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  • 27.03.2012 21:51

  • von Stefan Ziegler

SEAT: Weshalb der Dieselmotor wieder da ist

In Monza tauchten überraschend Dieselmotoren auf: SEAT-Sportchef Jaime Puig erklärt, warum dieser Schritt nötig war und wie lange er anhalten wird

(Motorsport-Total.com) - Die Ära des Dieselmotors schien eigentlich vorbei zu sein, aber in Monza tauchte das Aggregat doch wieder im Starterfeld der WTCC auf. Und das sehr kurzfristig - der erneute Einsatz war nämlich nicht geplant. Vielmehr ist das Comeback der TDI-Technologie auf das gut gefüllte Starterfeld der WTCC und auf den spontanen Bedarf an Motoren zurückzuführen, wie SEAT-Sportchef Jaime Puig erklärt.

Titel-Bild zur News: Tiago Monteiro

Tiago Monteiro vor Pepe Oriola: Einer hat den "Neuen", der andere fährt den TDI

"Wir hatten uns darauf vorbereitet, vier Autos auszurüsten. Nun stehen aber plötzlich acht Fahrzeuge in der Startaufstellung", sagt Puig gegenüber 'Motorsport-Total.com'. Er freue sich über das Vertrauen der Kundenteams in die Fahrzeuge von SEAT, doch manche Rennställe hätten ihr Interesse "etwas spät" bekundet. So waren SEAT knapp eine Woche vor dem Saisonauftakt halt die Hände gebunden.

Für Aleksei Dudukalo (Lukoil), Pepe Oriola (Tuenti), Darryl O'Young (Special Tuning) und Gabriele Tarquini (Lukoil) ging indes alles glatt: Das Quartett konnte beim Saisonauftakt in Monza jeweils auf einen neuen 1,6-Liter-Turbomotor von SEAT zurückgreifen. Weniger Glück hatten Andrea Barlesi (Sunred) und Tiago Monteiro (Tuenti). Beide mussten mit dem betagten Dieselmotor auskommen.

Drei unterschiedliche Motoren für acht Fahrzeuge

Und zwar, "weil wir keine andere Lösung haben", sagt Puig. Im Repertoire von SEAT befinde sich neben dem angesprochenen TDI-Motor lediglich noch das noch ältere Zweiliter-Aggregat, das gar nicht mehr dem Reglement entspricht. Das tut das TDI-Triebwerk auch nicht, doch der Automobil-Weltverband (FIA) ermöglicht den betroffenen Piloten trotzdem die Teilnahme an der WTCC.

Es ist eben eine Situation, wie man sie nicht erwartet hatte. Deshalb konnte Tom Boardman (Special Tuning) in Monza gar nicht antreten. Für ihn stand überhaupt kein Motor zur Verfügung. In Valencia fährt auch er mit einem Dieselmotor, genau wie Fernando Monje (Sunred). Der junge Spanier hatte aber nie vorgehabt, schon in Monza in der WTCC zu fahren - er "übte" bei den ETCC-Läufen.

"Wir hatten uns darauf vorbereitet, vier Autos auszurüsten." Jaime Puig

Doch zurück zur Motorenfrage: Für Barlesi scheint sie geklärt zu sein, denn der Belgier kündigte am Dienstag via Twitter an, er werde am Mittwoch einen Shakedown mit seinem umgerüsteten Fahrzeug absolvieren. Unter der Haube steckt dann ein 1,6-Liter-Turbomotor, wie ihn Sunred 2011 in Eigenregie entwickelte. Die acht SEAT-Autos laufen in Valencia also wohl mit drei unterschiedlichen Motoren auf.


Der WTCC-Saisonauftakt in Monza

Wer bekommt den nächsten neuen Motor?

Irgendwann sollen aber sämtliche Piloten mit dem neuen SEAT-Turbomotor ausrücken können. Einen Termin dafür gibt es allerdings noch nicht. Es werde "im Saisonverlauf" geschehen, meint Puig, ohne konkreter zu werden. Laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' könnte sich die Umrüstung der restlichen SEAT-Fahrzeuge noch bis zum Ende der WTCC-Europasaison im Juni 2012 hinziehen.

Offenbar gibt es auch eine interne Reihenfolge, war als Nächster am Zuge ist. Boardman steht dabei aktuell auf der Pole-Position, nach ihm wird Monteiro das neue Material erhalten. Barlesi und Monje werden wohl als letzte Fahrer auf den neuen SEAT-Turbomotor wechseln. Irgendwann. "Wir werden so rasch wie möglich ausliefern", sagt Puig. "Es braucht aber Zeit, um diese Motoren zu bauen."

"Wir werden so rasch wie möglich ausliefern." Jaime Puig

Zeit, die SEAT vor dem Saisonauftakt nicht hatte. "Es ist halt wie immer, wenn man etwas kurzfristig noch auf die Beine stellen will: Die Meisterschaft könnte ruhig zwei, drei Monate später beginnen. Das ist in der Formel 1 und in anderen Motorsport-Kategorien nicht anders und vollkommen normal", meint Puig. Und Qualität geht vor Hast: "Unsere Kunden sollen das bestmögliche Material bekommen."


Fotos: WTCC in Monza