Bord. Es war sicher nicht einfach, ein so neues Fahrzeug ins Rennen zu führen ..."
Tarquini: "Ja. Leider konnten wir nicht sehr intensiv testen. Wir nutzen die Rennwochenenden dazu, um den Motor weiterzuentwickeln. Es ist klar, dass die Leistung des Motors nicht von Anfang an da war, doch die Fahrbarkeit ist deutlich besser als noch 2011."

"Das Auto an sich ist ziemlich alt. Dieses Chassis stammt noch aus dem Jahr 2006. Das ist aber auch ein Vorteil, denn so konnten wir das Auto gut einstellen. Bei manchen Rennen sind wir stark. Das SEAT-Chassis mag jedoch keine sehr langsamen Kurven. In der Slowakei lief es aber bestens."

Frage: "Was für ein frontgetriebenes Fahrzeug durchaus überraschend ist ..."
Tarquini: "In der Tat. Die Kurven sprechen eigentlich eher dafür, dass es sich beim Slovakiaring um eine BMW-Strecke handelt. Ich war wirklich überrascht davon, wie schnell mein Auto im Rennen war."


Fotos: Gabriele Tarquini, WTCC in Pressburg


Frage: "Wie eng arbeitest du mit deinem Teamkollegen Aleksei Dudukalo zusammen? Er hat sich in diesem Jahr mächtig gesteigert ..."
Tarquini: "Das ist eine große Überraschung. Er war der Mann des Wochenendes, denn er holte viele Punkte und stand erstmals auf dem Treppchen. Für Lukoil war es ein großartiger Sonntag. Beim ersten Rennen in der Slowakei einen Doppelsieg zu erzielen, war wie ein Traum, der wahr wird. Fantastisch. Zumal die Slowakei nicht allzu weit von Russland entfernt ist."

"Für Lukoil war es ein großartiger Sonntag." Gabriele Tarquini

Frage: "Jetzt, da du Chevrolet geschlagen hast, kannst du doch sicher auch um den Titel kämpfen, oder?"
Tarquini: "Nein. Um ehrlich zu sein: Wir befinden uns nicht in der Position, um es mit ihnen aufzunehmen. Dafür sind sie insgesamt zu schnell. Sie arbeiten besser als wir, weil sie drei Profifahrer haben. Wenn es erforderlich ist, helfen sie sich gegenseitig."

"Und in der Slowakei hatte ich erwartet, dass es zwischen Rob und Yvan heiß hergehen würde. Da war aber nichts. Da stiftete ich halt ein bisschen Aufregung, weil sich vorn nichts tat. Wenn sie alleine unterwegs sind, ist einiges geboten. Doch wenn sie um den Sieg fahren, dann tun sie einfach ihren Job. Sie haben vielleicht das beste Auto mit dem besten Motor und fahren für das beste Team."